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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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du fünfundzwanzig?«
    »Am einunddreißigsten Dezember. Silvester.«
    »Du bist alt!«, brülle ich.
    »Danke!«
    »Wie alt bist du, dass es dich so schockiert? Dreizehn?«
    »Manchmal fühle ich mich wie dreizehn. Aber ich bin zwanzig.«
    »Na, dann ist doch alles gut.«
    Was ist gut? Dass wir miteinander schlafen dürften, ohne ein Gesetz zu brechen? Oh! Hoppla! Nein. Aus, Feli, aus, was du wieder denkst.
    »Und? Bist du ein guter Schwimmer?«, wechsle ich das Thema.
    »Ich denke schon«, antwortet er frech.
    »Cool.« Damit ist das Gesprächsthema wieder tot.
    Es klingelt kurz und scharf an der Tür, keine Sekunde darauf wird sie aufgeschlossen.
    »Hallo«, zwitschert es.
    Mein Blick huscht zu der Frau, die gerade hereingekommen ist. Das muss Janoschs Schwester sein. Sie ist eindeutig älter als er. Ich schätze sie auf sechs- oder siebenundzwanzig. Ihre Haare haben dieselbe dunkelbraune Farbe wie seine, sie sind zu einem langen, lockigen Zopf gebunden, und ihre Augen sind fast genauso wunderschön. Sie ist groß, schlank und hübsch.
    »Oh! Hi!« Es ist eine filmähnliche Situation, wie sie dieses Oh! Hi! sagt. So als würde sie fürchten, sie hätte uns bei irgendwelchen Intimitäten erwischt. So was Abwegiges. Als hätte ich nur eine Sekunde an Intimitäten mit Janosch verschwendet. Es waren ganze MINUTEN !
    »Hallo«, flüstere ich kleinlaut.
    »Ich bin Pia, Janoschs Schwester.«
    »Feli.«
    »Aaah! Feli!« Heißt dieses Aaah! Feli!, dass ihr mein Name etwas sagt? »Gehst du mit uns ins Hallenbad?«
    »Nein«, erwidere ich wie aus der Pistole geschossen.
    Pia grinst. Janosch verschwindet kurz im hinteren Zimmer und kommt mit einer Trainingstasche zurück.
    »Tja, dann… ich…«, stammele ich und deute Richtung Tür. Ich weiß, wann ich gehen sollte. Schließlich bin ich ein vernunftbegabter Mensch, der das perfekte Timing beherrscht.
    »Ich wollte euch nicht stören. Quatscht ruhig noch ein bisschen. Ich kann auch noch eine Runde um den Block spazieren.«
    »Was redest du denn da? Wir gehen schwimmen, und Feli geht hoch. Fertig.«
    Oh! Hallo, alter Janosch! Da bist du ja wieder. Hab dich gar nicht vermisst.
    »Alter Griesgram. Sei nicht immer so unfreundlich«, weist Pia ihren Bruder zurecht und verlässt die Wohnung.
    Ich muss schnell verschwinden. Ich will nicht, dass der alte Janosch noch mehr Sachen zu mir sagt, die mein laut, schnell und verliebt klopfendes Herz nicht hören will.
    »Viel Spaß«, brummele ich daher lediglich und steige die Treppe hoch.
    »Feli?«
    »Ja?«, ich wirble herum.
    »Vielleicht klappt’s ja wann anders mit dem Busfahren.«
    Ich strahle, und mein Herz ist auch vollends zufrieden mit dem Gehörten. »Ja klar. Super. Viel Spaß.«
    »Danke.«
    FAST HÄTTE ICH VERGESSEN, DASS ICH HUNGRIG BIN
    Aber nur fast. In dem Moment, als ich in die Wohnung komme und es nach irgendwas Leckerem duftet, fällt es mir wieder ein.
    Cem ist wohl in der Zeit, die ich bei Janosch verbracht habe, nach Hause gekommen und hat etwas zu essen gezaubert. Cem ist ein großartiger Koch. Aber so richtig. So auf Laafer-Lichter-Lecker-Niveau. Beim Verzehr von Cems Köfte (das sind türkische Frikadellen) würde sogar jeder Veganer zum Fleischfresser mutieren. Heute gibt es Spaghetti Bolognese.
    »Hallo, Feli-Baby!«
    Huch? Woher kommt Cems Motivation zur Benutzung kitschiger Kosenamen?
    »Hab ich was verpasst, Cemi-Baby?« Ich setze mich auf meinen Platz und bekomme ein großes Glas von meinem Saft eingeschenkt.
    »Ich dachte, wir essen fein zusammen.«
    »Das freut mich.«
    »Du bist spät dran. Viel zu tun?« Schwungvoll stellt er mir einen Teller vor die Nase.
    Wenn wir derartige Gespräche führen, kommt es mir so vor, als wäre Cem die Hausfrau, die bei den Kindern bleibt, während ich für die Familie das Geld verdienen gehe. Weil ich zu spät dran bin, vermutet meine Ehefrau Cem, dass ich eine Affäre mit meiner Sekretärin habe, weil ich sie, oder vielmehr ihn, seit der fünften Schwangerschaft nicht mehr attraktiv finde.
    Ich war schon immer ein sehr fantasiebegabtes Kind, aber an derartigen Kopfbildern ist nicht meine Fantasie, sondern das Privatfernsehen schuld. Ähnlich wie bei Zigarettenschachteln sollten sie auch auf TV -Geräte und Fernsehzeitschriften Warnungen aufdrucken, die darüber informieren, dass Fernsehen Gehirnzellen abtötet: Fernsehen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu! Fernsehen schadet Ihnen und Ihrem ungeborenen Kind! Verbraucherschutz heißt

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