Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
spuckte auf den Gehweg.
    »Das Ordnungsamt
wird Ihnen dies mit fünf Euro Verwarnungsgeld in Rechnung stellen.« Damit erhöhte
ich meine Autorität weiter. Bevor ich zum Thema Nachbarschaft kam, wollte ich etwas
anderes wissen.
    »Wo waren
Sie am letzten Sonntagmittag?«
    »Da waren
wir –«.
    »Halt’s
Maul, Männel«, fuhr ihm sein Weib über den Mund. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Für die
Akte«, antwortete ich, um etwas Zeit zu gewinnen. Glücklicherweise gab sie sich
damit zufrieden. Anscheinend besaß sie eine genügende Portion Obrigkeitshörigkeit.
    »Wir waren
in Speyer, ich wollte mir die neue Orgel im Dom anschauen. Ich hoffe, dass dies
nicht verboten ist.« Sie schaute mich feindselig an. Ich trat vorsichtig und hoffentlich
unbemerkt einen halben Schritt zurück. Ein Schlag von ihr, und es dürfte um mich
geschehen sein.
    »Nein, wahrscheinlich
ist das erlaubt«, antwortete ich möglichst locker. »Haben Sie Zeugen für Ihren Ausflug?«
    Sie schob
ihr Männlein beiseite und kam einen Schritt näher. Damit stand sie nur noch in ungefähr
einem Meter Abstand vor mir.
    »Wenn ich
gewusst hätte, dass wir welche bräuchten, hätte ich meine Mama mitgenommen.« Verächtlich
spuckte sie erneut auf den Gehweg.
    »Zehn Euro«,
murmelte ich. »Niemand, den Sie kennen und in Speyer getroffen haben?«
    Auf einmal
schien ihr etwas einzufallen. »Doch klar, Diefi, die alte Sau!«
    »Können
Sie diese Person etwas näher beschreiben?«
    »Wenn’s
der Sache dient. Als wir ankamen, steckten wir in einem Riesenstau. Und dann erkannte
ich in einem der Polizisten, die den Verkehr regelten, einen alten Klassenkameraden
von mir. Eben diesen Diefi.«
    Natürlich
hatte ich sofort kombiniert. Diese Nahkampfwaffe war in der gleichen Klasse wie
KPD gesessen. Das musste eine herrlich schräge Schule gewesen sein.
    »Wie heißt
dieser Diefi mit vollständigem Namen?« Vielleicht konnte ich in dem Zusammenhang
etwas herausfinden, was ich gegen KPD verwenden konnte.
    »Das weiß
ich doch nicht mehr. Wir nannten ihn Diefi oder Sonnengott nach Ludwig XIV., weil
er sich immer so absolutistisch aufgespielt hat. Den Rest müssen Sie selbst herausfinden.
Er muss ja ein Kollege von Ihnen sein, ein Speyerer Bulle.«
    »Okay, das
werde ich überprüfen. Waren Sie beide den ganzen Tag zusammen?«
    »Ja, klar«,
antwortete der Mordsbrocken, ohne zu zögern. »Ich lass doch mein Männel nicht allein.«
    Der kleine
Marcel meldete sich, wohl unter Lebensgefahr, zu Wort.
    »Du warst
doch im Dom mal längere Zeit verschwunden, Liebste.«
    Das war’s
wohl, dachte ich. Nun wird sie ihm das Genick brechen und sich danach auf mich stürzen.
Trotz Chancenlosigkeit ging ich in Verteidigungsstellung. Ich hatte mich geirrt,
ihre Waffe schien allein ihr Mundwerk zu sein.
    »Wer hat
dir die Erlaubnis zu sprechen gegeben, Marcel? Misch dich nie wieder ein, wenn sich
Große unterhalten.«
    Das gab
mir die Möglichkeit, relativ gefahrlos nachzuhaken.
    »Wenn ich
es jetzt schon mal weiß, können Sie mir bestimmt sagen, wo Sie in dieser Zeit waren,
oder?«
    »Bullen
wollen es wohl immer genau wissen.« Sie spuckte erneut auf den Gehweg, dieses Mal
reagierte ich nicht.
    »Ich hab
aufs Klo gemusst, das war alles. Da gab’s ein Mordsgedrängel, und ich musste warten.
Als ich mit meinem Geschäft fertig war, war alles abgesperrt. Da soll irgendwo im
Dom etwas heruntergefallen sein. Hat mir jedenfalls ein Souvenirhändler, der mit
seinem Reisemobil vor dem Dom stand, erzählt. Ich habe eine Weile gebraucht, um
mein Männel wieder zu finden. Reicht Ihnen das als Erklärung? Dann können Sie ja
endlich Ihren Wagen wegfahren.«
    »Gut, dass
Sie mich daran erinnern. Kommen wir zum nächsten Thema. Was stört Sie an meinem
Wagen? Er parkt vorschriftsmäßig auf der Straße, ich blockiere nicht einmal den
Gehweg für einen Kinderwagen.«
    »Er versperrt
uns die Sicht!«
    Verwundert
schaute ich über Wolfs Wagen rüber zur anderen Straßenseite. Außer weiteren Einfamilienhäusern
konnte ich nichts Interessantes entdecken.
    »Können
Sie das vielleicht präzisieren? Da drüben gibt es rein gar nichts, was als schöne
Aussicht bezeichnet werden könnte. Bei Ihnen in Hockenheim gibt’s weder Berge noch
ein Meer.«
    »Da geht’s
ums Prinzip«, bellte sie. »Dieser Nönn, der Gauner von nebenan –«, sie zeigte auf
das Nachbargrundstück, »lässt sein Grundstück zuwuchern, ohne Rücksicht auf uns
zu nehmen. Da kann ich wohl verlangen, dass wenigstens die Straße

Weitere Kostenlose Bücher