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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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wolkenlosen Hintergrund abhob, wurde es auf einmal wieder heller. Vorsichtig schielte ein strahlend weißes Mondstückchen über die Baumwipfel, so als ob es behutsam die Lage erkunden wollte. Da aber alles in Ordnung zu sein schien, gab es die beruhigende Information umgehend nach unten weiter, so dass sich der Rest des Mondes nach und nach ebenfalls aus seinem sicheren Versteck hervortraute.
    »Tatsächlich Vollmond! Ich werd noch wahnsinnig!«, sagte Schauß in das allabendlich um diese Zeit auf der vor ihm liegenden Wiese beginnende Grillenkonzert.
    Tannenberg antwortete zunächst nicht, sondern beobachtete weiter ein Glühwürmchen, das ein paar Meter von seinem Sitzplatz entfernt von einem Grashalm aus zu einem nächtlichen Rundflug gestartet war. »Irgendwo da unten, in einer Wohnung oder in einem Keller wird vielleicht gerade das nächste Opfer entführt oder umgebracht. Während wir hier oben in aller Ruhe auf einer Parkbank sitzen und auf die Stadt schauen. Aber was sollen wir denn auch machen? Wir können nur hoffen, dass sich irgendwann jemand meldet, der uns sagen kann, wer noch alles an diesem verfluchten Abend an diesem verfluchten Tisch gesessen hat.«
    Plötzlich machte sich Tannenbergs Handy bemerkbar. Mit fahrigen Händen fasste er schnell in seine Jackentasche und zog das Mobiltelefon so ungeschickt heraus, dass es vor den beiden Männern ins Gras fiel. Da es aber weiter vor sich hinpiepste, hatte Schauß es schnell wieder gefunden und reichte es an seinen Chef weiter. Das Gespräch war nur sehr kurz. »Es war die Profilerin. Sie hat einen neuen Namen aus der Frau rausgekriegt: Eine Kerstin Müller, vielleicht ist es ja diesmal die Richtige. Los, wir holen die Kollegin in der Mannheimerstraße ab.«
    Die beiden Männer rannten zu ihrem Auto und rasten mit Martinshorn und Blaulicht los. Tannenberg meldete sich bei der Zentrale und wies den Dienst habenden Beamten an, sofort Kontakt zu einem der SOKO-Mitarbeiter herzustellen und an ihn den Auftrag weiterzugeben, so schnell wie nur irgend möglich die Adresse der gesuchten Frau ausfindig zu machen.
    Die Kriminalpsychologin wartete bereits vor der Tür.
    »Eva, glaubst du, dass die Frau sich tatsächlich erinnert hat?«, wollte Tannenberg sofort wissen, nachdem die Profilerin im Auto Platz genommen hatte.
    »Wohin jetzt, Wolf?«, rief Schauß hektisch dazwischen.
    »Gute Frage! Wohin, solange wir nicht wissen, wo die Frau wohnt? Oder hat sie dir etwas über die Adresse dieser Kerstin Müller sagen können?«, fragte Tannenberg, während er sich zu der im Fond sitzenden Kollegin umdrehte.
    »Nein, die haben sich damals aus den Augen verloren. Außerdem hätte sie mit ihr nie viel am Hut gehabt, sagt sie.«
    »Wohin, Wolf?«
    »Dann fahr halt ins Kommissariat!«, befahl Tannenberg genervt. »Eva, wie hast du das eigentlich so schnell hingekriegt?«
    »Das war gar nicht so schwer. Wenn die Frau wirklich die Szene gesehen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich diese Erinnerungen wieder ins Bewusstsein rufen konnte. Ich hab sie einfach aufgefordert, die Namen aller Frauen, die damals mit ihr bei der Kreisverwaltung gearbeitet haben, aufzuschreiben. Und als sie beim Namen Müller angelangt war, hat es plötzlich ›klick‹ bei ihr gemacht. Schwups war ihr klar, dass die Frau am Tisch Kerstin Müller hieß. Die psychologische Erklärung für dieses Phänomen ist ganz einfach: Dadurch, dass zwei Frauen, die an dem Tisch saßen, den selben Familiennamen trugen, hat sich Frau Krämers Gehirn die ganze Zeit über selbst blockiert. Weil es nämlich den Namen Müller, sobald sie daran gedacht hat, sofort ad acta legte und nach einem anderen Namen gesucht hat.«
    »Interessante Erklärung!«, meinte Schauß anerkennend.
     
    »Hast du schon was für uns?«, rief Tannenberg, als er die Zentrale seiner Dienststelle am Pfaffplatz betrat.
    »So viel ich weiß, sind Geiger und der Neue eifrig bei der Arbeit«, entgegnete der angesprochene Polizeibeamte.
    Alle drei SOKO-Mitarbeiter rannten mit großen Schritten die Treppe hoch in das Büro ihrer Kollegen, die gebannt in einen Computermonitor gafften.
    »Und, was ist?«, rief Tannenberg, während er laut schnaubend wie ein Rennpferd einen Stuhl vom Besuchertisch zu sich herüberzog.
    »Nix ist! Dieses bescheuerte System ist gerade eben, als wir in die Personendatei wollten, abgestürzt!«, fluchte Fouquet.
    »Das gibt’s doch nicht! Ausgerechnet jetzt!« Tannenberg konnte es einfach nicht fassen, es war wie

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