Pilgern auf Französisch
Monster, der Faschismus in Spanien ist zu Ende!«
Wenn Pierre wütend ist, flucht er gern, was seine Argumente ein wenig schwächt. Trotz seiner harten Schale ist Pierre ein unverbesserlicher Gefühlsmensch.
Der Pater: »Qué dice?«
Clara gibt sich sehr weitläufig und sprachgewandt: »Mein Bruder ist nicht immer rational, er ist manchmal sogar un poco irrational. Comprendes?«
Pierre: »Schnauze!«
Clara: »Selber Schnauze!«
Der Pater: »Qué dice?«
Clara: »Er sagt, dass Sie ein Culero erster Klasse sind, und ich kann ihm da nur recht geben.«
Der Pater: »No comprendo...«
Pierre: »Kommt, gehen wir, heute lade ich euch alle ins Hotel ein.«
Das lässt sich keiner zweimal sagen, hochzufrieden marschieren sie los. Nur Ramzi, der immer einen Heidenrespekt vor Geistlichen hat, egal, welcher Religion, verabschiedet sich herzlich von dem Pater. Er legt die Hand aufs Herz:
»Salam alaikum, Bruder, und Allahu akbar.«
Schnell verlassen sie diese ungastliche Stätte. Guy weiß, wohin: Einmal hat er mit reichen Kunden in einem Luxushotel genächtigt, aber das liegt noch eine Stunde entfernt.
»Kommen Sie, Pierre?«
Pierre kommt. Als Schlusslicht.
Im Luxushotel rennen sie kreischend und lachend durch die Gänge. Nach dem wochenlangen einfachen Leben in den Herbergen freuen sie sich an den bequemen Betten, dem Teppichboden unter den Sohlen, den schweren Vorhängen, den Daunenkissen und dass sie mal wieder allein in einem Zimmer sein können. Sie leeren die Minibars, ziehen sich die blödesten Fernsehsendungen rein. Und vor allem: Vor allem aalen sie sich unter Bergen von Badeschaum in den Wannen. Alle sind bester Laune.
In der Nacht träumen sie lebhaft, auch die Träume freuen sich über die glücklichen Seelen, für die sie verantwortlich sind.
Claude tanzt auf einer Wiese Tango mit dem älteren Mann, von dem er in der Nacht zuvor geträumt hat.
Clara und Mingo gehen durch die Nacht, schwere Koffer drücken sie nieder. Schwärme von angeleinten Kindern und Enten folgen ihnen. Sie kommen zu einer Tür auf einer Wiese, öffnen sie und sehen dahinter exotische Tiere, die brav dasitzen und lächeln. Plötzlich scheint die Sonne.
Mathilde steht vor einem Tisch, auf dem zwei große Eier liegen, ein weißes und ein schwarzes. Sie begutachtet sie, weiß nicht, welches sie nehmen soll.
Mit einer Lampe in der Hand dringt Guy an der Spitze seiner Gruppe in ein Labyrinth aus Büschen ein, das wie ein Fragezeichen geformt ist. Er folgt den Windungen und findet den Ausgang, wo ihn ein großes Ei erwartet, daraus strahlt ihm Mathildes Gesicht entgegen.
Said folgt dem Schatten einer schwarz verschleierten Frau, die mit einem Sprung einen Fluss überquert. Er kommt an den Fluss und will zu dem Schatten hinübereilen, doch er traut sich nicht zu springen. Dann wagt er es doch und fliegt ungehindert ans andere Ufer. Als er auf dem Boden aufkommt, verwandelt sich der Schatten in ein Pferd, er sitzt auf und galoppiert davon.
Camille sitzt bei Sonnenuntergang am Rand einer Klippe, die steil ins Meer abfällt. Geduldig entwirrt sie blutige Därme und gibt sie einem Adler zum Fraß.
Elsa rüttelt am Tor eines Parks, aber das Tor ist mit einem Schloss versehen. Sie taucht ein in eine Wanne, die auf einer Wiese steht und mit schäumendem Wasser gefüllt ist. Und da streckt ein Teufel mit gespaltenem Schwanz und langer roter Nase die Hand ins Wasser, zieht einen großen Schlüssel heraus und öffnet damit das Vorhängeschloss. Zusammen mit dem Teufel verschwindet Elsa im nebligen Park.
Pierre und Édith schwimmen in einem See zwischen riesigen bunten Bojen in Form von Enten. Sie spielen im Wasser und bespritzen sich gegenseitig.
Ramzi sieht ein großes A auf sich zukommen, das A verwandelt sich in eine schöne Frau, die bis zu den Fußspitzen verschleiert ist. Sie drückt ihn an sich, dann entfernt sie sich von ihm und winkt ihm zum Abschied. Die Frau versinkt in der Erde und ist verschwunden.
EINE WOCHE SPÄTER beginnt die Durchquerung der Meseta. Meseta bedeutet auf Spanisch »kleiner Tisch« — ein Euphemismus für dieses Hochland, das fast ganz Spanien einnimmt und durchschnittlich sechshundert Meter hoch liegt.
Der Jakobsweg verläuft auf etwa dreihundertfünfzig Kilometern lang über die Meseta. So weit das Auge reicht — und das von morgens bis abends — die grenzenlosen Weizenfelder landwirtschaftlicher Großbetriebe.
Eine flache Einöde — nach den starken Eindrücken und tiefen Gefühlen in den
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