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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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und dir den Fall und die Leitung der SOKO entziehen. Diese Genugtuung solltest du ihm nicht verschaffen!«
    Man konnte leicht aus Tannenbergs Mimik herauslesen, wie sehr er an den unverdaulichen Brocken herumkaute, die ihm sein junger Kollege eben hingeworfen hatte. »Soll ich wirklich meinen Mund halten, diesen Skandal decken? Der arme Kerl würde sicherlich noch leben, wenn ich mich gestern stärker gegen diesen Hollerbach-Schwachsinn gewehrt hätte! Dem ging’s doch nur darum, endlich einen Tatverdächtigen präsentieren zu können!«
    »Wolf, du hast doch keine Schuld daran. Was hättest du denn auch tun sollen? Du hast dich doch gewehrt und deine Bedenken gegen die Festnahme geäußert. Wenn die Staatsanwaltschaft unbedingt einen Haftbefehl haben will, bekommt sie den auch, da können wir doch überhaupt nichts dagegen machen.«
    »Du hast ja recht, Michael«, stimmte Tannenberg scheinbar zu. »Aber ich fühl mich trotzdem mitverantwortlich für den Tod dieses armen Kerls!«
    »Die Vorwürfe bringen dir aber nichts! So hart wie’s ist: Der Mann ist tot, und der wird auch durch deine Selbstkritik nicht wieder lebendig. Du musst jetzt vielmehr aufpassen, dass du keinen strategischen Fehler begehst!«
    »Also, Michael, ich stelle immer mehr fest, dass du in letzter Zeit ganz schön erwachsen geworden bist«, lobte Tannenberg.
    »Das hab ich auch schon gemerkt!«, stimmte Sabrina zu und drückte ihrem Mann einen zarten Kuss auf die Wange. »Kommt, jetzt setzt euch doch endlich mal hin. Oder wollt ihr etwa im Stehen frühstücken?«
    »Michael, du hast wirklich recht«, sagte der SOKO-Leiter, während er an dem reichlich gedeckten Gartentisch Platz nahm. »Ich muss mich schleunigst damit abfinden und darf mich nicht von Hollerbach provozieren lassen. Das würde ihm gerade passen, wenn er endlich was gegen mich in der Hand hätte.«
    »Und so hast du immer einen Trumpf in der Hinterhand, mit dem du ihn zu gegebener Zeit unter Druck setzen kannst! Das ist garantiert eine bessere Strategie, als ihm jetzt aus blinder Wut ins offene Messer zu laufen.«
    »Genau das lernt man in allen fernöstlichen Kampfsportarten: Diszipliniert auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, um dann überraschend anzugreifen und dabei die Kräfte des Gegners für sich selbst zu nutzen«, bemerkte Sabrina, die, wenn sich Tannenberg richtig erinnerte, den schwarzen Gürtel in Jiu-Jitsu besaß. »Wolf, möchtest du Kaffee oder lieber Tee?«
    »Kaffee, bitte! Weißt du, was wir unbedingt brauchen, Michael?«, drängte sich plötzlich eine Inspiration in Tannenbergs Bewusstsein.
    »Was?«
    »Genmaterial!«
    »Wieso? Ich verstehe im Moment wirklich nicht, auf was du hinauswillst!«
    »Ganz einfach: Der Doc muss in die Zelle und nach Haaren oder Hautpartikeln des Mannes suchen, mit denen er dann eine Genanalyse durchführen kann …«
    »Wolf, das ist doch Quatsch! Der Doc bekommt ja sowieso die ganze Leiche zur Obduktion!«, unterbrach Kommissar Schauß und schmierte sich Butter auf sein Brötchen.
    »Eben nicht, lieber Herr Kollege! Erinnerst du dich nicht mehr daran, dass Hollerbach ihm den Fall entzogen hat?«
    »Ja, stimmt, hab ich ganz vergessen.«
    »Die LKA-Gerichtsmediziner sind sicher schon vor Ort und untersuchen den Leichnam, oder sie transportieren ihn gerade ins Pathologische Institut der Uni Mainz.«
    »Jetzt kapier ich endlich!«, rief Schauß plötzlich. »Der Doc kann mit diesem genetischen Fingerabdruck nachträglich die Unschuld des Exhibitionisten beweisen!«
    »Genau, Junge, denn er hat ja das Genmaterial des Täters!«, freute sich Tannenberg über die Erleuchtung seines Kollegen.
    »Sag mal, hast du eigentlich inzwischen erfahren, ob das LKA ebenfalls über den genetischen Fingerabdruck des Mörders verfügt?«
    »Nein, keine Ahnung! Bisher hat mir keiner was darüber gesagt.«
    »Ja, aber was machen wir denn, wenn die mit ihren supermodernen Geräten nichts gefunden haben, sondern nur unser Doc?«, meinte Schauß nachdenklich. »Die würden uns alle ja Unterschlagung von Beweismaterial, und was weiß ich noch alles, unterstellen. Du, das wäre aber gar nicht gut!«, ergänzte er ängstlich, wobei man den Eindruck hatte, dass er gerade dabei war, sich ernstliche Sorgen um seine weitere Polizeikarriere zu machen.
    »Das ist doch kein Problem«, versuchte Tannenberg ihn zu beruhigen. »Auf den Doc können wir uns schließlich voll und ganz verlassen. Ich hab das schon mit ihm abgeklärt: Wenn es irgendwann mal dazu kommen sollte,

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