Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
bleiben‹.
Bezüglich
Stefanie war ich beruhigt, auf Jutta dagegen sauer, da sie einfach über mich hinweg
bestimmt hatte. Wie wollte sie entscheiden, ob ich einfach daheimbleiben konnte?
Die Ermittlungen waren an einem schwierigen Punkt angekommen, und durch den gestrigen
Anschlag war ich nun selbst direkt betroffen. Nein, die Ermittlungen würde ich niemandem
überlassen. Vorausgesetzt, Stefanie konnte sich noch ein wenig gedulden.
Ich nahm
eine ausgedehnte Dusche. Ich war gerade fertig, da hörte ich, wie die Eingangstür
geöffnet wurde.
Paul und
Melanie kamen zuerst. Sie trugen Einkaufstaschen und sparten sich die Begrüßung.
Stefanie lachte mich strahlend an.
»Guten Morgen,
du Langschläfer. Heute haben wir ein wunderschönes Wetter. Wollen wir auf der Terrasse
essen? Ich hatte ganz vergessen, dass heute Gründonnerstag und morgen Feiertag ist.
Deshalb haben wir noch schnell Fisch und Spinat besorgt.«
Fisch. Schon
wieder war ein Jahr vorbei. Fisch aß ich ausschließlich in Stäbchenform oder selten
mal als Burger. Von dieser Ausschließlichkeitsregel gab es nur eine Ausnahme: Am
Karfreitag gab es immer Fisch. Mit Gräten und allem, was dazugehörte. Ich wusste,
dass es nicht nur mir alleine so ging. Ich hatte mal gelesen, dass McDonald’s und
Co. am Karfreitag die meisten Burger im Jahr verkauften. Ganze Generationen waren
an diesem Tag auf der Flucht vor Mutters Mittagstisch. Ganz so extrem musste das
bei mir nicht sein. Ich war durchaus zu einem oder zwei Tagen mit Fisch oder vegetarischer
Kost im Jahr bereit. Solange es keinen Rosenkohl gab. Da hörte bei mir jegliches
Verständnis auf.
»Ich kann
leider nicht dableiben, liebste Gattin«, flötete ich leicht übertrieben. »Jutta
hat etwas falsch verstanden. Ich muss unbedingt in den Dienst und heute Abend nach
Frankenthal zu diesem Vortrag.«
Stefanie
war von meiner Mitteilung alles andere als begeistert.
»Das ist
aber schade. Ich habe mich so sehr auf ein geruhsames verlängertes Osterwochenende
gefreut. Bist du zumindest an den Feiertagen zuhause? Dann könnten wir nach Speyer
ins historische Museum der Pfalz gehen. Die haben gerade eine Ägypten-Ausstellung.«
»Langweilig«,
tönte es zweistimmig aus dem Hintergrund.
»Mal sehen«,
sagte ich vorsichtig. »Wir waren erst letzten Sonntag in Speyer. Ich muss vorher
herausfinden, was im Museum an gefährlichen Dingen passieren kann.«
Nach einem
gesunden Frühstück und der Kontrolle meines Handys verließ ich das Haus. Ich kam
nicht sehr weit.
»Ah, da
is ja widder de Herr Bolizischt«, machte mich eine mir bekannte Stimme an. »Do im
Neibaugebiet zu wohne, is ä scheni Sach, wescht, was ich meen?«
Ich nickte
beiläufig und tat eilig. Punker Gottfried sah es anders.
»Mei Mutter
hot gsagt, das se iwwer Oschtre die Palzkis eilade will. Mol ä klennes Schwätzche
halte, hot se gsagt, wescht.«
»Prima«,
antwortete ich ohne Überzeugungskraft. »Mal schauen, ob wir Zeit haben.«
Gottfried
trat näher. »Eijo, Bolizischte hänn immer was zu tu. In Berlin treiwe sich die Bulle
in de Freizeit sogar in de Szen rum, wescht?«
Ich tat,
als würde ich nichts verstehen und öffnete mein Auto.
»Awwer do
in de Palz gfallts ma noch besser. Ich hab sogar schunn Kunde in Speyer gfunn, des
ging ratzfatz. Wescht, was ich meen?«
Jetzt wurde
ich hellhörig, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.
»Und was
bieten Sie so alles an? Und wem?«
Gottfried
stutzte. »Des is mei Gschäftsgeheimnis. Net dass mer des ähner nochmacht oder klaut.«
Ich stieg
ein und ließ den Motor an. Um Gottfried konnte ich mich nächste Woche kümmern.
Jutta, Gerhard
und Jürgen waren erstaunt, als ich ins Büro platzte.
»Was ist
mit dir los, Reiner? Hast du was vergessen?«, fragte Jutta.
Ich setzte
mich zu ihnen an den Besprechungstisch.
»Nein, meine
liebe Jutta, ich habe nicht vergessen, dass ich Polizeibeamter bin. Wie habt ihr
euch in meiner Abwesenheit die Arbeit aufgeteilt? Habt ihr ein Stück für mich übrig
gelassen?«
»Sei mal
nicht gleich beleidigt«, beruhigte mich Gerhard. »Jutta meinte, du hättest gestern
Mittag erbärmlich ausgesehen. Außerdem hast du dir bestimmt einen Schock eingefangen,
als auf dich geschossen wurde.«
»Aha, so
sieht es also aus. Danke, dass ihr euch so viele Gedanken um meine Gesundheit macht.
Um es mit Dr. Metzgers Worten auszudrücken: Alles, was unter zwei Tage im Koma liegt,
zählt als Simulant.« Ich schaute meine Kollegin an. »Was ist gestern in Speyer
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