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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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befreit hatte, die ganze Enklave zu durchstreifen, die ihm plötzlich offenstand, und das einsame Mädchen zu treffen.
    Cadfael legte die Füße auf die Holzbank und schloß die Augen, um ein wenig zu ruhen.
    Matthew war plötzlich hinter ihr, ohne daß sie ihn kommen gehört hatte. Als er auf das von der Sonne getrocknete Gras am Rande der Wiese trat, wurde sie durch das Rascheln erschreckt, und sie fuhr hastig herum, erhob sich auf die Knie und starrte ihn an, halb geblendet vom grellen Sonnenuntergang, in den sie die ganze Zeit geblickt hatte. Ihr Gesicht war offen, verletzlich und kindlich. Sie sah aus wie damals, als er sie vor den herangaloppierenden Pferden von der Straße gerissen hatte, um mit ihr über den Graben zu springen. Genau wie damals riß sie die Augen auf und blickte benommen und erschrocken zu ihm auf, und genau wie damals wich ihre Furcht einem Ausdruck von Verwunderung und Freude, da sie in ihm nichts als Trost, Freundlichkeit und Bewunderung fand.
    Der offene Blickwechsel war nicht von Dauer. Sie blinzelte und schüttelte leicht den Kopf, um die Verschwommenheit aus ihren Augen zu treiben. Sie sah suchend an ihm vorbei und konnte nicht glauben, daß er allein gekommen war.
    »Ciaran... suchst du etwas für ihn?«
    »Nein«, sagte Matthew kurz angebunden und wandte einen Moment den Kopf ab. »Er ist im Bett.«
    »Aber du weichst doch nie von seiner Seite.« Sie sagte es in aller Unschuld, sogar besorgt. Sie mochte Vorbehalte gegen Ciaran haben, aber sie hatte Mitleid mit ihm und verstand ihn dennoch.
    »Wie du siehst, habe ich es getan«, sagte Matthew barsch.
    »Auch ich habe Bedürfnisse... ich mußte an die Luft. Er ist dort drinnen gut aufgehoben, er wird es nicht einmal bemerken.«
    »Ich wußte ja«, sagte sie resigniert und verbittert, »daß du nicht meinetwegen gekommen bist.« Sie wollte in einer raschen, anmutigen Bewegung aufstehen, aber er kam ihr zuvor und streckte, wie es schien, fast gegen seinen Willen, eine Hand aus, um ihr Handgelenk zu fassen und ihr aufzuhelfen. Als sie der Berührung auswich, zog er die Hand abrupt zurück, und sie erhob sich ohne seine Hilfe. »Aber wenigstens«, sagte sie kühl, »bist du nicht gleich weggerannt, als du mich gesehen hast. Ich sollte dankbar dafür sein.«
    »Ich bin nicht frei«, erwiderte er verletzt. »Das weißt du so gut wie ich.«
    »Dann warst du auch nicht frei, als wir zusammen die Straße entlang gewandert sind«, versetzte Melangell heftig, »als du meine Last getragen hast und neben mir gegangen bist und Ciaran hast voraushumpeln lassen, so daß er nicht sehen konnte, wie du mich angelächelt hast, wie galant du warst und wie du mir geholfen hast, wenn der Weg uneben war, und wie zärtlich du gesprochen hast, als freutest du dich darüber, neben mir zu gehen. Warum hast du mich da nicht gewarnt, daß du nicht frei wärest? Oder besser, warum habt ihr nicht einen anderen Weg eingeschlagen und uns allein gelassen? Dann hätte ich die Zeit nutzen und dich vergessen können. Aber jetzt kann ich das nicht mehr! Nie mehr, bis ich sterbe!«
    Die Haut auf seinen Lippen und Wangen spannte sich und erbleichte, und sie wußte nicht, ob es Zorn oder Schmerz war.
    Sie war zu nahe und zu betroffen, um klar sehen zu können. Er wandte abrupt den Kopf ab, um ihrem Blick auszuweichen.
    »Dein Vorwurf ist berechtigt«, sagte er mit rauhem Flüstern.
    »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte nie glauben dürfen, daß ich ein so süßes Glück finden könnte. Ich hätte dich verlassen sollen, aber ich konnte nicht... mein Gott! Glaubst du denn, ich hätte ihn auf einen anderen Weg führen können? Er hat sich an dich, an deine Tante geklammert... und doch hätte ich stark genug sein müssen, von euch abzulassen und euch allein zu lassen...« So rasch, wie er sich umgedreht hatte, wandte er sich ihr wieder zu, legte ihr eine Hand auf die Wange und hielt ihr Gesicht nahe vor seines. Die Berührung war so unsanft, daß sie den Druck seiner Finger auf der Haut spürte.
    »Weißt du überhaupt, was du da verlangst? Nein! Du hast dein eigenes Gesicht nie gesehen, jedenfalls nicht durch die Augen eines anderen. Wer könnte dir einen Spiegel geben, damit du dich selbst siehst? Oder einen Teich, wenn du dir die Zeit nimmst, dich darüberzubeugen und zu schauen. Wie kannst du wissen, was dieses Gesicht bei einem Mann anrichtet, der verloren ist? Und du wunderst dich, daß ich durstig trank wie ein ausgetrockneter Schwamm, als du neben mir

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