Pinguine lieben nur einmal
in den Keller«, behaupte ich, als Steffi mich an ihrem Arm in den ersten Stock haken will.
»In den Keller? Warum das denn?«
Wenn ich das wüsste. Warum muss man in den Keller? Waschmaschine? Nee. Die ist in unserem Bad. Fahrrad? Nee. Steht im Hinterhof. Quittungen für Lügerei erhält man immer überpünktlich.
»Weil… weil ich Cem ein Geschenk machen will und es im Keller versteckt habe.« Das Gute ist, dass ich Leute mit so etwas nicht verwundere. Ich würde es nämlich wirklich machen. Es wäre ja viel zu einfach, ein Geschenk in meinem Zimmer zu verstecken, wenn ich es genauso gut in einem spinnenverpesteten, garantiert einsturzgefährdeten Keller deponieren könnte.
»Echt? Wie süß von dir! Hat er Geburtstag?«
»Namenstag. Du weißt schon. Der heilige Cem…obulus. Der heilige Cemobulus. Schutzpatron der…« Der was? Der homosexuellen Moslems? Der unmusikalischen Medizinstudenten? »…der benachteiligten Menschen!« Die Vorlesung hat eindeutig bleibende Schäden hinterlassen. Cemobulus, der Schutzpatron der benachteiligten Menschen? Ich gehöre weggesperrt!
Sie zieht die Augenbraue hoch und guckt mich mit schiefgelegtem Kopf an. »Aha«, brummt sie.
Bestimmt hat sie gemerkt, dass ich sie hochnehme. Aber mein Lügenerguss zeigt Wirkung. Steffi entschwindet in die Fünf. Ich setze mich auf die Treppe und schaue zur Tür.
Wie lange ich wohl warten muss?
Momentchen mal. Was genau mache ich hier? Was wird das? Was soll ich denn sagen, falls er hereinkommt? Vielleicht kommt er gar nicht? Was mache ich dann ? Ich gehe jetzt besser hoch und richte Cem alles Gute zum Namenstag des Heiligen Cemobulus aus, und wenn er nicht weiß, wer oder was das ist, dann tue ich einfach so, als wäre er dumm und ich gebildet.
Meine Gedanken werden unterbrochen, weil mein Handy lautstark schrillt. Durch den gesamten Flur quarzt mein Klingelton. Es ist Sophie.
»Willst du heute Abend mit mir zum Hochschulsport gehen?«
»Was?« Zum Hochschulsport? Will sie mich verulken?
»Ja, Feli! Komm, das wird super. Um halb sieben. Ich hab uns angemeldet!«
Das miese Stück hat mich zum Hochschulsport angemeldet? »Worum geht’s überhaupt?« An unserer Uni bieten sie recht ausgefallene Sportarten an. Yoga, Pilates und Jonglieren sind dabei wirklich noch die gängigsten.
»Wie heißt das noch gleich… So was zur Selbstverteidigung. Takeshis Castle?«
»Taekwondo?«
»Genau.«
Achtung, Achtung, eine wichtige Durchsage! Feli wusste etwas besser als Sophie! Schreibt die Kalender um, dies wird ein internationaler Feiertag!
»Warum?«
»Zur Selbstverteidigung!«
Wann zum Henker komme ich denn mal in die Situation, dass ich mich selbst verteidigen muss? Ich wünschte ja gelegentlich, mir würde mal jemand so nah kommen, dass ich irgendwelche asiatischen Würgegriffe anwenden könnte. Aber die meisten halten einen Sicherheitsabstand zu mir.
»Brauch ich nicht.«
» DOCH ! Das ist superwichtig. Weißt du noch, als wir dieses Jahr in Spanien im Urlaub waren und ein Mädchen von einem ziemlich ekelhaften Typ in die Nebenstraße gezogen wurde!«
»Nein. Das weiß ich nicht, weil ich nicht mit in Spanien war.«
»Ach so. Stimmt. Sorry. Aber stell dir es doch mal vor. Wenn die Takeshis Castle gekonnt hätte, wär ihr das nicht passiert.«
»Kirsten hat mir erzählt, es war ein Straßenstrich!«
» NA UND !«
Es ist wohl zwecklos, ihr zu erklären, dass es auf dem Strich nun mal üblich ist, mit dubiosen Typen in Nebenstraßen zu verschwinden.
»Kommst du jetzt mit?«
»Nein. Da ich beim Spanienurlaub nicht dabei war, hab ich nicht genug Angst vor körperlichen Übergriffen, als dass ich meine Faulheit überwinden könnte.«
»Also gehst du wirklich nicht mit?«
»Wirklich nicht.«
»Na, dann mach’s mal gut.«
»Ja, du auch… nein… Moment, sag mal, haben Muslime eigentlich Heilige?«
NA JA, VIELLEICHT IST DIE WELT DOCH GAR NICHT SO BLÖD
»Willst du zum Islam konvertieren?«
Ich hab nicht gemerkt, dass Janosch reingekommen ist, und dabei sitze ich nur wegen ihm hier und wollte eigentlich die Tür bewachen wie eine olle Psychopathin. Vollkommen durcheinander lege ich ohne ein weiteres Wort zu Sophie einfach auf und lasse das Handy in die Jackentasche gleiten. Ich durchforste mein Gehirn nach einer schlagfertigen Antwort, während ich fasziniert beobachte, wie Janosch den Teleskopstock durch ein kurzes Schnippen verkleinert.
»Nein. Und selbst wenn, glaube ich nicht, dass die mich haben
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