Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
zahlreichen Taschen und Börsen geklaubt. Schade nur, daß sie William Haies zurücklassen mußten, der gefangen worden war, aber alles in allem waren sie noch recht gut davongekommen, wenn auch mit einigen Kratzern und um einen Mann vermindert. Pech für William, aber so spielte das Leben. Jeder wußte, daß ihm das passieren konnte.
    Sie hatten die stark benutzten Wege gemieden und waren den Einwohnern, die ihren Geschäften nachgingen, aus dem Weg gegangen; sie hatten nachts unbemerkt geplündert, nachdem sie sich vergewissert hatten, wo es keine Hunde gab. Sie hatten sogar eine Art Dach über dem Kopf, denn in den Dickichten jenseits der alten Straße hatten sie, überwuchert und gut verborgen, die Überreste einer Hütte gefunden. Es waren die Überbleibsel eines Gehöfts, das schon vor langer Zeit verlassen worden war. Noch ein paar Tage dieses bequemen Lebens, wenn das Wetter umschlug vielleicht früher, und sie würden sich nach Süden durchschlagen, um sich zunächst von Shrewsbury zu entfernen, ehe sie sich nach Osten wandten und Grafschaften heimsuchten, in denen man sie noch nicht kannte.
    Wenn einsame Reisende die Straße entlang kamen, die erkennbar aus dieser Gegend stammten, dann ließen sie sie in Ruhe, denn ein Ortsansässiger würde bald vermißt werden, und dann wäre man ihnen schnell auf den Fersen. Aber sie hatten nichts dagegen, jeden Wanderer zu überfallen, der eindeutig ein Fremder war und eine weite Reise vor sich hatte, denn man würde ihn so schnell nicht vermissen, und außerdem war er ein lohnenderes Ziel für einen Überfall, da er die Mittel für seine Reise bei sich haben mußte, wie bescheiden sie auch waren. In diesen Wäldern und Dickichten konnte ein Mann leicht auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
    Sie hatten sich vor ihrer Hütte bequem zur Nacht eingerichtet.
    Das Feuer war gut in dem mit Lehm verkleideten Loch versteckt, das sie eigens zu diesem Zweck ausgehoben hatten, und das Fett des gestohlenen Huhns klebte ihnen noch an den Fingern. Der Sonnenuntergang in der Außenwelt war hier nicht mehr als ein düsteres Zwielicht, aber ihre Augen hatten sich umgestellt, und sie waren ausgeruht und nach dem müßigen Tag voller Tatendrang. Walter Bagot hielt Wache; er lag ein Stück entfernt an dem schmalen Weg in Deckung. Nun kam er hastig herangeschlichen, doch sein Ausdruck ließ eher auf Vorfreude denn auf Furcht schließen.
    »Da kommt einer, den wir uns vornehmen können. Der barfüßige Wanderer aus der Abtei... einigermaßen hergestellt, aber lahm wie eh und je. Kein Mensch wird wissen, wohin er gegangen ist.«
    »Er allein?« fragte Simeon Poer überrascht. »Du Narr, er hatte doch immer seinen Schatten bei sich. Das heißt, daß wir es mit zweien zu tun haben, denn wenn einer davonkommt, haben wir den anderen auf den Fersen.«
    »Er ist allein«, erwiderte Bagot lüstern. »Allein, ich sage es euch, er hat sich abgesetzt, oder sie haben sich im Einvernehmen getrennt. Wen kümmert es schon, was aus ihm wird?«
    »Bei dem ist nichts zu holen«, entgegnete Shure verächtlich.
    »Laß ihn gehen. Der ist nicht mehr wert als sein Hemd und seine Hose; sonst hat er nichts.«
    »Ah, aber er hat etwas! Geld, mein Freund!« sagte Bagot mit glitzernden Augen. »Täusche dich nicht in ihm, er ist gut gerüstet, wenn er sich auch bemüht, es niemand merken zu lassen. Ich weiß es! Ich habe ihn abgetastet, wann immer ich im Gedränge in der Kirche neben ihm stand. Er hat unter seinem Mantel, unter Hemd und Hose, eine gut gefüllte, schwere Börse an seinen Gürtel geknüpft; ich konnte nur nicht darankommen, ohne das Messer zu benutzen, und das war zu gefährlich. Er kann für sich zahlen, wo immer er übernachtet.
    Kommt, steht auf, er ist eine leichte Beute.«
    Er war seiner Sache sicher, und sie waren nur zu gern bereit, sich eine fremde Börse anzueignen. Sie erhoben sich fröhlich, die Hände an die Dolche gelegt, und schlichen lautlos durch das Unterholz zur schmalen Straße, über der ein helles blaßblaues Band des Himmels schimmerte. Shure und Bagot verbargen sich auf der einen Seite des Weges und Simeon Poer auf der anderen hinter dichten grünen Büschen, die im vollen Licht blattreich und hoch gewachsen waren. In diesem Teil des Waldes standen sehr alte Bäume; gewaltige Buchen mit knorrigen und dicken Stämmen, die drei Männer kaum mit ausgestreckten Armen umfassen konnten. An vielen Orten wurde altes Waldland gerodet, umgepflügt und zur Jagd freigemacht, aber im großen

Weitere Kostenlose Bücher