Pinguine lieben nur einmal

eifersüchtig auf sie bin. Mich stört, dass du sie einlädst, bei dir zu übernachten, und es dir scheißegal ist, was ich davon halte. Mich stört, dass du zu mir immer gesagt hast, du möchtest normal behandelt werden, dabei hast du kein Problem damit, auf die Tränendrüse zu drücken, nur um dir irgendwelche Eintrittskarten zu erschleichen. Mich stört, dass du dich über Animationsfilme lustig machst, obwohl du weißt, wie sehr ich sie mag. Mich stört, dass du plötzlich Witze machst, weil ich fünf Jahre jünger bin. Und am allermeisten stört mich, dass du mir nicht von deinem Vater erzählt hast, der wegen deiner Behinderung abgehauen ist, sie es aber von Anfang an gewusst hat. Herrgott noch mal, Janosch, warum hast du mir das nicht gesagt? Das hätte verdammt viel erklärt!«
    Ich muss immer noch nicht weinen. Als ich zur Tür gehe, höre ich Janosch leise zu Simon sagen: »Halt dich endlich aus meinen Angelegenheiten raus.«
    »Warte, Feli«, sagt Janosch tatsächlich, als ich die Tür aufmache und in den Flur trete. Er folgt mir. Er holt tief Luft, fährt sich durch die Haare und legt dann los: » Das sind deine Probleme? Du hast ganz andere Probleme, Feli. Du… du kannst dich doch im Prinzip selbst nicht leiden. Ich bin eifersüchtig, weil Simon dir etwas geben kann, das ich nicht kann. Weil ich Angst habe, dass es dir gefällt, wenn er dir sagt, dass irgendetwas schön an dir ist. Du dagegen bist eifersüchtig, weil du mir nicht vertraust. Aber dazu habe ich dir nie Anlass gegeben. Du vertraust mir so wenig, du kannst es nicht ertragen, dass ich dir nicht jede Kleinigkeit über mich erzähle. Ich wollte dich nicht damit belasten, okay? Weil ich weiß, dass du sensibel bist. Verstehst du, dass du mich gegen Simon aufhetzt, wenn du ihn in so etwas reinziehst? Karo kann nichts dafür, dass du Selbstzweifel hast. Ja, sie weiß ein paar Dinge über mich, die du nicht weißt, weil ich sie viel länger kenne. Sie weiß auch ein paar Dinge, die du nie verstehen wirst. Sie weiß, wie mein Leben ist.«
    Ich drehe mich zu ihm um. »Na dann. Entschuldige, dass ich versucht habe, ein Teil von deinem Leben zu sein, obwohl ich all diese Dinge nicht verstehe.«

5. Akt: - Katastrophe
    Ich mag keine dummen Witze machen. Belassen wir es einfach bei der Aufzählung der Auftretenden.
FELI
MAMA
FABI
SOPHIE
KIRSTEN
PAPA
PIA
JANOSCH
CEM
    AUSSERDEM :
    Karo; ein tätowierter Schrank; ein DHL -Mann; Markus; Paul; Oma und Opa; Janoschs Mama; zwei Typen vor der IKEA -Warenausgabe; Cems Eltern; Steffi; Mirko; diverse Verwandte von Janosch; Herr Fritz in Adiletten.
    SPECIAL GUESTS :
    Linus von den Peanuts; Damien Rice; Herbert-Männer-kriegen-’nen-Herzinfarkt-Grönemeyer; Bruce Willis und/oder Mel Gibson; Heidi Klum; MUSE ; viele coole Musiker aus einer nicht ganz so melancholischen Playlist; Matthew McConaughey.

VIELLEICHT SOLLTEN WIR ES LIEBER LASSEN
    »Wenn du das so siehst, dann… na ja… Vielleicht sollten wir es lieber lassen.«
    Janosch sagt diesen Satz zu mir, während ich mit dem Rücken zu ihm am oberen Treppenabsatz stehe. Ich stehe am oberen Treppenabsatz und will schon umdrehen, will ihm sagen, dass ich das alles nicht so gemeint habe. Will ihn bitten, alles zu vergessen, weil ich ihn liebe, und will ihn fragen, ob ich ihm das schon mal gesagt habe. Ich liebe dich, Janosch. Wirklich und so sehr. Wirklich und so sehr, und vielleicht sollten wir es lieber lassen. Nein. Auf keinen Fall.
    Aber ich kann es nicht sagen. Mein Mund will nicht. Mein Kopf will auch nicht. Mir tut alles schrecklich weh, glaube ich. Ich kann es bloß nicht spüren. Wie soll ich denn irgendetwas spüren können, wo doch Janosch gerade gesagt hat, vielleicht sollten wir es lieber lassen. Versteht er das denn nicht? Versteht er denn nicht, dass ich nur deshalb nicht antworte, weil es keine Worte gibt, die man zu einer sinnvollen Antwort zusammenbasteln könnte?
    Vielleichtsolltenwireslieberlassen.
    Vielleicht… sollten… wir… es… lieber… lassen.
    Vielleicht. Sollten. Wir. Es. Lieber. Lassen.
    Vielleicht.
    Sollten.
    Wir.
    Es.
    Lieber.
    Lassen.
    Das ist der einzige Satz, an den ich mich erinnern will: Vielleicht sollten wir es lieber lassen. Warum klingt Janoschs Stimme dabei so schön wie sonst immer? Warum klingt seine Stimme dabei wie bei: Es ist mir wichtig, dass es die schönsten Lippen sind, die ich je geküsst habe ? Oder wie bei: Verschütteter Kaffee und frisch geschälte Mandarine ? Warum klingt sie nicht wie bei all den