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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Denkmaschinen an!«
    »Warum hat der das mit der Katze überhaupt gemacht?«
    »Ganz einfach, Wrenger, weil er uns seine Macht demonstrieren will«, antwortete Schauß.
    »Klar, seh ich auch so«, stimmte Tannenberg zu. »Der spielt sein Spielchen mit uns, zeigt uns seine Überlegenheit. Weiter!«
    »Wie hat er die Katze transportiert?«, warf Meier III ein.
    »Sehr gut! Wer hat eine Idee?«
    »Mit dem Auto, mit dem Fahrrad, mit ’nem Roller. Da gibt es doch tausend Möglichkeiten«, sagte Mertel, der ganz unscheinbar an der rechten hinteren Tischecke saß.
    »Stimmt! Sag mal, hast du eine Idee, worin er die Katze transportiert haben könnte?«
    »Wolf, da gibt’s natürlich genauso viele Möglichkeiten: im Rucksack, im Motorradkoffer, in einem Beutel – was weiß ich, wo sonst noch überall!«
    »Habt ihr eigentlich die Gegend nach Plastiktüten und Taschen abgesucht?«
    »Klar, Herr Hauptkommissar! Wir haben sogar den Altpapiercontainer bei dir in der Nähe auf den Kopf gestellt. Aber, um deine Frage gleich zu beantworten. In den Abfalltüten haben wir nirgendwo auch nur ein Katzenhaar entdeckt«, antwortete der Kriminaltechniker weit vorausblickend.
    »Ist das überhaupt dieselbe Katze, also die Katze aus der Wohnung der Frau?«, fragte plötzlich Susi Rimmel. »Wenn es nämlich eine andere ist, dann war es wahrscheinlich gar nicht der Täter.«
    »Bei der Aufklärung dieser Frage kann ich euch behilflich sein«, sagte der Gerichtsmediziner, der gerade die Tür hereingekommen war. »Es steht definitiv fest: Es ist dieselbe Katze.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Tannenberg verblüfft.
    »Ganz einfach: Weil ich die in der Wohnung gefundenen Haare mit denen der Katze von gestern Abend verglichen habe!«
    »Steht das zweifelsfrei fest?«
    »Ja. Das ist so sicher wie das berühmte Amen in der Kirche.«
    »Das bedeutet ja noch was ganz anderes«, schlussfolgerte Tannenberg direkt. »Damit steht fest, dass der Täter in die Wohnung des ersten Opfers zurückgekehrt ist und die Katze geholt hat. Jetzt wissen wir auch, warum Mertel nichts auf dem Anrufbeantworter gefunden hat, obwohl der Konopka behauptete, in der fraglichen Zeit zwei Mal draufgesprochen zu haben. Der hat das Band gelöscht! Was hat der nur in der Wohnung gewollt?«
    »Vielleicht ist der nur wegen der Katze rein«, meinte Fouquet leise.
    Tannenberg hatte diese Bemerkung anscheinend überhaupt nicht wahrgenommen, denn er wandte sich direkt an Dr. Schönthaler. »Rainer, du warst doch gestern Nacht kurz weg, um die Zigarren am Bahnhof zu holen. Das war doch irgendwann vor Mitternacht, oder?«
    »Ja, muss es wohl gewesen sein, denn als die Frau geschrien hat, war es kurz vor zwölf. Da hab ich auf meine Uhr geschaut.«
    »Ist dir bei deinem Weg zum Bahnhof und wieder zurück eigentlich irgendjemand aufgefallen? Eine Frau meint nämlich, um diese Zeit einen Mann mit einer Plastiktüte in der Nähe meines Hauses gesehen zu haben.«
    Der Gerichtsmediziner grübelte, zog die Unterlippe vor und schüttelte mehrmals den Kopf. »Der müsste mir ja dann direkt über die Füße gelaufen sein! Also in der Beethovenstraße hab ich niemanden gesehen. Nur direkt am Bahnhof, da waren natürlich einige Leute. Aber was die außer Koffern noch in der Hand hatten, da hab ich wirklich nicht drauf geachtet. Vielleicht war ich’s ja?«
    »Was?«
    »Der Mann mit der Tüte, den die Frau gesehen hat.«

11
    »Wolfi, kommst du? Wir warten doch alle schon auf dich!«, hörte Tannenberg seine Mutter vom Flur aus rufen. Lautes Klopfen an der Wohnungstür folgte. »Bist du schon wach?«
    Als chronischer Morgenmuffel hätte er normalerweise auf diese mutwillige Beendigung seiner wohlverdienten Nachtruhe mit lautstarker Empörung reagiert und mit Vehemenz darauf verwiesen, dass nur sein Wecker oder ein dringender Anruf aus dem Kommissariat das Recht habe, ihn zu stören. Aber an diesem Morgen verzichtete er aus nahe liegenden Gründen auf die bei derartigen Anlässen sonst üblichen Rituale. Schnell sprang er aus dem Bett und öffnete die Tür. Seine Mutter umarmte ihn liebevoll, drückte ihm einen herzhaften Kuss auf die Wange und gratulierte ihm zum Geburtstag.
    Entgegen sonstiger Gewohnheit rasierte sich Tannenberg an diesem Morgen sogar, bevor er zum Frühstück in der Wohnung seiner Eltern erschien. Und er streifte nicht, wie an jedem anderen Tag, seinen alten Jogginganzug über den ungewaschenen Körper, sondern er duschte vorschriftsmäßig und kleidete sich vollständig an,

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