Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
was für Vater Tannenberg ein sicheres Indiz dafür war, dass es sich heute um einen ganz besonderen Tag handeln musste.
    Nach der obligatorischen Gratulationskur durch die anderen in der Küche versammelten Familienmitglieder beugte sich Tannenberg über den festlich gedeckten Tisch und versuchte mit einem kräftigen Atemstoß, die 45 brennenden Kerzen auf seinem Lieblingskuchen auszublasen, was ihm aber nicht auf Anhieb gelang. Erneut sog er tief die mit dünnen Rauchfäden durchsetzte Luft ein, blähte seinen Brustkorb bis zum Anschlag, bog die Zungenflügel an den Seiten nach oben und stieß mit Hilfe dieses Blasrohreffektes die in seinen Lungen angestaute Atemluft so komprimiert auf die restlichen Kerzen, dass am hinteren Ende der Erdbeertorte ein Teil der Sahne emporspritzte und sich auf Bettys Kleidung verteilte.
    »So eine Sauerei!«, rief seine Schwägerin erzürnt. »Das hast du doch bestimmt wieder mit Absicht gemacht! Du Scheusal! Jetzt kann ich mich umziehen gehen.«
    »Kinder, jetzt hört doch wenigstens an Wolfis Ehrentag auf zu streiten. So schlimm ist das doch gar nicht«, sagte Margot Tannenberg und wollte gerade mit einem feuchten Tuch damit beginnen, die Sahnespritzer von Bettys Bluse zu entfernen.
    Aber ihre Schwiegertochter wies sie brüsk zurück und verließ wutentbrannt die geräumige Wohnküche.
    »Ach Gott, wie die Zeit vergeht. Heute vor 45 Jahren, da war’s genauso heiß. Hab ich geschwitzt! Euer Vater hat mir die ganze Zeit Sprudel zu trinken gegeben. Weißt du noch, Jacob?«
    Dem Angesprochenen schien die Zeitreise seiner Frau in die frühelterliche Vergangenheit etwas unangenehm zu sein, denn er beantwortete die Frage nicht, sondern überreichte Tannenberg einen Umschlag. »Zu einem schönen Geburtstag gehört ja schließlich auch ein anständiges Geschenk!«
    »Klar, Vater, Danke!«, entgegnete Tannenberg etwas überrascht, denn er hatte eigentlich wie üblich nur einen größeren Geldschein, den man unter seinem Gedeckteller versteckt hatte, erwartet. Das Kuvert enthielt einen Gutschein, in dem sich Jacob Tannenberg dazu verpflichtete, bei Bedarf für seinen Sohn Internetrecherchen durchzuführen.
    »Sag mal, wie waren die Sachen eigentlich, die ich dir zu dem Pro-fi-ling rausgesucht hab? Hast du sie brauchen können?«
    »Die waren wirklich gut. Ich glaub, dein Angebot werd ich in Zukunft öfter in Anspruch nehmen. Du könntest mir zum Beispiel ein paar Sachen über Pfifferlinge und Hexenpilze raussuchen.«
    »Mach ich! Gibt’s eigentlich was Neues? Habt ihr schon rausgekriegt, wer uns gestern Nacht die schwarze Katze vor die Tür gelegt hat?«
    »Nein. Aber, Vater, ich möchte wenigstens heute Morgen nicht über meine Arbeit reden müssen«, bat der Kriminalbeamte.
    Heiner Tannenberg sprang seinem Bruder hilfreich zur Seite und startete ein Ablenkungsmanöver: »Apropos Geschenke. Wir haben ja schließlich auch noch was für dich«, sagte er und überreichte dem Geburtstagskind ein mittelgroßes Päckchen.
    Gespannt packte der Kriminalbeamte das Geschenk aus. »Super! Ein CD-Player fürs Auto!«
    »Den Einbau übernehmen wir natürlich auch. Ich hab schon einen Termin mit der Werkstatt vereinbart.«
    »Danke, Heiner, wirklich toll. Und bedank dich auch bei Betty in meinem Namen. Das mit der Sahne tut mir echt leid, war wirklich keine Absicht. Und was ist das? Noch ein Gutschein?«, fragte Tannenberg zum Spaß, nachdem er von seinem Bruder einen gelben Briefumschlag überreicht bekommen hatte, den er sogleich öffnete und eine bunte Glückwunschkarte hervorzog.
    »Ja, von den Kindern! Über 10 CD-Rohlinge, die Marieke kauft und die Tobias dann nach deinen Wünschen zusammenstellt.«
    »Wie?«
    »Hast du noch nichts von Napster gehört?«
    »Name schon mal, ja …«
    »Da kannst du jeden Song, den du haben willst, kostenlos runterladen. Und Tobi brennt dir dann die Sachen auf CD«, unterbrach Heiner begeistert.
    »Wolfi, was hast du denn da hinten im Genick?«, schrie plötzlich Margot Tannenberg.
    »Was soll ich denn im Genick haben?«
    »Merkst du das denn nicht?«
    »Ich merk gar nichts«, antwortete ihr Sohn und schickte seine rechte Hand auf direktem Wege zu seinem Haaransatz.
    Aber die Hand erreichte ihr Ziel nicht, denn Mutter Tannenberg fing sie ab und hielt sie fest. »Bist du verrückt? Lass ja die Finger weg! Du hast eine Zecke. Da ist auch schon ein roter Hof außenrum. Das ist sehr gefährlich! Du musst so schnell wie möglich zum Arzt!«
    »Keine Panik! Zum Arzt wegen

Weitere Kostenlose Bücher