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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Schritte kamen zurück. Der andere tauchte wieder auf, er war kaum zu erkennen im Phosphorlicht der herabhängenden Fenstertaue.
    »Hier müssen irgendwo Sessel stehen«, sagte Pirx. Er trat an die Wand gegenüber. »Setzen Sie sich mit mir hierher, Thompson.«
    Der andere kam gehorsam näher. Sie nahmen Platz, vor sich das Sternenfenster.
    »Sie wollten mir etwas mitteilen. Ich höre.«
    »Ich fürchte nur ...«, begann der andere und stockte.
    »Das macht nichts. Sprechen Sie ruhig. Ist es eine persönliche Angelegenheit?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wir unterhalten uns also ganz privat. Worum handelt es sich?«
    »Ich möchte, daß Sie sich durchsetzen«, sagte Thompson. »Aber ich gebe von vornherein zu bedenken: Ich muß mein Wort halten und werde Ihnen nicht verraten, wer ich wirklich bin. Doch wie dem auch sei: Ich möchte, daß Sie einen Verbündeten in mir sehen.«
    »Ist das vielleicht logisch?« fragte Pirx. Der Ort für dieses Gespräch war denkbar schlecht gewählt, das wurde ihm bewußt, als er sich vergeblich bemühte, das Gesicht des anderen zu erkennen.
    »Ich glaube schon. Einem Menschen wäre aus den bewußten Gründen daran gelegen, und einem Nichtmenschen – was würde aus ihm werden, wenn sein Modell in Serie ginge? Man würde ihn der Kategorie der Bürger ›zweiter Klasse‹ zuordnen, also ganz einfach den Sklaven der Neuzeit. Als Eigentum irgendeiner Korporation.«
    »Das ist nicht sicher.«
    »Aber durchaus möglich. Es wäre wie mit den Negern: Einer oder ein paar können in einem Land durch ihre Andersartigkeit mühelos eine privilegierte Stellung erlangen, aber wenn es eine große Anzahl von ihnen gibt, taucht sofort das Problem der Segregation auf, der Integration und so weiter.«
    »Na schön. Ich soll Sie also als Verbündeten betrachten. Aber verletzen Sie damit nicht auch das Versprechen, das Sie gegeben haben?«
    »Ich habe mich verpflichtet, auf keinen Fall meine Identität preiszugeben, weiter nichts. Ich soll unter Ihrer Leitung die Funktion eines Nukleonikers ausüben. Das ist alles. Das übrige ist meine Privatsache.«
    »Wissen Sie, auf diese Weise ist vielleicht, formal gesehen, alles in Ordnung, aber handeln Sie nicht gegen die Interessen Ihrer Brotgeber? Sie zweifeln doch wohl selber nicht daran, daß Sie gegen deren Intentionen auftreten?«
    »Schon möglich. Aber das sind keine Kinder. Die Formulierungen sind klar und unmißverständlich. Sie wurden von den vereinten Rechtsabteilungen aller beteiligten Unternehmen erarbeitet. Sie hätten ja einen besonderen Passus einbauen können, der uns strikt untersagt hätte, derartige Schritte zu unternehmen. Aber sowas gab’s darin nicht.«
    »Ein Versehen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Warum fragen Sie? Haben Sie kein Vertrauen zu mir?«
    »Ich will Ihre Motive ergründen.«
    Thompson schwieg eine Weile.
    »Das habe ich nicht bedacht«, sagte er schließlich leise.
    »Was?«
    »Daß Sie mein Vorgehen für eine Täuschung halten könnten. Für eine, sagen wir, von vornherein geplante Finte. Sie treten also zu einem Spiel an, an dem zwei Seiten beteiligt sind: Sie auf der einen und wir alle auf der anderen. Wenn Sie sich nun einen Aktionsplan zurechtgelegt hätten, um uns auf die Probe zu stellen – ich meine einen Versuch, der, sagen wir, die Überlegenheit des Menschen beweisen würde, nun, und wenn Sie diesen Plan einem von uns anvertrauen würden, weil sie diesen Mann für einen Verbündeten hielten, und er dann in Wirklichkeit im gegnerischen Lager stünde, dann hätte er Ihnen eine strategisch wertvolle Information entrissen.«
    »Interessant, was Sie da sagen.«
    »Ach, Sie haben bestimmt schon darüber nachgedacht. Ich tue es allerdings erst jetzt, offensichtlich war ich zu sehr von der Frage in Anspruch genommen, ob ich mich Ihnen als Hintermann anbieten soll oder nicht. Diesen Aspekt des Spiels habe ich außer acht gelassen. Ja, eigentlich habe ich eine Dummheit gemacht, denn Sie können mir gegenüber ohnehin nicht aufrichtig sein.«
    »Nehmen wir das mal an«, erwiderte Pirx. »Aber das ist noch keine Katastrophe, denn ich sage Ihnen zwar nichts, aber Sie können mir dies und jenes sagen. Zum Beispiel etwas über Ihre Kollegen.«
    »Aber es könnte auch eine falsche Information sein, um Sie irrezuführen.«
    »Überlassen Sie das ruhig mir. Wissen Sie etwas?«
    »Ja. Brown ist kein Mensch.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nein. Aber es ist sehr wahrscheinlich.«
    »Was für Beweise haben Sie?«
    »Sie werden

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