Pinguin Mord
etwas.«
»Machen Sie es
nicht so spannend.«
»Die Frau schien
das Opfer gekannt zu haben und war anscheinend mit ihm verabredet.
Sie wurde zur Zeugin, aber nach der Tat flüchtete
sie.«
»Sie
flüchtete? Heißt das, dass die große Unbekannte
Kötter eine Falle gestellt hat? Glauben Sie, dass sie
Kötter hierher gelockt hat, um ihn von ihren Komplizen
umbringen zu lassen?«
»Das würde
nach einem Auftragsmord klingen.«
»Dann wäre
sie mehr als eine Zeugin.«
»Einer der
beiden Parkplatzwächter hat ausgesagt, dass sie wohl unter
Schock stand, nachdem der Mord geschehen war. Ich glaube nicht,
dass sie direkt mit der Tat in Zusammenhang steht. Wenn Sie mich
fragen…«
»Ich frage Sie
aber nicht«, unterbrach Ulbricht seinen Assistenten und
unterdrückte einen Fluch. Er blickte sich um. Im Hintergrund
erkannte er das markante Gebäude der Schwimmoper. Links von
ihm lag die hellerleuchtete Stadthalle. Majestätisch erhoben
sich die Türme in den Nachthimmel über Elberfeld. Weiter
entfernt, jenseits der Bahngleise, erkannte er das Gebäude der
Post am Kleeblatt. Hässlicher, verwitterter Waschbeton und
dunkle Fenster. Der Gebäudekomplex lag um diese Zeit verlassen
da. Ulbricht blickte nach vorn. Die Einmündung der Kölner
Straße war menschenleer. Abgesehen von den ankommenden und
abfahrenden Linienbussen herrschte auf der Bahnhofstraße
nicht viel Verkehr um diese Zeit. Auch die meisten Fenster der
umliegenden Häuser waren düster. Er verstand trotzdem
nicht, dass es keine weiteren Zeugen gegeben hatte. Dies war eine
dichtbesiedelte Wohngegend. Und wenn ein Mann erst angeschossen und
dann auch noch überfahren worden war, dann hatte dieser
sicherlich in Todesangst wie am Spieß geschrien. Es war
schwer vorstellbar, dass nur die Parkplatzwächter beobachtet
hatten, was passiert
war.
»Was ist mit den
Parkplatzwächtern?«
»Wir haben ihre
Aussagen aufgenommen. Der Platz ist übrigens
videoüberwacht. Natürlich haben wir uns das Band
angesehen und sichergestellt. Demnach kamen der oder die Täter
mit einem dunklen Jaguar. Und die Frau fuhr einen BMW
Z3.«
»Dann haben wir
es hier mit Luxuskillern zu tun?«, brummte Ulbricht
sarkastisch und dachte angestrengt nach. Mafia? Er wusste es nicht.
Einerseits deutete der eiskalte Mord daraufhin, andererseits konnte
er sich nicht vorstellen, dass die Mörder und eine Komplizin
mit Fahrzeugen der gehobenen Preisklasse erschienen. »Was ist
mit den Kennzeichen?«
»Der Jaguar kam
ohne Nummernschilder. Und was den Z3 betrifft, so habe ich eine
Fahndung einleiten lassen. Bundesweit.«
»Und die
Halteranfrage?«
»Läuft
noch.«
»Warum dauert
das so lange?«
»Weiß der
Geier, Chef.«
Ulbricht winkte
murrend ab. »Schon gut, schon gut.« Seine innere Unruhe
wuchs. Diese verdammte Nikotinsucht würde ihn noch umbringen.
Er zog die zerknautschte Packung Zigaretten hervor und fummelte
einen Glimmstängel heraus. Genüsslich zündete er ihn
an und dachte angestrengt nach, während er den Rauch zum
Nachthimmel paffte. Seine Kieferknochen mahlten. Der Kommissar
verabschiedete sich von dem Gedanken, in dieser Nacht noch ins Bett
zu kommen. Manchmal hasste er seinen Beruf. Ein Toter, der zu
Wuppertals High Society gehört hatte, eine Zeugin, die spurlos
verschwunden war. Oder steckte sie mit den Mördern unter einer
Decke? Er musste diese Frau finden. Wenn sie nicht auf der Liste
der Verdächtigen ganz oben stehen wollte, würde sie
kooperativ sein. Ulbricht zog ein letztes Mal an seiner Zigarette,
warf den Stummel auf das Pflaster und trat ihn mit dem Absatz
seiner Hush Puppies aus. Der BMW Z3 war der Schlüssel. Auf dem
Weg zu seinem zivilen Dienstwagen legte er eine Hand auf Heinrichs’
knöcherne Schulter. »Ich will die Aufzeichnung der
Überwachungsanlage sehen.«
»Natürlich.
Bring ich mit.«
»So ist’s
brav. Dann sehen wir uns im Präsidium. Ich schreib schon mal
den Bericht. Ärgern Sie sich mit den Leuten rum und suchen Sie
mögliche Zeugen.« Ulbricht klemmte sich hinters Steuer
des Opel und startete den Motor. Sekundenlang starrte er durch die
Windschutzscheibe in die Nacht. Er machte sich keine Illusionen.
Die Arbeit fing jetzt erst so richtig an.
6
Freitag, 7:30 Uhr,
Kriminalkommissariat 11, Polizeipräsidium
Ulbrichts Augen
brannten. Er fuhr sich durch das erhitzte Gesicht und
schüttete den Rest des kalten Kaffees in sich hinein. Mit
geröteten Augen starrte er auf das Bild des
Schwarz-Weiß-Monitors, der den Parkplatz
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