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Pilgern auf Französisch

Pilgern auf Französisch

Titel: Pilgern auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coline Serreau
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nicht? Dann weißt du es jetzt. Jetzt bist du wohl nicht mehr so verliebt. Das hat dich abgetörnt, was? Na ja, so ist das eben.«
    »Nein, das hat mich nicht abgetörnt, man muss ja nicht so werden, wie du es dir ausmalst, man kann sich auch ein Leben lang lieben, das gibt es. Aber du lässt uns ja keine Chance. Nicht alle Araber sind so, wie du denkst; das stimmt nicht.«
    »Nein, nicht alle Araber sind so, nur die Assis, wie ich gesagt habe.«
    »Selbst wenn die Assis so sind — woher nimmst du das Recht, sie zu verurteilen? Weißt du, wie sie sich den Arsch aufreißen müssen? Weißt du, dass sie sich in der Schule nicht so leichttun wie du, dass sie nicht dieselben Chancen haben wie du? Dass sie überall rausfliegen? Dass sie eine Wut im Bauch haben? Für sie gibt es nur schlecht bezahlte Jobs. Und müssen sie deshalb ihr ganzes Leben lang im Elend hausen? Sie haben doch nur ein Leben! Was glaubst du wohl, was die Leute wollen, die du Assis nennst? Sie wollen genau das Gleiche wie du und alle anderen: Sie wollen eine gute Wohnung, eine Einbauküche, ein Auto, sie wollen Klamotten und hin und wieder mal ausgehen, sie wollen in die Ferien fahren und erhoffen sich für ihre Kinder eine Zukunft. So einfach ist das. Doch wenn ihnen alles verwehrt wird, was bleibt ihnen dann noch, um das Leben einigermaßen auf die Reihe zu kriegen? Dealen und Zocken, denn das bringt schnelles Geld. Und drei Viertel ihrer Zeit sitzen sie im Knast. Meinst du, es gefällt ihnen dort? Weißt du, wie sich das anfühlt, wenn ein Vater sich bewusst wird, dass seine Kinder keine Zukunft haben? Er kommt hierher, ist arm, also muss er wohl oder übel arbeiten, malochen, er übernimmt irgendeine Drecksarbeit, nur weil er die Hoffnung hat, dass seine Kinder es einmal besser haben werden als er. Also erträgt er es. Doch irgendwann hat er keine Hoffnung mehr. Und was bleibt ihm dann noch?«
    »Es gibt immer Hoffnung...«
    »Nein, man holt sich die Leute, wenn man sie braucht, danach setzt man sie auf die Straße. Es gibt für sie keine Hoffnung mehr.«
    »Doch, gibt es. Gibt es für dich keine Hoffung?«
    »Ja, ich habe die Hoffnung, dass du mich liebst, ich habe alle Hoffnung der Welt, denn ich könnte für dich sterben.«
    »O du meine Güte! Jetzt fängst du wieder mit deiner Anmache an! Du nervst mich mit deiner Liebe, Said. Das ist mir zu einfach, die Liebe, durch die Liebe findest du keine Arbeit.«
    »Meinst du etwa, ich will keine Arbeit? Außerdem kennst du mich doch gar nicht. Ich war gut in der Schule, ich habe fleißig gelernt, ich habe mein Zeugnis in der Tasche, ich werde schon Arbeit finden. Ich werde ihnen in den Betrieben auf die Pelle rücken, wenn’s sein muss, schlafe ich auf der Fußmatte, bis sie mich einstellen, ich gebe nicht auf, da kann keiner was dagegen ausrichten. Hast du nicht gesehen, wie ich marschiere? Tag für Tag hinter dir her?«
    »Na ja, dass du nicht aufgibst, sehe ich...«
    »Meinst du, für mich ist es leicht, ein Mädchen wie dich zu lieben, wenn alle meine Kumpel mir sagen, dass ich es sein lassen soll, dass ich lieber eine von uns nehmen soll?«
    »Das will ich doch hoffen — dass es nicht leicht ist. Ich bin schließlich keine von denen.«
    »Weißt du, jemanden zu lieben ist nicht das Einfachste — nicht zu lieben ist viel einfacher, das ist das Einfachste der Welt. Das kostet keinerlei Mühe, das ist kinderleicht: Ich kenne dich nicht, ich liebe dich nicht, du bist mir fremd, ich liebe dich nicht. So machen es doch alle. Wir sind uns alle gegenseitig fremd — hau ab, ich will nichts von dir wissen... Es gibt keinen Grund, um sich zu lieben. Das Gegenteil ist kompliziert — sich für den anderen zu interessieren, ihn zu lieben, das ist schwierig.«
    »Was soll denn das werden? Willst du mir eine Predigt halten? Liebe deine Nächsten und das alles? He, aufwachen, du bist Muslim!«
    »Ganz genau. Bei den Muslimen ist es genauso. Die Lehre lautet: Man kommt nicht weiter, wenn man nicht teilt und sich nicht gegenseitig hilft.«
    »Das ist die Lehre bei den Muslimen?«
    »Ja.«
    »Sie bringen ihren Frauen aber auch bei, dass es ein Verbrechen ist, einen Ungläubigen zu heiraten, oder? Etwas Rassistischeres gibt es doch wohl nicht!«
    »Und die Christen mit ihrem Maurentöter? Dein heiliger Jakob ist also kein Rassist?«
    »Doch.«
    »Am Anfang wurden die Religionen doch erfunden, damit sich die Leute nicht die ganze Zeit streiten.«
    »Ja, ja, am Anfang, aber am Ende...«
    »Was ist am Ende?«
    »Am

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