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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Tassen. Ich öffne etliche Schränke, bis ich welche finde, und weiß dann gar nicht, ob ich jetzt auch für mich Tee machen soll. Ich gucke in den Kocher. Definitiv zu viel Wasser für nur eine Tasse.
    Wenn ich mir doch beim letzten Mal bloß behalten hätte, wo Janosch seinen Tee aufbewahrt! Ich öffne– so kommt es mir jedenfalls vor– jeden Schrank und finde vor lauter Ordnung gar nichts. Fast alles ist in Dosen aufbewahrt, auf die kleine Etiketten mit Braille-Pünktchen geklebt sind. Ich taste über die Worte Zucker, Salz und Mehl und über Erdbeermarmelade. Ich will das unbedingt lernen!
    »Wo sind denn die Teebeutel?«, rufe ich durch die Wohnung.
    Janosch kommt mir zu Hilfe. Ich denke für einen kurzen Moment über die Ironie dieser Situation nach und höre dann seine Schritte aus dem Badezimmer näher kommen. Plötzlich kracht Janoschs Hand gegen meinen Arm, als ich nach einer großen Schublade greifen will.
    »Entschuldigung«, sagt er.
    Ich drehe mich zu ihm um. OH GOTT !! Er ist mir so nahe! Und er trägt keinen Pulli und kein T-Shirt, also quasi nichts. Also obenrum. Also sozusagen oben ohne. Und ich… ich kann ihn riechen.
    Er zieht die Schublade auf und fischt ohne Weiteres einen Beutel mit schwarzem Tee und einen mit Pfefferminze heraus. Er hält mir den Pfefferminzbeutel hin. Ich bin fast zu doof, um danach zu greifen. Ich blicke überall hin, nur nicht auf die blöden Teebeutel.
    »Ähm… danke, Janosch.«
    »Bitte, Feli.« Er lächelt. Er lacht nicht. Er grinst nicht. Er lächelt.
    Er bückt sich und holt Milch aus dem Kühlschrank, die er zu seinem schwarzen Tee gibt. Bei jeder seiner Bewegungen starre ich auf seinen nackten Oberkörper und suche die zuständigen Muskeln. Während er den Arm bewegt, die Finger oder den Rumpf, klebt mein Blick an seiner zuckenden, arbeitenden Armmuskulatur.
    Niemand sollte so aussehen! Niemand darf so aussehen! Oh Gott. Bestimmt hört Janosch, dass ich komisch atme. Selbst ich kann es hören. Ich röchele vor mich hin, als litte ich an Keuchhusten, und klammere mich an meiner Tasse fest. Ich versuche, nur noch den Tee zu riechen und nicht Janoschs Haut. Aber deren Geruch ist plötzlich überall. Im Raum, in meiner Nase, in meinem Kopf!
    »Ähm…«, mache ich als kleine Zwischeneinlage.
    Janosch trinkt mit großen Schlucken von dem unheimlich heißen Tee und entschwindet dann wieder ins Bad.
    »Ich wollte dich nicht irritieren«, ruft er nach ein paar Sekunden, in denen ich mucksmäuschenstill Tee genippt habe.
    »Ähm, hast du nicht«, lüge ich.
    »Dann ist gut. Ich werde nur gleich zum Training abgeholt, deshalb muss ich mich kurz umziehen.«
    »Was trainierst du denn?«
    Mir fällt es wieder ein, bevor Janosch antwortet: »Schwimmen. Meine Schwester ist in fünf Minuten hier.«
    »Ach so.« Für mich ist Schwimmen ab sofort der beste Sport der Welt.
    Er kommt wieder aus dem Bad, trägt dieses Mal aber eine Jogginghose und eine dazu passende Sweatshirtjacke.
    »Ach ja«, meint er dann und stellt sich neben mich, »Rechtswissenschaften.«
    »Rechts…Jura? Du studierst Jura?« Also irgendwie bin ich jetzt platt. Erstens weil ich schon nicht mehr an das eigentliche Gesprächsthema gedacht habe und zweitens weil ich nicht weiß, wie das mit Janosch und dem Studieren funktioniert, und neugierig bin, es zu erfahren, und drittens wegen: »Wie…«
    »Sag es bloß nicht! Ich weiß! Wie Daredevil. Wenn ich mal zwei Sekunden nachgedacht hätte, bevor ich mich in ein wandelndes Comic-Klischee verwandelt habe, würde ich jetzt was anderes machen!«
    »Warum? Gefällt es dir nicht?«
    »Schon. Es ist der Hammer.«
    »Dann ist es doch egal.«
    Er lächelt wieder und wendet seinen Kopf zu meinem.
    »In welchem Semester bist du?«
    »Im neunten.«
    »Im NEUNTEN ? Wie alt bist du denn?«, platzt es aus mir heraus. Im neunten? Meine Fresse.
    Janosch lacht laut. »Keine Panik. Wie du dir vorstellen kannst, hab ich nach dem Abi kein soziales Jahr oder so gemacht. Und bei der Bundewehr war ich schon mal gar nicht.«
    »Wie du dir vorstellen kannst, war ich auch nicht beim Bund, und ich bin trotzdem erst im dritten!«
    Janosch lacht wieder und sagt: »Hat ja auch niemand gesagt, dass wir gleich alt sind. Ich bin vierundzwanzig.«
    Janosch ist vierundzwanzig? Ist das jetzt alt? Oder bin ich bloß jung? Oder sollte ich mich einen feuchten Kehricht um Altersunterschiede scheren? Mal ehrlich, vier Jahre sind doch kein Problem, warum mache ich mir eigentlich Gedanken?
    »Wann wirst

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