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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Kunststudentin drehen die Köpfe nach mir um. Ob Janosch mich mit seinen Daredevil-Fähigkeiten erkannt hat?
    »Mhm. Lustig«, ihre Stimme ist immer noch aus Kaugummi, »Na ja. Ich bin dann in zwei Stunden wieder hier.«
    »Kann’s kaum erwarten.«
    Die Kunststudentin sieht zu, wie ich an meinem Handrücken nuckele, und wedelt vor ihrem Gesicht herum, um zu sagen: »Der ist nicht ganz dicht.«
    Oh. Janosch ist so toll. Wie man zu anderen so konsequent unfreundlich sein kann– bewundernswert. Ich könnte das nicht, weil ich viel zu sehr darüber nachdenke, was die Leute von mir halten.
    Er war zu ihr sogar noch unfreundlicher als zu mir! Das heißt… Na ja, das heißt natürlich rein gar nichts, aber ich rede mir ein, das heißt, dass er mich mag.
    Die Kunststudentin in spe verlässt das Gebäude. Ich beuge mich weit vor, um durch die Glastür zu beobachten, was sie tut. Sie trifft eine Freundin und fängt, reich an rüden Gesten, zu lästern an. Beide tragen Absatzstiefel in Tierfelloptik über den Jeans. Das sagt alles.
    Ich beuge mich noch weiter vor und verschütte endgültig den ganzen Kaffee.
    »Au, Scheiße!«, fluche ich leise zu mir selbst, während sich ein feuchter, heißer durchfallfarbener Fleck auf meiner Jeans ausbreitet.
    »Was ist diesmal passiert? An fremden Türen gelauscht? Eierkarton fallen lassen? Gestolpert?«
    Janoschs Stimme überrascht mich. Ein kleiner Teil von mir hat wohl doch gehofft, er hätte mich nicht erkannt. Jetzt stehe ich zu allem Überfluss wieder als tollpatschiger Trampel da.
    »Kaffee«, wispere ich.
    »Gibt unschöne Flecken, hab ich mir sagen lassen.«
    »Kann ich bestätigen«, antworte ich.
    Erst als ich Janoschs Lachen höre, fällt mir auf, dass ich gerade ich selbst und spontan war. Ich habe einfach geredet! Dabei ist mir ganz entgangen, dass sein Kommentar wieder mal ein Produkt seiner eigenartigen Selbstironie war.
    »Keine Vorlesung?«, fragt er.
    »Schon, aber ich habe die Schnauze voll von benachteiligten Menschen«, blubbere ich los.
    Was rede ich denn da? Das kann man ja mal wieder total fehlinterpretieren!
    Janosch lacht erneut. Und er lacht schön. Es klingt schlichtweg sexy.
    »Du?«, frage ich. »Keine Vorlesung?«
    »Nein, aber ich musste erst noch meinen persönlichen Babysitter loswerden.«
    »Wer war das?«
    »Ach, den Namen hab ich verdrängt. Kunstpädagogik im fünften Semester.« Ich wusste es! Wo ist mein Preis für Menschenkenntnis? Wo ist er? »Billiges Parfüm. Kaugummi mit Erdbeergeschmack. Ich schätze wasserstoffblond und Lackstiefel.«
    »Schwarze Haare. Stiefel mit Tierprint.«
    »Verdammt«, Janosch bleibt ein paar Sekunden reglos stehen.
    »Billiges Parfüm also?«, frage ich und überlege, wie er meinen Geruch wohl betiteln würde.
    »Jap. Und Erdbeerkaugummi. Schlechte Kombi, wenn du mich fragst. Aber du fragst ja nicht.«
    »Was wäre denn eine bessere Kombi?«
    Janosch antwortet: »Verschütteter Kaffee und frisch geschälte Mandarine.«
    Er zieht einen weißen Teleskopstock aus seinem Rucksack, bringt ihn durch ein Schnippen auf volle Länge und geht zielsicher die Treppe hoch.
    Oh. Mein. Gott. Herr im Himmel. War das ein Kompliment oder gar ein Flirt? Keine Ahnung. War das gerade das definitiv Schönste, was jemals zu mir gesagt wurde? Aber JAAA !
    Ich sammle mich relativ schnell, springe auf und rufe die Treppe hoch: »Wann fährst du heute nach Hause?«
    »Um zwei«, antwortet Janosch.
    »Kann ich mit dir fahren?«
    »Klar. Mir gehört der Porsche Cayenne vorne an der Ecke.«
    SCHLECHT GELAUNT
    Als ich zur Bushaltestelle laufe, ist meine Stimmung zum Kotzen. Die Welt ist blöd, Janosch sowieso und ich am allermeisten. Er ist nicht hier. Statt sich mit mir im Bus zu verabreden, hat er nur einen doofen Witz gemacht. Lustig– zugegebenermaßen, aber irritierend. Ich hasse Ungewissheit.
    Wütend kicke ich ein Steinchen weg und treffe damit ausgerechnet Steffi, die einen Meter vor mir läuft.
    »Heyheyhey, Feli! Na, biste schlecht gelaunt?«
    Schlecht gelaunt? Schlecht gelaunt ist eine dreistöckige Zuckergusstorte im Gegensatz zu meiner Stimmung. Ich hätte einfach nach dem tollen Kompliment mit dem Kaffee-Mandarinen-Geruch meine übermütige Klappe halten sollen. Das musste ja eine Bauchlandung werden! Ich kann auch nie genug haben, kriege den Hals nicht voll. Das ist wie bei Süßigkeiten. Immer ein Stückchen mehr, bis einem schlecht wird, und selbst dann ist es noch nicht genug. Jetzt bekomme ich spontan auch noch schrecklichen

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