Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
wieder
auf der Bildfläche. Ihr künstliches Lächeln war wie
weggeblasen. »Sie können kurz rein.« Vergeblich
gab sie sich Mühe, ihre Niederlage erhobenen Hauptes zu
ertragen.
    »Danke.«
Stefan trat in das Büro, klopfte an den Rahmen der bereits
offenen Tür und wartete. Karl Wittwer saß hinter einem
wuchtigen Mahagoni-Schreibtisch und blätterte geschäftig
in einem Aktenordner. Stefan schätzte ihn auf Ende
fünfzig. Wittwer war hochgewachsen, breitschultrig und hatte
eine Halbglatze. Er trug einen edlen Anzug und strahlte einen Hauch
von Eleganz aus. Hinter seinem Tisch stand eine Bronzestatue.
Vermutlich war sie ein sündhaft teures Souvenir aus Indien.
Als Wittwer den Besucher registrierte, deutete er auf einen der
beiden Besucherstühle. »Kommen Sie herein, nehmen Sie
Platz.«
    Stefan wunderte sich
ein wenig über die Höflichkeit, mit der er hier empfangen
wurde. Normalerweise wurden insbesondere unangemeldete Besuche von
Reportern als lästig und unangenehm empfunden. Stefan bedankte
sich und ließ sich in einen der beiden Stühle sinken.
Das dunkle Leder unter ihm knirschte leise. Sein Blick blieb auf
dem Modell eines Wittwer-Trucks haften, das in einer edel
anmutenden Glasvitrine auf dem Schreibtisch des Chefs stand. Schon
als Kind hatten ihn diese detailgenauen Miniaturen fasziniert. Ein
dunkelgrüner MAN TGA mit gelber Schrift und orangefarbener
Plane. Die Felgen glänzten verchromt. Fast hätte Stefan
gefragt, ob das Modell ein Präsent für ihn sei. Er
blickte sich weiter um. Auf dem Schreibtisch stand ein
gläserner Bilderrahmen. Darin das Foto einer jungen,
hübschen Frau mit schulterlangen roten Haaren. In ihren Augen
lag etwas unendlich Trauriges, das Stefan nicht zu
deuten vermochte. Vermutlich handelte es sich bei der jungen Frau
auf dem Foto um Wittwers Tochter.
    »Also«,
riss ihn der Spediteur aus den Gedanken und beugte sich vor.
»Was kann ich für Sie tun, Herr Seiler? Wie mir Frau
Vogel mitteilte, sind Sie vom Radio?« Er sprach langsam und
wohlakzentuiert.
    »Ja, das ist
richtig. Von der Wupperwelle. Es geht um die geköpften
Pinguine.« Stefan lächelte unverbindlich.
    »Eine sehr
unangenehme Geschichte.«
    Stefan nickte.
»Jemand vergreift sich an den Pinguinen … und das
nicht zum ersten Mal.«
    »Die Polizei hat
es offenbar mit einem Serientäter zu tun«, lächelte
Wittwer ein wenig süffisant. »Ich hörte
davon.« Den Besuch der Kripo verschwieg er.
    »Als Journalist
verfolge ich die Geschichte mit großem
Interesse.«
    »Was kann ich
für Sie tun?«, wiederholte er mit einem Blick auf die
goldene Armbanduhr und lehnte sich in seinem Sessel
zurück.
    »Der letzte
geköpfte Pinguin gehörte Ihnen. Karlheinz Kötters
und Fritz Plungers Pinguine wurden ebenfalls
beschädigt.«
    »Allerdings -
aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Kötter kam
vor zwei Tagen bei einem äußerst mysteriösen
Verkehrsunfall auf dem Johannisberg ums Leben.«
    Kurz sah Stefan
Überraschung in Wittwers Blick auftauchen, dann hatte sich der
Spediteur wieder unter Kontrolle. »Er hatte nicht nur
Freunde«, stellte Wittwer fest. Scheinbar zweifelte er die
Unfalltheorie an und glaubte an ein Verbrechen.
    »Haben Sie nur
Freunde?«
    »Was wollen Sie
damit sagen?« In seinem Augenwinkel zuckte es nervös.
Wittwer hatte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Hinter
seiner hohen Stirn arbeitete es.
    »Bitte verstehen
Sie mich nicht falsch«, sagte Stefan schnell. »Aber ich
glaube, dass vielleicht jemand einigen Unternehmern unserer Stadt nach dem
Leben trachten könnte, um es mal so auszudrücken. Und
letzte Nacht wurde Ihr Pinguin geköpft.«
    »Aus
polizeilicher Sicht eine reine Sachbeschädigung.
Ärgerlich, aber bestimmt nicht lebensbedrohlich«,
entgegnete Wittwer abweisend und legte die Fingerspitzen beider
Hände aneinander, ohne seinen Besucher aus den Augen zu
lassen.
    Doch Stefan ließ
sich nicht irritieren. »Also haben Sie die Polizei
eingeschaltet?«
    »Natürlich,
ich habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet.«
    »Machen Sie sich
keine Gedanken?«
    »Warum sollte
ich?«
    »Weil es einen
Zusammenhang geben könnte.«
    »Sie haben eine
lebendige Fantasie, Herr Seiler.« Wittwer lachte, doch es
klang nicht wirklich amüsiert. »Die Polizei hat keine
Vermutungen in diese Richtung. Sie können also beruhigt
sein.« Doch Stefan gab noch nicht auf. Aus Wittwers Mund
hatte es geklungen, als wäre Kötter nicht bei einem
Unfall ums Leben gekommen. War er das Opfer eines
Tötungsdeliktes

Weitere Kostenlose Bücher