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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Anbetracht der Tatsache, dass er in Begleitung ist, töricht und unverschämt zugleich ist.
    »Sorry, keine Chance. Ich hab da eine am Start«, er winkt in Richtung der Tussi, die jetzt neben den Eingangstüren steht, Haare um den Finger zwirbelt und so tut, als würde sie ihr Smartphone checken. Updatet bestimmt ihren Beziehungsstatus zu »Es ist kompliziert«.
    »Alter Falter, Jojo, nicht schlecht. Dann halt dich mal ran. Aber erzähl ihr nicht gleich beim ersten Date, dass du noch Zeichentrickserien guckst.«
    »Hey!« Er deutet mit dem Zeigefinger auf mich, » Avatar – Herr der Elemente ist Kunst, ja?«
    »Jaja«, erwidere ich. Ich glaube allerdings, dass ich die Einzige von Jojos weiblichen gleichaltrigen Bekannten bin, die das so empfindet. Moment mal: Ich bin wahrscheinlich generell die einzig weibliche Person im Alter von zwanzig Jahren, die das so empfindet oder es zumindest offen zugibt. Wäre mal wieder an der Zeit, erwachsen zu werden. Aber nicht heute. Vielleicht wann anders. Wenn ich siebzig bin. Vielleicht.
    »Joe? Kommst du?«, sopraniert Jojos Bekannte durch die halbe Uni.
    Ach ja, dass er sich jetzt nur noch Joe nennt, ignoriere ich seit einigen Jahren. Da ich für ihn immer das Mädchen aus der neunten Klasse sein werde, das Brüste nur zu Dekorationszwecken hat und leidenschaftlich gerne mit ihm zu Drei-Akkorde-Punk abgeht, wird er für mich auch immer Jojo sein.
    »Bleib sauber«, zwinkert er mir zu und zieht eilig davon. Bleib sauber, das würde er seiner blonden Begleitung sicher nicht zum Abschied raten.
    Ich pflanze meinen Hintern schließlich auf einen Heizkörper im verlassenen Erdgeschoss des E-Traktes und schlürfe meinen Kaffee. Zwischendurch esse ich eine mitgebrachte Mandarine und summe vor mich hin. Als ein kurzer Schwall von kalter Luft hereinströmt, weil jemand die E-Eingangstür aufzieht, verstumme ich wieder.
    »Sicher, dass ich dich nicht hochbringen soll?«, säuselt eine Kaugummi-Mädchen-Stimme.
    Ich blicke mich um und erstarre zur sprichwörtlichen Salzsäule.
    »Ja, vollkommen. Ich bin schon diverse Treppen hochgestiegen.«
    Ich erkenne Janoschs Stimme sofort, seinen Sarkasmus, seine Genervtheit. Vermutlich ist es seine Art, sich darüber aufzuregen, dass die Leute ihn verhätscheln.
    Mein Herz schlägt verwirrt. Viele kleine Herzschläge, so als wär ich soeben schlimm gestolpert und nur um ein Haar nicht heftig gestürzt. Ich kann kein Wort sagen.
    Das Kaugummi-Stimmen-Mädchen deutet Janoschs Tonfall falsch und knatscht: »Hihihihihi, stimmt schon.«
    Hihihihihi, stimmt schon. Blöde Flunz. Die studiert bestimmt Kunstgeschichte. Nichts gegen Kunstgeschichte, aber meine neuesten Studien haben ergeben, dass Kunststudentinnen dazu neigen, mich durch ihre Stimmfrequenz zu nerven. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es nur die Stimmfrequenz ist, die mich an Miss Chewing Gum stört.
    »Kann ich sonst noch was für dich tun? Kaffee? Snack?«
    Geschlechtsverkehr? Mietvertrag? Adoptionsunterlagen? Herrschaftszeiten, find ich die blöd.
    Ich schaffe es nicht, meinen Mund davon zu überzeugen, jetzt etwas zu sagen und so Janoschs Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Aber ist vielleicht auch besser so. Ich weiß gar nicht, was ich zu ihm sagen soll. Und ich kann mich auch nicht darauf konzentrieren im Moment, weil ich meine Fingernägel durch Uri-Geller-Kräfte zum Wachsen bringen will, damit ich Miss Chewing Gum die Augen auskratzen kann.
    »Klar«, antwortet Janosch zuckersüß. Wachst! Damit ich seine Augen gleich mit vernichten kann! Warum sagt er zu mir nie so was Nettes? Warum lächelt er mich nie so an? »Ich müsste mal auf die Toilette und bin leider zu behindert, um das alleine hinzukriegen. Könntest du mir das mit dem Toilettenpapier bitte am lebenden Objekt demonstrieren?«
    Die Miene der Kunststudentin in spe wird eiskalt.
    Schadenfreude kriecht in meinem schockgefrosteten Gesicht hoch. Da es noch nie zu meinen Stärken gezählt hat, einen aufkochenden Lachanfall zu unterdrücken, pruste ich laut los und presse gleichzeitig die Hand gegen den Mund, um das Gelächter einzudämmen. Der gewünschte Effekt bleibt aus: Ich zucke so heftig zusammen, dass ich den zwischen meinen Schenkeln eingeklemmten Styroporbecher umkippe. Kochend heißer Kaffee ergießt sich über meine andere Hand, die immer noch die Mandarine zerpflückt.
    »Heilige Schaaa…«, entfährt es mir, und ich benetze die verbrühte Stelle in einem rasend schnellen Reflex mit Speichel.
    Janosch und die

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