Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
und verzweifelter Schrei. Die Worte waren nicht zu verstehen, aber die Angst konnte man nicht verkennen. Im schweigenden Wald, wo nicht einmal ein Lufthauch die Äste regte oder in den Blättern raschelte, trug jedes Geräusch sehr weit. Cadfael ritt eilig weiter, schon fast traurig sicher, was ihn erwartete, wenn er den Ursprung des Angstschreies erreichte. Die viele Meilen lange, geduldige, stetige Verfolgungsjagd durch halb England mochte jetzt, knapp eine Viertelstunde zu früh, beendet sein. Er konnte nichts mehr tun. Matthew hatte Ciaran eingeholt, einen Ciaran, der seiner strengen Buße müde war, da ihn nun niemand mehr sah. Er hatte selbst ganz richtig gesagt, daß er sich nicht so sehr haßte, um sich eine solche Mühsal grundlos aufzuerlegen. Nun, da er allein war, mochte er sich in Sicherheit gewiegt haben, vielleicht hatte er das schwere Kreuz abgelegt und war sogar schon auf der Suche nach Schuhen für seine Füße. Wenn Matthew ihn nur nicht derart abtrünnig und schutzlos gefunden hatte.
    Das zweite Geräusch, das die Stille durchbrach, ging in dem Lärm, den Cadfael beim Reiten selbst erzeugte, beinahe unter, doch er bemerkte die Unruhe im Wald und zügelte sein Pferd, um zu lauschen. Da rauschte und krachte es, als hastete jemand schnell und pfeilgerade durch den Wald. Dann hörte er einen Moment lang mehrere Schreie gleichzeitig, nicht sehr laut, aber scharf und besorgt, und dann erhob sich eine Männerstimme lauter als die anderen. Es war Matthews Stimme, die nicht triumphierend oder beängstigt rief, sondern eher knapp und trotzig. Da vorn waren nicht nur die beiden Pilger, und es war nicht mehr weit.
    Er stieg ab und führte sein Pferd vorsichtig, so weit er es wagte, auf dem Weg weiter bis zu der Stelle, von der die Geräusche gekommen waren. Hugh konnte sich sehr schnell bewegen, wenn es nötig war, und Cadfaels knappe Botschaft gab ihm Grund genug dazu. Er hatte sicher die Stadt auf dem kürzesten Weg verlassen, über die Westbrücke und über eine gute Straße nach Südwesten, um zwei Meilen zurück auf diesen alten Weg zu stoßen. In diesem Augenblick war er vielleicht nicht weiter als eine Meile hinter ihm. Cadfael band sein Pferd am Wegrand fest, um ein deutliches Zeichen zu geben, daß er einen Grund gefunden hatte, hier Halt zu machen, und daß er in der Nähe war.
    Es war wieder still. Cadfael suchte die Büsche nach einer Stelle ab, an der er ohne verräterische Geräusche in den Wald eindringen konnte, und arbeitete sich instinktiv und mit dem Tastsinn in die Richtung vor, aus der die Schreie gekommen waren. Es war fast unnatürlich still. Nach einer Weile bemerkte er den schwachen Schein des letzten Tageslichts zwischen den Ästen. Dort vor ihm war eine Lichtung.
    Er erstarrte und blieb reglos stehen, als zwischen ihm und dem schwachen Lichtschein ein Schatten vorüberglitt. Ein großer und schlanker Mann, der sich wie eine Schlange durch die Büsche schob. Cadfael wartete, bis er das Licht wieder sah, dann schlich er vorsichtig weiter, bis er die Lichtung überblicken konnte.
    In der Mitte stand eine Buche mit einem gewaltigen Stamm, der schwarz und mächtig die weit gespannten Äste trug. In der Dunkelheit regte sich etwas. Nicht einer, sondern zwei Männer preßten sich an den Stamm. Stahl reflektierte das Licht gerade lange genug, um als das erkannt zu werden, was er war: ein gezückter, blanker Dolch. Zwei hielten dort die Stellung, und mindestens zwei andere hatten sie eingekreist und warteten, bis sie die Hilflosen gefahrlos niedermachen konnten. Cadfael nahm sich Zeit, die ganze dunkler werdende Lichtung abzusuchen und bemerkte wie erwartet zitternde Blätter, die den Standort eines Mannes verrieten; und auf der anderen Seite lauerte noch einer. Also drei, und wahrscheinlich alle bewaffnet und gewiß nicht mit lauteren Absichten, wenn sie so verstohlen des Nachts durch den Wald schlichen, ohne ein Ziel zu haben. Sie warteten auf den richtigen Augenblick zum Morden. Drei waren in Shrewsbury unter der Brücke entkommen und in diese Richtung geflohen. Drei tauchten hier im Wald wieder auf und gingen immer noch ihrem schändlichen Gewerbe nach.
    Cadfael zögerte und überlegte, wie er am besten verfahren sollte; ob er zum Weg zurückschleichen und auf Hughs Eintreffen warten und hoffen sollte, oder ob es besser wäre, allein etwas zu unternehmen, um die Räuber abzulenken und zu erschrecken und das Morden hinauszuzögern, bis Hilfe kam.
    Er hatte sich gerade entschlossen, zu

Weitere Kostenlose Bücher