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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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schlimmen Dingen, die er schon zu mir gesagt hat? Warum klingt sie nicht wie das, was dieser Satz getan hat? Warum klingt sie nicht nach… Ende? Warum klingt sie wie bei diesem einen Mal in meinem Zimmer, als sie sagte: In dieser Aussage stecken mir definitiv zu viele Vielleichts? Als er mich indirekt aufforderte, mich fallen zu lassen und ihn zu küssen? Und jetzt, denke ich, steckt mir in deiner Aussage genau ein Vielleicht zu viel.
    Sie klingt wie ein: Ich will dich in die Arme nehmen. Wie ein: Ich will bei dir sein. Wie ein: Sag, dass ich unrecht habe.
    Aber ich habe es nicht gesagt.
    Weil ich nicht glaube, dass er unrecht hat.
    Weil ich glaube, dass er recht hat? Nein.
    Ich weiß, dass er nicht recht hat. Aber unrecht hat er auch nicht.
    Spontan fahre ich einen Tag früher als geplant in die Weihnachtsferien nach Hause zu meiner Mutter. Dort hocke ich jetzt, in meinem Elternhaus, in meinem Kinderzimmer, und versuche das Gefühl von Zuhause wachzurütteln. Home is where your heart is. Na super! Dann habe ich wohl ein Problem. Mein Herz ist bei Janosch. Ach, was heißt hier Herz? Alles ist bei Janosch. Ich bin bei Janosch. Mit jeder verdammten Pore. Deswegen tut es auch so weh. Weil ich hier bin, aber ich bin bei Janosch über hundert Kilometer weit weg. Mein Körper will bersten, will sich in zwei Teile splitten, will bei Janosch sein oder Janosch hierhaben. Mein Körper will, dass home und heart am selben Fleck sind.
    Ich war noch nie in so einer Situation. Was macht man da? Ruft man an? Was sagt man, wenn man anruft? Sagt man wirklich, man habe es nicht so gemeint? Aber ich habe es doch so gemeint. Und selbst wenn ich es nicht so gemeint hätte, dann hätte ich es trotzdem ausgesprochen, und man sagt solche Dinge nun mal nicht, ohne sie wenigstens ein bisschen so zu meinen. Auch Janosch hat jedes Wort ernst gemeint. Es war kein Affekt. Und wenn, dann hätte er schon vielevieleviele Male die Chance gehabt, den Affekt zu widerrufen. Er hätte sich bei mir melden können. Hätte sagen können, dass er dumm war. Dass er bei mir sein will, mich halten will. Halten und festhalten. Er hätte sagen können, dass seine Reaktion überstürzt war.
    Heute ist der 20.Dezember.
    Meine Mutter sagt, ich sehe von Tag zu Tag schlimmer aus.
    Meine Mutter meint, ich hätte wissen müssen, dass diese Beziehung nicht leicht wird.
    Meine Mutter fragt, wer die Schuld trägt.
    Geht es denn hier um Schuld? Mein Gott, wir haben uns wüst beschimpft, wir haben uns ein paar Dinge an den Kopf geworfen. Andere Paare nehmen das zum Anlass, wild übereinander herzufallen. Janosch nimmt es zum Anlass, alles hinzuwerfen. Warum? Macht ihn das zum Feigling? Hat er einfach nur erkannt, dass es wirklich nicht funktioniert? Hat er vielleicht all die Sachen, die ihn an mir stören, wochenlang mit sich herumgeschleppt, und erst nachdem er sie laut ausgesprochen hatte, hat er gemerkt, dass er mit ihnen nicht leben kann? War das der Grund?
    Ich habe mir nie Gedanken gemacht, ob diese Beziehung schwer werden würde. Sie war schwer, bevor sie überhaupt eine Beziehung wurde. Aber ich wollte Janosch genau so, wie er ist: muffelig, launisch, zynisch und unheimlich liebenswert. Mein Inneres hätte kritisches Hinterfragen nie zugelassen.
    Ich muss mit ihm sprechen. Nein. Ich muss bloß seine Stimme hören. Nein. Ich will, dass er meine hört. Nein. Ich will ihm gegenüberstehen, ihn ansehen und, ohne ein Wort sagen zu müssen, bemerken, dass wir es nicht bleiben lassen wollen.
    LEIDEN FÜHLT SICH IM MOMENT SEHR VIEL BESSER AN
    Seit die Ferien begonnen haben, tue ich nichts. Natürlich nicht wirklich nichts. Ich tue viel weniger Sachen als nichts.
    Mein Referat ist verschoben, aufs Ende des Semesters, was bedeutet, dass ich es in Ruhe zwischen den Jahren erledigen könnte. Aber das tue ich nicht. Ich habe keine Ruhe. Stattdessen lese ich rosafarbene Bücher mit kitschigen Titeln. Bücher, bei denen ich nach dem Lesen des Klappentextes schon weiß, wie sie ausgehen. Ich heule, wenn die Figuren glücklich sind. Meistens sind sie zumindest am Ende unverschämterweise superglücklich. Es sind schöne Geschichten. Schön berechenbar. Wie wunderbar, wenn man sich um fünf Kilo Übergewicht, intrigante Freundinnen und überzogene Dispokredite sorgen kann. Teilweise sind die Bücher auch lustig. Aber ich ertappe mich dabei, wie ich skurrile Passagen, die nur dem Lachen und Erfreuen dienen, einfach überfliege oder ganz auslasse. Spätestens da wird mir klar, dass ich

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