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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Kraftprotz zu seinen leichteren Übungen. »Und was, wenn ich mich widersetze?«
    »Sollte dieser Fall eintreten, sähe ich mich gezwungen, andere Saiten aufzuziehen. Natürlich mit dem allergrößten Bedauern.«
    »Und das von jemandem, der vorgibt, ein Pilger zu sein«, entgegnete Bruder Hilpert ohne eine Miene zu verziehen. »Täusche ich mich, oder habt Ihr gegen unsereinen etwas einzuwenden? In specialiter [16] gegen Mönche?«
    »Wenn, dann nur gegen solche, die ihren Rotzerker in anderer Leute Angelegenheiten stecken!«, blaffte der Koloss und funkelte Bruder Hilpert wütend an.
    »Und welche Angelegenheiten wären das?«
    »Soll das etwa ein Verhör sein?«
    »Einstweilen noch nicht. Ob eines daraus wird, liegt ganz allein bei Euch.«
    »Und was, wenn ich mich widersetze?«, äffte der Hufschmied Bruder Hilpert nach und ließ den Zeigefinger über das stumpfe Ende des Dolches gleiten.
    Doch der ließ sich durch diese versteckte Drohung nicht aus dem Konzept bringen. »Sollte dieser Fall eintreten«, nahm Bruder Hilpert seinen Widersacher aufs Korn, »sähe ich mich gezwungen, Euch dem weltlichen Arm zu übergeben. Zu Eurer Information: Berengar von Gamburg, der Vogt des Grafen von Wertheim, versteht diesbezüglich keinerlei Spaß. Darüber hinaus dürfte Euch klar sein, dass es an Bord dieses Schiffes jede Menge Zeugen gibt. Angefangen beim Schiffsjungen bis hin zu dem Mann, der Euch als Richwyn der Sackpfeifer bekannt sein dürfte. Falls Ihr Euch zu vergewissern wünscht – er steht da drüben.«
    Der Koloss lachte leise in sich hinein. »Wenn Euch der Sinn nach einem Handgemenge steht –«, presste er mit Blick auf Richwyn hervor, »an mir soll es nicht liegen! Eins zu drei – warum nicht? Mit einem Pfaffen, diesem Abschaum da und einem Herumtreiber nehme ich es allemal auf.«
    »Und auch mit mir?«
    Der Koloss fuhr zusammen und wandte sich dem Kapitän zu, der mit ausgestreckter Hand vor ihm stand. In puncto Körperkraft konnte er ihm zwar nicht das Wasser reichen. Bezüglich der Entschlossenheit, die er an den Tag legte, umso mehr. Und so kam es, dass er sich den Dolch ohne Gegenwehr abnehmen ließ. »Damit du ’ s weißt, Fleischklops –«, kanzelte ihn der einen Fuß kleinere Kapitän vor aller Augen ab, »noch so ein Auftritt, und ich werfe dich eigenhändig über Bord! Kapiert?«
    Der Hufschmied nickte, machte einen Schritt rückwärts und hantierte verlegen an seiner Gürtelschnalle herum.
    »So, und jetzt mach, dass du an die Arbeit kommst!«, setzte der Kapitän noch eins drauf, hob den Daumen und deutete zum Heck. »Deck schrubben – und zwar gründlich!«
    Ohne ein Wort des Widerspruchs, dafür aber mit einem rachsüchtigen Blick auf den Badstuber, räumte der Koloss das Feld.

     
    H

     
    Bruder Hilpert war sprachlos. Weshalb sich der Hufschmied wie ein Schiffsjunge hatte zusammenstauchen lassen, wollte ihm nicht in den Kopf.
    »Und ich – was ist mit mir?«, meldete sich Emicho zu Wort. »Der Hundsfott wollte mir an den Kragen. Mich umbringen. Mit einem Messer. Und was passiert mit ihm? Nichts!«
    Bereits wieder auf dem Weg nach achtern, drehte sich der Kapitän um, rückte seine Augenklappe zurecht und sah den Badstuber prüfend an. »Fragt sich nur, warum«, erwiderte er seelenruhig, ließ den Dolch in die Scheide gleiten und wippte auf den Absätzen hin und her.
    »Wie bitte?«, ereiferte sich der Badstuber und folgte ihm wild gestikulierend auf dem Fuß. »Ich höre wohl nicht richtig! Da kommt man nichts ahnend an Bord, nur um wie der letzte Dreck – ach, was sag ich! – wie ein Stück Freiwild behandelt zu werden. Erst diese … diese dreckige kleine Metze, die mir einen Dolch zwischen die Rippen stoßen will, dann dieser Anschlag, bei dem ich um ein Haar ertrunken wäre, dieses grobschlächtige Ungetüm und dann …«
    »›Metze‹ – habe ich da eben richtig gehört?« Zu Bruder Hilperts Verdruss hatte sich Richwyn bislang herausgehalten. Kaum war Emicho richtig in Fahrt, hatte er seine Passivität jedoch aufgegeben und sich dem Badstuber in den Weg gestellt. »Darf man fragen, wie Ihr zu dieser Behauptung kommt?«
    »Meine Sache!«, antwortete der Badstuber barsch.
    »Wirklich?«
    »Und wenn nicht: Darf man fragen, was einen Herumtreiber wie dich das angeht?«, kläffte Emicho und baute sich wutschnaubend vor Richwyn auf.
    Im Gesicht des Sackpfeifers zuckte es, und seine Zornesfalte vertiefte sich. Aufgrund seiner Körperkräfte wäre es ihm ein Leichtes gewesen,

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