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Pilze für Madeleine

Pilze für Madeleine

Titel: Pilze für Madeleine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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verschmitzt an. »Hast du schon mal nachgesehen? Sag es mir.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich war seit letzte Weihnachten nicht mehr hier.«
    Die Sonne sandte ein schräges, rötliches Licht zwischen den Stämmen hindurch, wie ein Scheinwerfer auf dem Theater.
    »Siehst du es?« flüsterte Vater.
    Ich nickte.
    Wie aus Porzellan, vom Frost glasiert standen sie da und glänzten mit aufgerichteten Huträndern, wie Schirme, vom Sturm nach außen gedreht und von der Kälte versteinert.
    »Fröhliche Weihnachten, ihr Süßen«, gluckste Vater. »Wartet ihr schon lange?«
    Es war ein hübsches Gefühl, die hart gefrorenen Pilze zu sammeln, die Stiele brachen mit einem kleinen Knall.
    Und wie wir im roten Licht auf der Kiefernanhöhe die Frostschnecklinge sammelten, stellte ich ihn zur Rede.
    Bis zum Schluß hatte ich gehofft, daß ich mich irrte. Daß Vater die Geschichte, die ich mir zusammengereimt hatte, mit guten Begründungen in der Luft zerreißen konnte.
    Aber er gab alles zu, ohne Umschweife.
    Es war, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich konnte kaum ein Wort sagen.
    »Warum mußte sie sterben?« flüsterte ich heiser. »Warum konntet ihr euch nicht einfach scheiden lassen.«
    »Sie hat mich betrogen«, sagte Vater.
    Und während wir den Hügel hinuntergingen, erzählte Vater, daß Madeleine von ihm verlangt hatte, einen Ehevertrag abzuschließen. Damit war Vater einverstanden. Sein einziger Wunsch war, daß der Eichenwald mit den Trüffeln ihm gehören würde. Am Rest war er nicht interessiert. Mit Hilfe von Anwalt Norell wurde ein solcher Vertrag aufgesetzt, und Madeleine und Vater unterschrieben ihn.
    Als das erste Mal der Gedanke an eine Scheidung auftauchte, traf sich Vater heimlich mit Norell im Restaurant des Ortes. Nach einem guten Essen und einigen Gläsern Wein hatte Pierre Norell etwas von seiner berufsmäßigen Strenge verloren. Da er selbst ein Verhältnis mit Madeleine gehabt hatte und ihr Wesen kannte, verspürte er Sympathie für Vater. Er räumte ein, daß der Ehevertrag, den Vater unterschrieben hatte, ihn zu gar nichts berechtigte. Der ganze Besitz würde Madeleine gehören, auch der Eichenwald. Vater, der kein Französisch konnte, war in die Irre geführt worden und hatte ein Dokument unterzeichnet, dessen Inhalt er nicht verstand.
    Vater wurde wütend. Pilze und Frauen waren schon immer seine große Leidenschaft gewesen, und jeden Herbst hatte er beide mit großem Eifer gejagt. Nun, wo er sich dem Herbst des Lebens näherte und seine Kräfte abnahmen, hatte er geglaubt, sein Lebenswerk damit krönen zu können, daß er eine vollkommene Frau und den vollkommenen Pilz besaß und nie mehr jagen mußte.
    Und dann war er betrogen worden. Weder die Frau noch die Pilze gehörten ihm.
    Madeleine mußte sterben.
    »Aber du warst zu feige, es selbst zu machen. Du hast mich benutzt. Deinen eigenen Sohn!« rief ich aus.
    »Nun laß uns das Ganze mal realistisch betrachten«, sagte Vater und wischte sich Kiefernnadeln von der Hose. »Ich hätte Madeleine den Höhlenpilz natürlich auch selbst geben können. Das wäre am einfachsten gewesen. Aber wenn man feststellte, daß sie an Pilzgift gestorben war: wer würde glauben, daß Holger Hagström, Schwedens bekanntester Pilzkenner, einen giftigen Pilz mit einem eßbaren verwechselt? Wenn ich jemanden mit Pilzen vergifte, dann kann das nur Absicht sein. Alles andere wäre absurd.
    Und die Geschichte mit den erotischen Eigenschaften des Pilzes wäre in meinem Fall unbrauchbar gewesen. Eine ansehnliche Schar von Zeugen hätte bestätigen können, daß ich solche Tricks nicht nötig habe, um bei Frauen Begehren zu wecken.
    In Zusammenhang mit dir jedoch war so eine Geschichte völlig glaubwürdig. Ungebildetes Papasöhnchen mit Kontaktschwierigkeiten. Ja, du brauchst gar nicht zu protestieren. Es gibt viele hier in der Gegend, die dich genau so beschreiben würden. Und eine Stiefmutter, die direkt aus einem deiner Pornoblättchen in deine Jungmännerwelt gestiegen zu sein scheint. Natürlich mischt man da Höhlenpilz in den Eintopf. Du bist beschränkt genug, um so etwas zu glauben.«
    Ich riß ihm den Korb aus der Hand, drehte ihn um und trat auf den Frostschnecklingen herum. Ich trampelte, bis der Frost brach wie dünnes Glas und nur schleimiger Matsch übrig war.
    Vater schaute mich traurig an. Er schüttelte den Kopf.
    »Worüber beschwerst du dich eigentlich? Du bist keines Verbrechens beschuldigt. Dein Vater hat ein Vermögen geerbt und

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