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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Geschenk verzichten würde, egal wie dämlich er sämtliche Weihnachtstraditionen findet, hat er lächelnd gesagt, er habe sich bereits darum gekümmert. Also habe ich nachgefragt. Aber er wollte nicht damit rausrücken. Er hat eine unweigerliche Ansage gemacht, nämlich: »Feli, du kannst quengeln, soviel du willst, ich werde nichts sagen. Du musst wohl oder übel bis Weihnachten warten.« Ja. Etwas an seiner Stimme war so bestimmt, klar und unmissverständlich, dass ich kein weiteres Mal gefragt habe. So ist Janosch. Er bringt alles in mir durcheinander. Ich weiche sogar von meinen Macken ab, wenn er bei mir ist.
    Und jetzt? Jetzt ist es sowieso egal. Weil Janosch mich nicht hörenriechenschmeckenfühlen will.
    21. DEZEMBER _ 3 TAGE BIS WEIHNACHTEN, 10 TAGE BIS SILVESTER (= JANOSCHS GEBURTSTAG): WO SIND DIE TASCHEN TÜCHER?
    Ich erweitere meine melancholische Playlist um Elephant von Damien Rice, weil es eines der schönsten traurigsten Lieder ist, die ich kenne. Es ist wunderbar. Wirklich. Das Wort wunderbar– an dieser Stelle kein Schwulst, sondern angebracht. Ich sitze auf meinem Bett, singe jammernd und kreischend mit und stoße sogar den Kopf gegen die Wand, als Damien Rice zum letzten Mal singt: »Tell me if you want me to lie, this has got to die.«
    Ständig rufe ich mir Szenen mit Janosch in Erinnerung. Solche, die mich vor Sehnsucht tief betrüben, und solche, die mich wütend machen. Eben ist mir wieder eingefallen, dass Janosch es einfach hingenommen hat, als Karo ihn Janni genannt hat. Wieder spüre ich die Ungerechtigkeit, dass er mich dafür getadelt hat. Es war an einem Sonntagmorgen, und wir hörten auf meinen Wunsch hin ein Album von Damien Rice, was Janosch nur duldete, weil wir eine sehr schöne Nacht hinter uns hatten (er findet, Damien ist ein Jammerlappen).
    Ich sagte: »Du, Janni-Schatzi, mach mir mal Frühstück und bring es ans Bett.«
    Janosch stand auf ( NACKT !!!) und sagte mit einem sehr ehrlichen Lächeln: »Mach ich.« Dann beugte er sich zu mir herunter, küsste meinen Rücken und fügte hinzu: »Aber sag nie wieder Janni zu mir. Das klingt total bescheuert.«
    Wir haben beide gelacht, uns geküsst, und Janosch hat schließlich doch kein Frühstück gemacht.
    Scheiße. Wo sind die verdammten Taschentücher?
    22. DEZEMBER _ 2 TAGE, 9 TAGE: EIN GESPRÄCH MIT MAMA
    Am Abend sitzen meine Mutter und Fabi im Wohnzimmer vor dem Fernseher und schauen sich eine Krimisendung an.
    »Mama?«
    »Mhm?«
    Ich lasse mich neben sie aufs Sofa sinken.
    »Könntest du vielleicht noch mal darüber nachdenken, die Sachen von meiner Amazon-Wunschliste zu bestellen? Ich kann ja mal nachgucken, ob die Sachen noch pünktlich eintreffen würden. Es gibt einen Overnight-Lieferservice.«
    »Ach, Felicitas. Du bekommst dein Weihnachtsgeld, und dann kannst du damit anstellen, was du willst. Ich verstehe doch nicht mal, wie das mit dem Bestellen funktioniert. Deine Mutter ist nicht sehr computertauglich, wie du weißt.«
    Ich nicke. Meine Mutter benutzt das Wort googeln für alles, was mit Computern zu tun hat. Einmal hat sie gefragt, ob ich ihr helfen könnte, ein Facebook-Profil zu erstellen, alle würden ständig auf Facebook rumgoogeln, nur sie nicht. Und als sie mir mal am Telefon von einem TV -Bericht erzählte, den sie gesehen hatte, sagte sie: »Die ganzen Politiker googeln jetzt bei diesem Twitter.«
    Daher glaube ich ihr sofort, dass es ihr schwerfallen würde, meine Geschenke bei Amazon zu googeln.
    »Ja, du hast recht«, knicke ich ein.
    »Warum ist dir das denn so wichtig?«
    Ich zucke die Schultern. »Manchmal wäre ich einfach gerne wieder fünf Jahre alt. Das ist an Weihnachten besonders deutlich.«
    Mama schmunzelt. »Ja. An Weihnachten und wenn sie im Fernsehen Disney-Filme zeigen.«
    Das stimmt natürlich. Meine Augen schwimmen.
    »Hey, was ist denn jetzt wieder los? Musst du schon beim bloßen Gedanken an Disney-Filme weinen? Ich habe wirklich genug Zeit damit verbracht, dich immer und immer wieder über den Tod von Bambis Mutter hinwegzutrösten.« Mama kann sich nicht entscheiden, ob sie lachen oder einfühlsam sein soll. »Hey, meine zwanzigjährige Fünfjährige!« Sie zieht mich in eine Umarmung, die mir nur noch mehr das Gefühl gibt, ein Kleinkind zu sein.
    In mein Schluchzen mischt sich ein Lachen. »Ja, oh Mann, ich weiß. Ich bin zu alt für so was. Es ist nur… ach, bei Janosch und meinem Streit war… frag mich nicht, warum, aber Disney hat irgendwie eine entscheidende Rolle

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