Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
lächelte
wie stets.
Nun schaute
er auf seine Uhr und meinte: »Wir sollten so langsam los. Wir haben zwar ein paar
schöne PS unterm Hintern beziehungsweise vor den Beinen, die allgemeine Verkehrssituation
ist um diese Zeit aber eher schlecht.«
Wir verabschiedeten
uns von den Verlagsleuten und gingen nach draußen. Im Empfangsraum schielte ich
am Pfeiler nach unten. Die Risse hatten sich nicht vergrößert, vielleicht hatte
sie noch niemand bemerkt.
Wolf war
euphorisch, als wir an seinem Wagen ankamen.
»Na, Herr
Palzki, was sagen Sie zu meinem Fahrzeug? Der Wagen wurde bis hin zur Handbremskontrollleuchte
in Handarbeit zusammengebaut. Mit diesem Auto fahren Sie nicht, Sie schweben über
den Asphalt. Steigen Sie ein und fühlen Sie sich wohl. Das ist besser als ein Wellnessurlaub.«
Mit einem
leisen Klick öffnete sich die Beifahrertür wie von Geisterhand. Das war ja noch
widerwärtiger und dekadenter als in KPDs Luxuswagen.
»Oh, da
liegt ja meine Aktentasche.« Er bückte sich und nahm sie vom Beifahrersitz. Die
prall gefüllte Tasche, die er gestern bereits die ganze Zeit mitgeführt hatte, reizte
mich zu einer Frage.
»Was schleppen
Sie da eigentlich immer für Zeug mit sich herum, Herr Wolf?«
» Zeug nennen Sie das? Da drin befindet sich meine komplette Kommunikations- und IT-Anlage.
Neben meinen drei Handys ein Laptop, ein Satelliteninternetzugang, externe Datenspeicher
und noch einiges mehr an spezieller Hard- und Software. Damit kann ich jederzeit
mit sämtlichen Rechnern des Bistums bis hin nach Rom und sogar noch weiter Kontakt
aufnehmen. Ich habe alles optimal organisiert und vernetzt. Nur die Leute von der
Peregrinus beharren auf ihrer eigenen Lösung, die Frau Mönch zurzeit umsetzt. Aber
über dieses Thema bin ich mit dem Generalvikar bereits im Dialog.«
Vorsichtig
legte er seine High-Tech-Tasche auf den Rücksitz. Kurz darauf fuhren wir los, und
ich wunderte mich, dass ich so gut wie kein Motor- oder Fahrgeräusch wahrnahm.
Wolf lächelte,
was wegen seiner ständigen Grundlächeln-Mimik nur schwer zu unterscheiden war. »Der
Wagen wurde nachträglich hochgedämmt, Herr Palzki. Da hören Sie nicht einmal eine
Polizeisirene. Aber das braucht man hier drinnen auch nicht, wir sind sowieso schneller
als Ihre Kollegen mit den Streifenwagen.«
Tolle Sprüche
hat der drauf, dachte ich mir. Ich als einfacher Polizeibeamter musste fast jedes
Mal 30 Euro zahlen, wenn ich in Schifferstadt in der Salierstraße 60 km/h oder in
der Herzog-Otto-Straße mit den gefühlten 1.000 rechts-vor-links Einmündungen 40
km/h fuhr. Ihn schien das wohl weniger zu stören. Vermutlich galt sein Fahrzeug
laut Straßenverkehrsordnung als leicht bodenberührendes Flugzeug.
»Verdient
man im Bischöflichen Ordinariat so gut, dass man sich so einen Luxusflitzer leisten
kann?« Irgendwie hatte ich bei der Sache ein ungutes Gefühl.
Wolf prustete
los. »Ach, wo denken Sie hin! Als Kanzleidirektor werde ich zwar außertariflich
bezahlt, aber mit den Gehältern in der freien Wirtschaft ist das absolut nicht zu
vergleichen.«
Zu gerne
hätte ich gewusst, welche Geldquellen er für sein Wägelchen angezapft hatte. Mir
fielen einige Möglichkeiten ein: reiche Heirat, Erbschaft, Lottogewinn, aber auch
illegale.
Als hätte
er es gerochen, ergänzte er seine Rede. »Der Wagen ist ein Erbstück meines Patenonkels,
der war ein bekannter Architekt.
Die Fahrt
nach Hockenheim ins badische Ausland, wie ich es gerne spaßeshalber nannte, war
kurz und in den hochgepolsterten Sitzen äußerst angenehm. In der Nähe des überregional
bekannten Spaßbades Aquadrom hielten wir an. Hier standen vorzugsweise Einfamilienhäuser
mit meist größeren Gärten und überraschend viel Grünzeug wie Büschen und Bäumen.
Wolf stieg
aus und schnappte sich seine Tasche, was mich zu einer Frage veranlasste. »Wozu
brauchen Sie bei Herrn Nönn Ihre Computeranlage? Er hat doch bestimmt selbst ein
Telefon und einen Computer, wenn’s mal fürchterlich pressieren sollte.«
»Ich erwarte
wichtige Daten, Herr Palzki. Bis jetzt habe ich im Büro nicht einmal Zeit gehabt,
um einen Stellvertreter einzuarbeiten. Mein Einsatz kam ja, wie Sie wissen, sehr
überraschend. Also lassen Sie mir meine Tasche, Sie müssen sie ja schließlich nicht
tragen.«
Wo er recht
hatte, hatte er recht.
Wolf zeigte
auf zwei Einfamilienhäuser aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. »Im linken
wohnt der Chefredakteur, ich war zwei oder drei Mal bei ihm zu Hause. Daneben
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