Pilgern auf Französisch
müssen. Und stell dir vor — wenn ich auf diese Weise über Muslime rede, dann deshalb, weil ich sie mag, und nicht umgekehrt! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen — alle Leute, die die Muslime weiterhin ausbeuten wollen, sagen ihnen die Wahrheit nicht ins Gesicht, sie gehen ihnen um den Bart und lassen sie in der Scheiße liegen; sie unterstützten heimlich die größten Faschos unter den Fundamentalisten — diese Typen mit ihren verdammten Attentaten und mit ihrer Hetze in den französischen Vorstädten. Und sie sorgen dafür, dass die ganze Welt die Muslime hasst und dass sie selbst die Muslime weiter beherrschen und ihnen auf der Nase herumtanzen können, und bald wird zwischen den beiden Seiten der totale Krieg ausbrechen, weil sie an ihr Erdöl wollen. Auch du willst mir auf der Nase herumtanzen, du willst dir doch nur einen Spaß daraus machen, ein Mädchen zu ficken, das keine Araberin ist, und irgendwann wirst du ein verschleiertes, unterwürfiges Frauchen heiraten, wirst ihr einen Stall Kinder machen, und zu Hause muss sie den Mund halten, während du die Familienhilfe und das Kindergeld, das sie bekommt, draußen auf der Straße verprasst. Das ist ganz und gar nicht nach meinem Geschmack, ich bin kein Mädchen für dich, gib du dich lieber wieder mit deinesgleichen ab und spiel weiter mit deinen eigenen blöden Schnallen herum, aber mich lass bitte in Ruhe.«
»Sag mal, ich habe echt nicht gewusst, dass du so eine Rassistin bist! Du übernimmst einfach gängige Ansichten über uns, hast aber nicht die geringste Ahnung. Du bist ja völlig aufgehetzt von diesen billigen, blöden Nachrichtensendungen! Aber bevor du über eine Sache urteilen kannst, musst du dir selbst ein Bild machen. Mit eigenen Augen. Und was mich angeht — du siehst überhaupt nicht, was ich für dich getan habe, wie ich seit Tagen und Wochen hinter dir herlatsche, und jetzt redest du so mit mir.«
»Halt, halt — das hier hast du nicht für mich getan, Said, das hast du für dich selbst getan. Ich habe dich um nichts gebeten.«
»Na, dann bitte mich doch um etwas. Bitte mich!«
»Nein, ich bitte um nichts. Ich bitte nie um etwas, denn das kommt einen später teuer zu stehen.«
»Was kommt einen teuer zu stehen?«
»Die Liebe. Ich verlange nichts von dir, also schulde ich dir auch nichts. Niemand wird je über mich bestimmen und mir sagen, was ich tun soll. Okay? Ich liebe keinen, denn irgendwann raubt er mir die Freiheit. Die Liebe ist nichts für mich. Ich träume nicht vor mich hin, ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde.«
»Auch du träumst. Alle Menschen träumen, ich träume von dir, und du träumst von mir — das weiß ich.«
»Ja, genau. Träum, so viel du willst! Ich jedenfalls träume nicht. Der Traum von einem süßen Jungen, mit dem ich ausgehe, der mich beschützt und so weiter, und dann der Traum von einem süßen Mann, der genügend Geld verdient, der Traum von der tollen Wohnung, von Kindern, Fernsehen, Kühlschrank, Badezimmer und diesem ganzen Mist — das ist nichts für mich. Klar? Ich kenne das wirkliche Leben, und weißt du, was das ist, das wirkliche Leben? Du bist angeschmiert, du gehst nicht mehr aus, der Kerl ist arbeitslos, die tolle Wohnung ist versifft, und du darfst sie putzen, der Kühlschrank ist leer, und den Kindern darfst du den Hintern abwischen. No future. Mit dir und deinen anderen Machos haben wir keine Zukunft. Wir schmeißen das Studium oder die Arbeit hin, um uns um die Kinder zu kümmern, und mit fünfundvierzig Jährchen hocken wir dann allein zu Hause, weil der Herr ja schon lange mit einer Jüngeren abgehauen ist. Ohne mich! Ich glaube nicht an das Lügenmärchen der Liebe. Wenn ich einen Kerl will, dann nehme ich ihn mir und serviere ich wieder ab. Ich bestimme selbst, und ich opfere mich für niemanden. Und stell dir vor — mit den Typen in meinem Umfeld ist es das Gleiche. Selbst wenn ich mein Leben lang allein sein muss — weißt du was? Dann habe ich weniger Wäsche zu bügeln. Und wenn ich ficken will, hole ich mir einen Kerl fürs Bett — solche gibt’s wie Sand am Meer, man muss sich nur bücken und sie aufsammeln. Und das Geld, das ich verdiene, gehört mir allein, nur mir und meinen Kindern.«
»Und wie willst du Kinder bekommen?«
»Soll ich dir eine Zeichnung machen? Kinder zu machen ist nicht schwer, mein Süßer. Die Scheiße fängt erst danach an — und genau dann seid ihr ja nicht mehr da.«
»Ich habe nicht gewusst, dass du so denkst.«
»Hast du
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