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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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halben Stunde zusammen und erteilte Instruktionen, die aber alle darauf hinausliefen, den Forderungen des Serienmörders vollständig zu entsprechen.
    Nun gab es natürlich noch ein gravierendes Problem, eines, das er seit dem Telefonanruf wie einen Zahnarzttermin vor sich hergeschoben hatte: Er konnte die Kriminalpsychologin ja nicht zwingen, an diesem merkwürdigen Spielchen teilzunehmen. Also musste er sie fragen, ob sie sich freiwillig dazu bereit erklärte, gemeinsam mit ihm in dieses Haus im Neuhöfertal zu fahren.
    Als Schauß ihm sein altes Fotoalbum mit den Bildern aus seiner Jugendzeit in die Hand drückte, fasste er sich ein Herz. »Eva, du musst nicht mitfahren …«
    »Du weißt doch ganz genau, was der Psychopath eben gesagt hat: Wenn ich nicht mitfahre, tötet er die Frau«, unterbrach sie ihn sofort, als sie merkte, auf was er hinauswollte. »Natürlich fahr ich mit. Außerdem hab ich eine spezielle psychologische Ausbildung für solche Extremsituationen absolviert, die ich schon mehrfach mit Erfolg einsetzen konnte, unter anderem bei Verhandlungen mit Geiselnehmern.«
    »Also gut, dann fahren wir gleich los. Michael, du informierst mir jetzt noch persönlich den Polizeipräsidenten. Und sag ihm, dass er sich genau überlegen soll, ob er heute Nacht noch die Sache an den Hollerbach weitergibt. Wenn er sich aber so entscheidet, soll er bitte dafür sorgen, dass der Herr Oberstaatsanwalt sich zurückhält – also keine LKA-Aktionen oder Sondereinsatzkommandos, die würden uns und die Geisel nur in Gefahr bringen. Der Kerl ist sehr gut informiert und hat garantiert keine Probleme damit, uns alle drei umzubringen. Ich verlass mich ganz auf dich!«
    »Wolf, das kann doch ein anderer machen. Ich möchte mitkommen, von mir aus auch im Kofferraum!«
    »Nichts da, niemand fährt mit uns oder hinter uns her! Ist das klar, Leute?« Zur Kontrolle blickte der SOKO-Leiter nacheinander jedem seiner Mitarbeiter tief in die Augen und wartete, bis jeder Einzelne von ihnen mit einem kurzen Kopfnicken seine Zustimmung zu Tannenbergs Forderung signalisiert hatte. »Wir begeben uns schließlich in ein unkalkulierbares Himmelfahrtskommando. Ein kleiner Fehler von einem von euch und wir sind tot, denn dieser Kerl kennt garantiert keine Skrupel. Und ob er am Ende nun drei oder sechs Menschen ermordet hat, spielt für ihn bestimmt keine Rolle.«
    »Sollen wir denn keine Fahndung rausgeben? Vielleicht erwischen wir den Typ ja zufällig irgendwo.«
    »Michael, hast du denn nicht zugehört? Der hat doch klipp und klar gesagt, dass er sofort die Fernbedienung benutzt, wenn ihm einer zu nahe kommt«, gab Tannenberg barsch zurück.
    »Frau Kollegin, nehmen Sie aber bitte meine Waffe mit«, bedrängte Schauß die Profilerin, die daraufhin nur kurz ihren Seidenblazer lüpfte, unter der eine schwarze Dienstpistole schüchtern hervorlugte.
     
    Tannenberg hatte zwar absolut keine Lust, sich jetzt auf eine Schnitzeljagd durch den Pfälzer Wald zu begeben, aber was sollte er denn machen? Kniff er, war das Leben von Kerstin Müller keinen Pfifferling mehr wert, wie der Volksmund so treffend formulierte. Machte er bei diesem perversen Spiel mit, gefährdete er nicht nur sich selbst, sondern auch seine Kollegin.
    Was soll’s, sie ist schließlich ein erwachsener Mensch, der sich freiwillig dazu entschieden hat, mitzumachen, sprach er sich selbst von Verantwortung frei.
    »Bitte fahr du, ich möchte mir das Album während der Fahrt ins Neuhöfertal anschauen«, bat Tannenberg die Profilerin, als sie seinen BMW erreichten. »Da sind nämlich auch einige Fotos drin, auf denen Lars Mattissen abgebildet ist. Ich kann’s einfach nicht glauben, dass dieser schüchterne, stille Mensch ein Serienmörder sein soll. Gut, ich mein, ich hab ihn ja nicht besonders gut gekannt. Keiner von uns eigentlich.«
    »Warum?«
    »Wie? Warum?«
    »Warum hat ihn denn keiner von euch etwas näher gekannt?«, ergänzte Eva Glück-Mankowski ihre Frage.
    »Weil er erstens immer sehr verschlossen war. Der hat absolut niemanden an sich herangelassen! Und weil er zweitens erst in der 12. Klasse zu uns gekommen ist. Der kam aus Hamburg mit seiner Mutter.«
    »Warum sind die beiden denn überhaupt hierher gezogen?«
    »Ich weiß nicht mehr so genau. Aber ich mein, mich dunkel daran zu erinnern, dass die hier ein Haus geerbt hatten. Aber frag mich nicht, von wem, und frag mich nicht, wo. Es kann aber auch sein, dass ich mir das alles nur einbilde.«
    »Bestimmt ist es das

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