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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Topthema des Tages.
»Unbekannte Täter scheinen es auf die Stars der
Pinguinale 2006 abgesehen zu haben. Bereits zum dritten Mal
innerhalb kürzester Zeit wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion
einem Plastik-Pinguin der Kopf abgetrennt. Bei dem zuletzt
beschädigten Pinguin handelt es sich um den des Wuppertaler
Spediteurs Karl Wittwer. In den letzten Nächten sind bereits
die Pinguine von Fritz Plunger, dem Präsidenten des WFC, und
des Bauunternehmers Karlheinz Kötter beschädigt worden.
Besonders brisant: Karlheinz Kötter wurde in der Nacht zu
Freitag auf dem Parkplatz neben der Stadthalle tot aufgefunden.
Anscheinend ist er bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der
Fahrer des verursachenden Fahrzeugs ist nach wie vor
flüchtig.«
    »Genau das
wollte ich hören«, strahlte Stefan Seiler und drehte die
Lautstärke seines Autoradios zurück. Entspannt sank er in
die Polster seines Käfers und wartete auf grün. Er
wusste, dass Eckhardt toben würde. Dies waren genau die
Nachrichten, die sein Chefredakteur nicht mochte. Trotzdem war
Stefan gespannt, wie Karl Wittwer und Fritz Plunger auf die
Nachricht reagieren würden.

12
    Samstag, 11:35 Uhr,
Werth, Wuppertal-Barmen
    An diesem Vormittag
herrschte mäßiger Betrieb auf dem Werth. Junge Leute
saßen in einem Café unweit des Barmer Rathauses und
unterhielten sich angeregt. Langsam wurde es voller auf der
Einkaufsmeile. Nachdem sie samstags erst länger geschlafen und
danach gemütlich gefrühstückt hatten, zog es die
Barmer in die City.
    Thea Gatz stand
rauchend hinter dem Tresen und beobachtete das Treiben
draußen und im Bistro. Zwei Kolleginnen bedienten an den
Tischen und kehrten regelmäßig zu ihr an den Tresen
zurück, um die georderten Getränke abzuholen und an den
Tischen zu verteilen. Über Lautsprecher wurde das
Radioprogramm der Wupperwelle übertragen. Soeben waren die
Lokalnachrichten gelaufen, und man hatte vom Tod des Baulöwen
Karlheinz Kötter berichtet. Schlagartig war das Geschehene
wieder vor ihrem geistigen Auge lebendig geworden. Jede Farbe war
aus ihrem fein geschnittenen Gesicht gewichen. Hastig strich sie
sich eine widerspenstige schwarze Haarsträhne hinter das
rechte Ohr. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden.           
    »Thea, wo
bleiben denn die Coke und der Cappuccino für Tisch
siebzehn?« Eine wieselflinke Kollegin war an die Theke
getreten und trommelte mit den Fingerkuppen auf die blankpolierte
Glasplatte.
    »Mist, die habe
ich total vergessen«, murmelte Thea und machte sich an der
Kaffeemaschine zu schaffen. Ihr entschuldigendes Lächeln
wirkte halbherzig. Innerlich mahnte sie sich zu mehr Konzentration.
Letzten Endes bemerkten die Kollegen noch, dass sie mit ihren
Gedanken bei den Erlebnissen an der Stadthalle war. Über den
Tod von Karlheinz Kötter war sie immer noch nicht
hinweggekommen. Sie fühlte sich, als hätte man ihr den
Boden unter den Füßen weggezogen.
    Tausend Gedanken
rasten durch ihren Kopf. Suchte man bereits nach ihr? Sollte sie
sich bei der Polizei melden?
    Dass Karlheinz
Kötter tot war, wusste sie. Aber dass man zuvor seinen
Pinguinale-Pinguin geköpft hatte, das war ihr neu. Was hatte
das alles zu bedeuten?
    »Thea, ist dir
nicht gut?« Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Jeanette,
eine Kollegin, war hinter sie getreten. Sie war fast zwei
Köpfe kleiner als Thea Gatz, hatte ein rundes Gesicht und
kurze, dunkle Haare. Wie alle Mitarbeiter, trug auch sie die
dunkle, lange Schürze mit dem dunkelroten Logo des Bistros.
»Mein Gott, du bist ja weiß wie eine Wand. Was ist denn
los mit dir?«
    Thea wandte sich im
Zeitlupentempo um und wischte sich die Finger an der Schürze
ab. Sie wirkte geistesabwesend und spürte, wie ihr das Blut
bis unter die Haarspitzen schoss.
    Jeanette betrachtete
sie sorgenvoll. »Komm, setz dich erst mal. Ist dir nicht
gut?«
    »Es geht
schon«, stammelte Thea.
    »Bist du etwa
schwanger?«, versuchte Jeanette einen gut gemeinten Witz.
Fast hätte Thea entgegnet, dass sie das viel lieber wäre,
als sich mit den Erlebnissen von Donnerstagnacht herumzuplagen. Ihr
mattes Lächeln wirkte wie eine Maske. »Ist wieder
Kreislaufwetter. Die verdammte Hitze bringt mich noch
um.«
    »Mach mal einen
Moment Pause, rauch ‘ne Zigarette oder trink ‘nen
Kaffee«, riet Jeanette ihr. »Unten im Pausenraum ist es
auch erträglich kühl.«
    »Danke, das werd
ich tun. Hältst du so lange hier die
Stellung?«
    »Aber sicher
doch.«
    »Danke.«
Thea

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