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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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    Die Uhr zeigte acht, als er das Zimmer verließ. Den ersten besten, der ihm über den Weg lief, wollte er fragen, was eigentlich los sei, aber der Korridor war leer und die Rolltreppe ebenfalls, so als sei die allgemeine Mobilmachung schon im Gange, als ob sich alle schon irgendwo, wo, das wußten die Götter, an vorderster Front tummelten ... Er rannte die Treppe hoch, obwohl sie ohnehin ziemlich flott rollte, in einem Tempo, als meinte er wirklich, die Chance zu großen Heldentaten zu verpassen. Oben angelangt, erblickte er einen hell erleuchteten Glaskiosk. Er lief an das Fenster, um endlich Genaueres zu erfahren, aber der Kiosk war unbesetzt. Die Zeitungen verkaufte ein Automat.
    Pirx erstand also ein Päckchen Zigaretten und eine Tageszeitung, deren Seiten er, ohne seine Schritte zu verlangsamen, überflog – doch außer der Beschreibung des Meteoriteneinschlags fand er nichts. Vielleicht war es das? Aber wozu dann die Waffen? Nein, weiter! Endlich erreichte er die Hafenleitung. Hier bekam er zum erstenmal Menschen zu Gesicht. Eben trat jemand in das Zimmer 318, ein anderer steuerte darauf zu – vom anderen Ende des Korridors.
    Jetzt erfahre ich nichts mehr – zu spät! dachte er, zog sich das Jackett zurecht und trat ein. Es war ein kleines Zimmer mit drei Fenstern, vor denen eine künstliche Mondlandschaft von der unangenehmen Farbe erhitzten Quecksilbers loderte. Im schmaleren Teil des trapezförmigen Raumes standen zwei Schreibtische, davor hatte man mehrere Reihen Stühle aufgestellt, die wohl in aller Eile herbeigeschleppt worden waren, denn kaum einer glich dem anderen. Etwa vierzehn oder fünfzehn Männer hatten sich hier versammelt, zumeist im mittleren Alter, aber auch ein paar junge Burschen mit den Tressen der Raumfahrtkadetten waren darunter. Ein älterer Kommandant saß etwas abseits, die übrigen Stühle waren leer.
    Pirx setzte sich neben einen Kadetten, der ihm sofort erzählte, daß sie am Vortag zu sechst hier angekommen seien, um ihr Praktikum »auf dieser Seite« zu machen, man hätte ihnen aber nur eine kleine Maschine, einen sogenannten Floh, zur Verfügung gestellt, die mit Mühe und Not drei Mann mitnehmen konnte, die anderen mußten auf die nächste Tour warten, und nun auf einmal die Geschichte hier. Ob der Herr Navigator nicht vielleicht wüßte ...? Aber der Herr Navigator wußte selber nichts. Man sah den Mienen der Versammelten an, daß auch sie von der ungewöhnlichen Durchsage überrumpelt worden waren – alle kamen geradewegs aus dem Hotel. Der Kadett, dem inzwischen eingefallen war, daß er sich hätte vorstellen müssen, vollführte ein paar akrobatische Verrenkungen, wobei er fast den Stuhl umgerissen hätte. Pirx bekam ihn gerade noch an der Lehne zu fassen, da tat sich die Tür auf, und ein nicht sehr großer, schwarzhaariger Mann mit leicht ergrauten Schläfen trat ein. Er hatte glattrasierte, blauschwarze Wangen, struppige Augenbrauen und kleine stechende Augen. Wortlos durchschritt er die Stuhlreihen, ließ hinter dem Schreibtisch eine aufgerollte Landkarte der »hiesigen Seite« von der Decke herab, Maßstab 1:1 000 000, rieb sich mit dem Handrücken die kräftige, fleischige Nase und sagte ohne jede Einleitung: »Guten Tag, meine Herren, ich heiße Achanian und bin kommissarisch von der Vereinigten Leitung Luna I und II mit der Aktion beauftragt, den Setaurus unschädlich zu machen.«
    Unter den Zuhörern breitete sich leichte Unruhe aus, und Pirx verstand nach wie vor kein Wort von alledem, er wußte nicht mal, was ein Setaurus war.
    »Wer von den Herren Radio gehört hat, der weiß, daß hier« – Achanian umriß mit dem Lineal die nähere Umgebung von Hypathia und Alfraganus – »gestern ein Meteoritenschwarm eingedrungen ist. Von allen anderen Folgen abgesehen, hat ein Meteorit, vermutlich der größte, die Schutzscheiben der Magazine B 7 und R 7 zertrümmert, wobei sich in letzterem eine Lieferung von Setauren befand, die erst vor vier Tagen von der Erde eingetroffen ist. In den Nachrichten wurde bekanntgegeben, diese Setauren seien dabei zerstört worden, und das, meine Herren, entspricht nicht ganz der Wahrheit.«
    Der Kadett neben Pirx lauschte mit feuerroten Ohren, er sperrte sogar den Mund auf, als befürchte er, nicht alles mitzubekommen. Achanian fuhr fort: »Fünf dieser Roboter wurden von der einstürzenden Decke erschlagen, der sechste hat die Sache heil überstanden oder ist nur beschädigt worden. Das schlußfolgern wir aus der Tatsache,

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