Pinguine lieben nur einmal
das. Niemand schützt mein armes Hirn, dabei habe ich doch nur das eine.
»Nee. Ich…« Ich lasse mich ein bisschen feiern und grinse dümmlich in der Gegend herum. Wenn ich schon mal etwas zu erzählen habe, möchte ich es wenigstens auskosten.
Eine große Portion Nudeln mit Soße landet auf meinem Teller.
Cem bemerkt meine Geheimniskrämerei, setzt sich mit großen Augen an den Tisch und fragt artig nach: » WASISTPASSIERT ?«
Ich blubbere viele Worte in kurzer Zeit und schiebe mir immer wieder rollenweise Spaghetti in den Mund. Schlagworte meiner Erzählung sind: Sklaven. Vorlesung. Langweilig. Janosch. Kunstpädagogin. Stiefel. Erdbeerkaugummi. Janosch. Kaffee. Mandarine. Busfahren. Porsche. Steffi. Janosch. Kunstpädagogin. Mutter. Janosch. Mutter. Janoschs Mutter. Busfahren. Dreizehn Stationen. Zwölfte Station. Steffi. Unterhaken. Cemobulus. Sophie. Handy. Takeshis Castle. Janosch. Tee. Badezimmer. Kein Oberteil. Muskeln. Janosch. Schwimmen. Schwester. Janosch.
Nach meinem spaghettischwangeren Redeschwall sagt Cem: »Aha.« Nachdem er die Menge an Informationen sortiert und verarbeitet hat, ist das Einzige, was ihn interessiert: »Heute ist also mein Namenstag wegen Cemobulus, dem Schutzpatron der benachteiligten Menschen?«
Sein Brüllen erfüllt die Küche, nur hin und wieder unterbrochen von einem atemlosen Keuchen, durch das ich wiederholt die Worte Cemobulus! und Schutzpatron! hören kann. Jaja, ich bin sehr oft unfreiwillig komisch.
»Was hätte ich denn sagen sollen? Ich will warten, bis Janosch reinkommt, weil er mich vorhin im Bus verschmäht hat!? « Das wäre lustig geworden. Steffi hätte mir eine Milliarde Fragen gestellt. Sie ist so über die Maßen an Männergeschichten interessiert. Nicht nur an ihren eigenen, sondern auch an meinen und überhaupt an jedermanns. Sie verwendet sehr viel Energie darauf, zu jeder Zeit darüber informiert zu sein, wer was mit wem hinter verschlossenen Türen anstellt.
»Und du hast ihn oben ohne gesehen?«, spricht Cem endlich mein neues Lieblingsthema an.
Ich nicke geistesabwesend.
» UUUUUUUND ?? Also, die Schwimmer bei Olympia sind ja immer echt super gebaut.«
Mein Spaghettihunger verwandelt sich in ein dumpfes, sattes Magenkribbeln.
» MACHESNICHTSOSPANNEND !!«
»Er sieht gut aus«, murmele ich dann. Ich will die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, weil die Vorstellung von Janoschs Körper meine eigene bleiben soll. »Kaffee und Mandarine hat er gesagt. Ist das nicht süß? Er kann eben doch richtig nett sein.«
»Ja. Total nett. Kaffee und Mandarine… Du denkst viel zu poetisch. Erzähl mir jetzt, wie er oben ohne aussieht! Hat er Muskeln?«
Ich nicke.
»Breite Schultern? Brustmuskeln? Bauchmuskeln? SAGHALTMALGENAUER !«
Ich nicke dreimal.
Cem dreht fast durch wegen des Mangels an detailreichen Informationen: »Haare?«
»Haare?«, frage ich. Cem verdreht die Augen, und ich verstehe.
»Das geht dich gar nichts an«, sage ich dann.
»Dann verrate ich dir auch nicht mein Geheimnis.«
Cem hat ein Geheimnis? Ich wusste es. Schon bei Hallo Feli-Baby hatte ich den Verdacht, dass hier etwas reichlich faul ist. Er weiß genau, wie neugierig ich bin.
»Hey! Das ist unfair! Jetzt will ich’s wissen.«
»Haare?«, wiederholt er seine Frage, wobei er nachdrücklich und fordernd auf den Küchentisch tippt.
Ich sehe auf meine Nudeln.
»Haare!«, schließt Cem daraus. »Wie schlimm ist es? Robbie Williams?«
Cem hört sich gerne Lieder von Robbie im Radio an, aber wenn er ihn im Fernsehen sieht, schaltet er jedes Mal um, weil er befürchtet, dass der Brite sich auszieht. Diese Angst ist nicht unbegründet, denn er wurde offenbar mit exhibitionistischen Neigungen geboren. Cem ist akut Brust-Bauch-Achselhaar-phobisch. Ob man das therapieren kann?
»Was du alles wissen willst! Nein! Nicht wie Robbie Williams. Du solltest echt endlich mal darüber hinwegkommen, dass Männer irgendwann obenrum nicht mehr aussehen wie Sechstklässler! Schon gar nicht, wenn sie fast fünfundzwanzig sind.«
»Robbie Williams ist mindestens fünfund dreißig. «
»Aber Janosch ist fast fünfundzwanzig.«
»Oh, ich sehe, du hast dir Informationen beschafft. Das ist schön. Jetzt aber genug zu dir. Frag mich, warum ich so gut gelaunt bin!« Ich tue es, und Cem erzählt mir bereitwillig eine Geschichte, die mit »Also, bei Steffi wohnt doch jetzt dieser Mirkooooo…« beginnt.
»Ja«, sage ich und zeige ihm damit, dass ich dieser hochkomplexen Unterhaltung, von
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