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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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den Satz.
Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum und beobachtete seinen
Vorgesetzten.
    Ulbricht gähnte
ungeniert. »Das werden wir herausfinden.«
    »Sicher,
Chef.«
    Der Kommissar fixierte
den Assistenten mit eisernem Blick. Dunkle Ringe lagen unter seinen
Augen. Es war höchste Zeit, dass er ins Bett kam. Für
solche Aktionen wurde er inzwischen zu alt. Missmutig starrte er
auf den randvollen Aschenbecher auf seinem Schreibtisch. Schwerer Nikotinmief
hing im Raum. Das Rauchverbot in Dienstgebäuden, das
passionierten Rauchern wie ihm seit einiger Zeit das Leben schwer
machte, interessierte ihn nicht im Geringsten.
    »Hat die Presse
schon etwas mitbekommen?«
    Heinrichs rutschte
nervös auf seinem Stuhl herum. »Gesehen habe ich
jedenfalls keinen von den Presseheinis.«
    »Gut.«
Kommissar Ulbricht erhob sich seufzend und trat an das Fenster
seines Büros. »Sorgen Sie dafür, dass das auch noch
eine Zeit lang so bleibt.« Er blickte hinunter auf die
Straße. Längst schon hatte die Rush Hour eingesetzt. Auf
der B7 schlängelte sich eine Blechlawine nach Elberfeld, die
andere nach Barmen. Schräg gegenüber lag die Tankstelle,
an der aufgrund der neuesten Preissteigerung der Ölmultis nur
mäßiger Betrieb herrschte. Ihm war das schnurzpiepegal.
Er hatte einen Dienstwagen. Die Spritkosten trug das Land.
Kommissar Ulbricht fühlte sich einfach nur müde und
ausgebrannt. Die Ereignisse der letzten Stunden liefen wie ein Film
vor seinem geistigen Auge ab. Ein kaltblütiger Mord an einem
Baulöwen, der zu den oberen Zehntausend der Stadt gezählt
hatte, und immer noch gab es keine konkrete Spur. Da war Ärger
vorprogrammiert. Und außerdem wartete er seit Stunden
vergeblich auf den Obduktionsbericht. »Ist der Bericht der
Rechtsmediziner immer noch nicht da?«, fragte er, ohne sich
umzublicken. Es genügte ihm, dass er das dumme Gesicht seines
Assistenten im Spiegelbild des Fensters erkennen konnte.
    »Nein«,
erwiderte Heinrichs. »Ich werde gleich mal in Düsseldorf
anrufen und den Jungs Feuer unterm Arsch machen.«
    Der Kommissar wandte
sich um. »Na dann los!« Er rang sich ein mattes Grinsen
ab, während er an der Fensterbank lehnte.
    »Aber da gibt es
noch etwas.«
    Ulbricht drehte sich
um. »Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase
ziehen!«
    »Sie erinnern
sich an die Plastikpinguine, die vor einiger Zeit überall in der
Stadt herumstanden?«
    »Die
Pinguinale-Pinguine?«
    »Genau!«
freute Heinrichs sich. »Jeder Wuppertaler Unternehmer konnte
eine Pinguin-Skulptur kaufen und sie frei gestalten. Viele Firmen
nutzten sie als Werbeträger für ihr Unternehmen und
strichen die Plastikfiguren mit ihren Farben und Logos an. Von
einem Remscheider Verlag gab es sogar einen Bildband, in dem jeder
einzelne Pinguin genau vorgestellt und beschrieben
wurde.«
    »Ich erinnere
mich«, nickte Ulbricht. »Der Erlös aus dem Kauf
kam dem Wuppertaler Zoo zugute. Ein ziemlicher Auflauf war das
… es war, glaube ich, 2006. Damals hatten wir die
bundesweite Presse im Tal. Und was hat das mit unserem Fall zu
tun?«
    »Auch unser
Mordopfer hatte einen Pinguin.«
    »Schön. Das
macht ihn auch nicht wieder
lebendig.«           
    »Stimmt, aber
Kötters Pinguin wurde vor ein paar Tagen von Unbekannten
geköpft.« Heinrichs grinste überlegen.
    »Das ist kein
Fall für die Mordkommission, das ist einfach nur
Sachbeschädigung«, stellte Ulbricht entnervt
fest.
    »Das ja,
allerdings könnte es ebenso gut sein, dass der geköpfte
Plastikpinguin eine Warnung an Kötter war. Ein Schuss vor den
Bug, was auch immer.«
    »Heinrichs, Sie
nerven. Ich will Fakten.«
    »Bekommen Sie.
Der Tag ist ja noch jung.«
    »Einen alten
Mann wie mich zieht es jetzt erst mal ins Bett.« Ulbricht
unterdrückte ein Gähnen und stieß sich von der
Fensterbank ab. Er griff nach dem zerknitterten Sommermantel, den
er letzte Nacht achtlos über die Lehne des klapprigen
Besucherstuhls geworfen hatte. »Und wissen Sie, was mich am
meisten ankotzt?«
    »Was,
Chef?«
    »Meine Kippen
sind alle, und mir fallen gleich die Augen zu.«
    »Ruhen Sie sich
etwas aus«, erwiderte Heinrichs und rückte sich die Brille
zurecht. »Haben Sie Kleingeld für den
Zigarettenautomaten?«
    Ulbricht ließ
ihn wortlos stehen. Elender Speichellecker, Schleimscheißer,
Arschkriecher, durchzuckte es Ulbricht. Er hasste solche Typen wie
Heinrichs. Doch er war zu müde, sich darüber Gedanken zu
machen. Seine Knochen fühlten sich an wie Blei, als er das
Büro

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