Pinguin Mord
eigentlich
nicht.«
»Zu spät
für was? Gab es Pizza?«
»Unsinn.«
Jordan winkte grinsend ab. »Hier war einiges los eben. Ich
habe eben eine Pressemitteilung reinbekommen, die dich bestimmt
auch interessiert. Werner Grotejohann hat Karlheinz Kötter auf
dem Gewissen. Es ging nur um den verdammten Fußball.
Machtkämpfe hinter den Kulissen als Mordmotiv, wenn du so
willst.«
»Wird nicht
jeder und alles in diesem Sport gekauft?«
Jordan zuckte die
Schultern. »Scheinbar nicht immer. Vermutlich gab es eine
Verschwörung gegen Grotejohann, und ihm stand das Wasser bis
zum Hals. So räumte er sich den Weg frei.«
»Er wurde zum
Mörder?«
»Ich denke,
dafür hatte er seine Helfer.«
»Und Wittwer
sollte als Vereinsfunktionär auch sterben, hat sich aber
rechtzeitig vom Acker gemacht und ist in Polen
untergetaucht.« Heike staunte. »Dann ahnte er wohl,
woher der Wind wehte?«
»Alles deutet
daraufhin.«
»Weiß
Eckhardt schon von den Neuigkeiten?«
»Der hat andere
Sorgen.« Jordan deutete mit dem Kinn hinüber zu der
gläsernen Wand, die das Großraumbüro vom
Arbeitszimmer des Chefredakteurs trennte. Eckhardt hockte weit
vorgebeugt an seinem Schreibtisch. Er hatte das gerötete
Gesicht in den Händen verborgen. Den Krawattenknoten hatte er
gelockert und die oberen Hemdknöpfe geöffnet.
»Was ist mit
ihm?«
»Wir hatten zum
ersten Mal seit dem Bestehen der Wupperwelle einen Nestbeschmutzer unter uns,
und er war es, der dem Feind Zutritt
gewährte.«
»Müller?«, fragte
Heike fassungslos. »Mike Müller ist ein
Nestbeschmutzer?«
Jordan nickte.
»Die Polizei war eben hier und hat Müller in
Handschellen abgeführt. Richtig großes Theater, sage ich
dir. Müller steht unter dem Verdacht, die Pinguine
geköpft zu haben.«
»Warum tut
jemand so etwas?«
»Er war auf der
Suche nach einer heißen Story. Na ja, für die Geschichte
mit den Pinguinmorden hat er wohl selber gesorgt. Und ich habe
einen anderen Verdacht: Vermutlich steckte er mit dem großen
Werner Grotejohann unter einer Decke. Er arbeitete im Auftrag
Grotejohanns, als er die Pinguine der WFC-Funktionäre
köpfte.«
»Aber wie passt
dann Hurtigers Pinguin in die Reihe der geköpften Pinguine?
Soviel ich weiß, hat Hurtiger mit Fußball nichts am
Hut.«
»Das kann einen
simplen Hintergrund haben, Heike. Wir, das gesamte Team des
Senders, treffen uns ab und zu im Brauhaus. Mit einer einzigen
Ausnahme.«
»Mike
Müller.«
»Richtig. Er war
nicht nur ein Hilfsarbeiter von Grotejohann und auf der Suche nach
einer heißen Story, er war…«
» …
neidisch auf unser gutes Klima. Niemand hat ihn wirklich ernst
genommen.« Beinahe empfand Heike jetzt Mitleid für den
jungen Kollegen. »Ich versteh das trotzdem noch nicht so
ganz«, murmelte sie und hockte sich auf Jordans
Schreibtischkante.
»Du musst dir
das so vorstellen: Es gibt immer wieder Feuerwehrleute, die selber
Brände legen, um zuerst am Brandort zu sein. Schon oft genug
haben wir über diese Feuerteufel berichtet und waren jedes Mal
erschüttert, wenn herauskam, dass es sich bei dem Täter
um einen braven Feuerwehrmann handelte.« Jordan zuckte die
Schultern und kehrte die Handflächen nach oben. »Wie
dem auch sei -
jetzt kommt eine ganze Menge auf Müller zu.
Sachbeschädigung, Erpressung, Autodiebstahl. Eine ziemlich
lange Liste, und er wird einen verdammt guten Anwalt
brauchen.«
»Moment«,
stutzte Heike. »Sagtest du Autodiebstahl?«
»Allerdings.
Eine dumme Geschichte. Müller hat den BMW Z3 geklaut, der seit
dem Mord an Kötter gesucht wurde. Warum, das weiß keiner
so genau. Den Wagen hat er jedenfalls in einer anonymen Tiefgarage
in der Stresemannstraße untergebracht. Die Stellplätze
dort stehen den Mietern des darüber liegenden Wohnhauses zur
Verfügung. Kein Nachbar kennt den anderen, und dort findet die
Kripo den Wagen bestimmt nicht - dachte er.« Jordan kicherte
schadenfroh.
»Und mir selber
hat er noch erzählt, dass er eigentlich nur auf
Provokationsjournalismus steht«, entfuhr es Heike.
»Na ja,
provoziert hat er, insofern hatte er ja Recht.« Jordan nickte
und grinste die Kollegin schief an. »Er ist einfach
übers Ziel hinausgeschossen. Jetzt muss die Polizei nur noch
herausfinden, warum er mit Grotejohann gemeinsame Sache gemacht
hat. Die beiden arbeiteten ja Hand in Hand, was die Morde und die
Pinguinmorde angeht. Und sieh es mal positiv: Hurtiger hat
überlebt, im Gegensatz zu seinem Pinguin.«
»Wenn das mal
kein Grund zum Feiern ist«, nickte Heike.
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