Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
Vom Netzwerk:
Namen noch nie gehört zu haben, was im Umgang mit Menschen, die sich prominent wähnen, schnell zu Irritationen führt.
    Â»Ã„h … nun ja«, sagte Hero Dyk und schloss die Tür. »Darf ich mich setzen?«
    Â»Sicher. Was gibt’s? Was für eine Angelegenheit?«
    Reiner Hundt goss Kaffee aus einer Kanne in eine bereitstehende Henkeltasse, bevor Hero Dyk prüfen konnte, ob sie schon benutzt worden war oder nicht. Der Schreibtisch lag voll mit administrativen Papieren wie vor dem Zeitalter des papierlosen Büros, nur standen jetzt noch der Bildschirm und eine Tastatur daneben. An jedem freien Platz standen oder hingen Souvenirs, die Menschen mitbringen, die auf Reisen sind und denen zu Hause davon berichten möchten.
    Den meisten Platz jedoch nahmen Dinge ein, die nicht hierhin gehörten, für die es anderswo aber keinen Platz gab. An einer Wand lehnte auseinandergebaut die halbe Ausrüstung für einen Straßenstand. Die Bürotür ließ sich nicht ganz öffnen wegen einiger Klappstühle, die in der Ecke dahinter verstaut waren. Die Kaffeekanne stand auf einem Stapel der hiesigen Obdachlosenzeitung. Einzig auf einem Regalboden schien Reiner Hundt Platz für sich allein reserviert zu haben, dort lag die aktuelle Ausgabe der »Men’s Health« neben der Miniatur eines Porsche Carrera, was an diesem Ort fast rührend wirkte.
    Â»Ich war bei diesem Brand dabei«, begann Hero Dyk. »Ich habe am Samstagabend gegenüber im ›Erdbeerblau‹ meinen Geburtstag gefeiert.«
    Â»Ah«, machte Reiner Hundt. »Eine schlimme Sache. Ich kannte die Bewohner. Alles meine Jungs. Wissen Sie, das Problem, wenn sie es denn mal schaffen, eine Wohnung zu bekommen, liegt darin, dass sie gleich freudig ihre Kumpels einladen, und dann gerät die Sache außer Kontrolle. Meist gibt es schnell Ärger.«
    Hero Dyk nahm die Kaffeetasse und roch daran. Er spitzte die Lippen, weil er nicht unhöflich sein wollte. Das Getränk war fast kalt. »Es soll Brandstiftung gewesen sein«, sagte er.
    Reiner Hundt blickte sehr ernst, antwortete aber nicht.
    Â»Einer der Bewohner hieß Hannes«, sagte Hero Dyk. »Prinz Eisenherz.«
    Â»Das ist richtig. Er kam hierher zum Essen und half ab und zu. Er war kooperativ. Das sind sie nicht alle.«
    Es klang ein wenig wie das Gespräch zweier Zoologen über eine fremde Art und ihre Eigenheiten. Was sind die Bestandteile einer artgerechten Menschhaltung? Man bemüht sich, die Regeln zu achten, nach denen sie leben, und versucht notfalls, sie in Nischen anzusiedeln, die eine meist geduldige Öffentlichkeit nicht besetzt hält. Auf mehr darf man nicht hoffen. Es gilt, das Miteinander zu organisieren und Schlimmeres zu verhindern, mehr nicht. Den Gedanken an Integration hat man längst aufgegeben. Er passt nicht in unsere Zeit.
    Es klopfte an der Tür. Reiner Hundt lächelte Hero Dyk an. Er schien Stress gewohnt zu sein. »Es freut mich, wenn ich Ihnen helfen konnte.«
    Â»Ich möchte gerne etwas über diesen Hannes erfahren«, sagte Hero Dyk. »Tun Sie mir den Gefallen.«
    Reiner Hundts Miene wurde einen Strich ernster. »Wie meinen Sie das?«
    Â»Was wissen Sie über ihn? Wer kann mir mehr sagen? Vielleicht finde ich eine schöne Geschichte. Eine Obdachlosengeschichte.«
    Reiner Hundt griff hinter sich und legte ein Exemplar der Obachlosenzeitschrift mit dem Titel »Abseits?!« auf den Tisch. »Hier. Darin finden Sie Geschichten über uns. Dafür sollten sie schreiben. Unsere Obdachlosenzeitschrift. Damit beschäftigen wir sie. Es bringt uns Geld ein. Wir können jede Hilfe gebrauchen.«
    Hero Dyk nahm die Zeitung und blätterte darin. Es klopfte erneut, aber Reiner Hundt ließ sich nicht stören. Er trank einen Schluck Kaffee und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Weshalb interessiert Sie ausgerechnet Hannes? Warum nicht die anderen?«
    Â»Meine Tochter wurde bei dem Brand verletzt. Ich möchte wissen, wer ihr das angetan hat. Man hat mich auf Hannes aufmerksam gemacht.«
    Â»Wer?«
    Â»Jemand. Pretorius heißt er. Er haust bei mir nebenan. Einer von Ihren Leuten. Ich bin Autor, wissen Sie. Ich bin neugierig und gebe Dingen Bedeutung, die anderen nicht auffallen.«
    Reiner Hundt entspannte sich. »Die Tochter, aha. Und Pretorius ist Ihr Nachbar? Na, das nenne ich mal ein Motiv. Haben Sie eine Karte, damit ich Sie erreichen

Weitere Kostenlose Bücher