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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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der wäre?«
    »Ich kann mir nicht helfen, Bruder Hilpert, aber irgendwie habe ich das Gefühl, als wolltet Ihr mich aufs Glatteis führen.«
    »Keineswegs«, antwortete der Angesprochene und ergriff Caelinas Hand, um den Pulsschlag zu kontrollieren. »Doch zurück zum Thema: Worin besteht – respektive bestand – Eure Mission?«
    »Im Auftrag der Heiligen Inquisition im Dominikanerkloster zu Würzburg Ordnung zu schaffen.«
    »Hört sich schon ganz anders an als vorhin.«
    »Und das mit Recht.« Coelestinus setzte eine versteinerte Miene auf und wirkte wie um Jahre gealtert. »In letzter Zeit schien sich ipso loco [20] einiges an Unrat angehäuft zu haben. Höchste Zeit, einigen Herren dort auf die Finger zu schauen.«
    »Recht so. Ein Klosterschatz samt Notgroschen geht schließlich nicht jeden Tag verloren.«
    Fast wäre Coelestinus die wohleinstudierte Miene der Gelassenheit abhandengekommen. Dank seiner Beherrschtheit schien sich sein Unmut jedoch in Grenzen zu halten. Zumindest nach außen hin. »Wie gesagt: Ihr seid mit allen Wassern gewaschen«, zollte er Bruder Hilpert widerstrebend Lob. »Und wie immer erstaunlich gut informiert. Hängt wahrscheinlich mit Eurem Sozius, diesem Berengar, zusammen.«
    »Wie überaus scharfsinnig von Euch.«
    Wie auf Kommando fuhr Bruder Hilpert herum und starrte auf die Ladeluke, aus der soeben der Kopf seines Freundes auftauchte. Die Verwunderung von Coelestinus dagegen hielt sich in Grenzen. Doch davon bemerkte Bruder Hilpert zunächst nichts. »Wo kommst du denn her?«, stieß er halb feixend, halb erleichtert hervor, einigermaßen sicher, dass der Vogt nicht zu Schaden gekommen war. »Gut geschlafen?«
    »Wie man ’ s nimmt«, brummelte Berengar pikiert, während er sich den lädierten Schädel massierte. »Und wenn wir gerade dabei sind: Was ist denn eigentlich mit dem Mädchen …«
    Weiter kam Berengar nicht. Bruder Hilperts Blick folgend, der an ihm vorbei Richtung Hauptmast gerichtet war, schloss er die Luke und drehte sich um.
    Und vergaß die Kopfschmerzen, die ihm heftig zusetzten, auf einen Schlag.
    »Beim After Satans!«, entfuhr es dem Vogt, als er Malachias an der Rah hängen sah. »Das gibt ’ s doch nicht!«
    »Und ob«, antwortete Coelestin amüsiert.
    »Euren Hang zum Mummenschanz in allen Ehren, aber als Spielmann seid Ihr mir wesentlich sympathischer gewesen.«
    »Wenn Ihr meint«, entgegnete der Visitator in gönnerhaftem Ton. »Wahrscheinlich Geschmackssache, wie so vieles in diesem Leben.«
    »Für Euch mag dies zutreffen, für mich leider nicht.«
    Die Langeweile in Person, ließ Coelestinus den Daumen über die Fingerkuppen gleiten. »Wozu überhaupt die Aufregung?«, fragte er geziert. »Ist Euch doch nichts geschehen.«
    »Außer, dass man mir nichts, dir nichts eins über den Schädel gezogen, mich gefesselt, geknebelt und im Laderaum liegen gelassen hat. Wo einem die Ratten auf der Nase rumtanzen.« Berengar schlug mit geballter Faust gegen die Fläche seiner linken Hand. »Wenn ich den Kerl erwische, kann er sein Testament machen.«
    Coelestinus setzte eine Unschuldsmiene auf. »Bedaure, Vogt«, entgegnete er zuckersüß, »ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht. Und was die Ratten betrifft, seid Ihr den Umgang mit ihnen doch wohl gewohnt.«
    »Mit Ratten und Zeitgenossen, die ihnen nachzueifern bestrebt sind – ganz richtig.«
    »Ruhig Blut, Berengar.« Um Schlimmeres zu verhüten, griff Bruder Hilpert rasch ein. »Was die Frage betrifft, wer dich außer Gefecht gesetzt hat, wird sich die Antwort mit Sicherheit bald finden. Vielleicht schneller, als der Betroffene denkt.« Bruder Hilpert ließ den Handrücken auf der Stirn seiner Patientin ruhen und sah zu Coelestinus auf. »Nicht wahr, Bruder?«, fügte er kurzerhand hinzu.
    Der Visitator zuckte die Achseln. »An mir soll ’ s nicht liegen!«, tat er so, als ginge ihn das alles nichts an.
    Ein Signal, auf das Bruder Hilpert nur gewartet hatte. »Wie beruhigend, Euch hinter mir zu wissen!«, kommentierte er mit ätzendem Spott. »Und da dem so ist, wird es Euch ein Leichtes sein, mit Eurer Erzählung fortzufahren. Wo waren wir stehen geblieben? Genau! Ihr wart im Begriff, mich über die Hintergründe Eurer Mission aufzuklären.«
    »Ich wüsste nicht, was es in Bezug auf meine Mission noch aufzuklären gäbe. Zumal sie, wie Ihr Euch vorstellen könnt, größtmöglichem Stillschweigen unterliegt.«
    »Aber ich.«
    »Und das wäre?« Giftiger als der Blick, dem sich

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