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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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mich die Nähe überfordert hat und in meinem Hirn irgendwelche synaptischen Fehlschaltungen stattgefunden haben und ich ihn eigentlich gar nicht küssen wollte. Ich versuche zu ignorieren, dass das selbst in meinen Ohren ziemlich dumm klingt. Und meine Ohren sind wirklich so einiges gewöhnt, schließlich müssen sie sich schon seit zwanzig Jahren mein Gequatsche anhören.
    ABER , und das ist das Schlupfloch, sollte er kommen, werde ich das Geschehene erst mal totschweigen. Sollte er mich von sich aus darauf ansprechen, werde ich versuchen, ihm Sophies Erklärung so zu servieren, dass sie einigermaßen genießbar ist. Fast wünsche ich mir in diesem Moment, dass er wirklich nicht auftaucht, denn eine Verabredung dieser Form ist schon nervenaufreibend genug, ohne dass man anstrengende Gespräche führen muss.
    ACHT IST SO ... WAS IST ACHT EIGENTLICH?
    Es ist schon halb acht durch.
    Feli, reg dich nicht auf, ihr seid erwachsene Menschen, halb acht ist eine völlig normale Zeit.
    Apropos: Wir haben gar keine Uhrzeit ausgemacht! Ich. Bin. So. Doof. Indem ich vergessen habe, eine Uhrzeit zu vereinbaren, habe ich ihm die perfekte Möglichkeit gegeben, mich ohne große Schwierigkeiten zu versetzen.
    Ich wandere in meinem Zimmer auf und ab. Ob ich das tue, weil ich nervös bin, oder ob mein Unterbewusstsein einfach nur die Tatsache ausnutzen will, dass man ausnahmsweise darin gehen kann, weiß ich nicht genau.
    Fakt ist, dass mein Zimmer sehrsehrsehr aufgeräumt ist. In meinen achtzehn Quadratmetern herrschen fast sterile Krankenhausverhältnisse. Hier könnte ohne Bedenken ein Blinddarm entfernt werden.
    Da ich immer noch kein Bücherregal habe (natürlich nicht, schließlich habe ich keins gekauft, und die Mainzelmännchen kennen entweder meine Adresse nicht, oder sie ignorieren meine Not), stapeln sich die Bücher an der linken Zimmerwand. Die Schuhkartons mit den CD s und DVD s stehen direkt daneben. Die umherfliegenden Klamotten habe ich in den Kleiderschrank geschoben, ohne mir von solch festgefahrenen Sitten wie Bügeln und Zusammenlegen die Zeit rauben zu lassen. Unmengen an Papier sind in den Mülleimer gewandert, und zahlreiche Tassen, Teller und Gläser habe ich nach langer Zeit endlich mal in die Spüle geräumt. Ich will lieber keine genauen Angaben darüber machen, wie lange sich das Geschirr tatsächlich in meinem Zimmer aufgehalten hat. In einer großen weißen Kiste schlummern jetzt meine Notizzettel und Vorlesungsmitschriften, die bei Gelegenheit mal nach dem Aschenputtel-Prinzip (Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen) sortiert werden müssten. Aber wer sollte das schon tun? Ich etwa? Würde sich vielleicht jemand melden, der mir diese Arbeit abnehmen möchte? Niemand? Unverschämtheit!
    Drei Stunden habe ich gebraucht, um meine vier Wände so herzurichten.
    Er wird sowieso nicht kommen.
    Ich sprinte noch mal ins Bad und putze mir zum wiederholten Mal die Zähne. Ich schrubbe auch über die Zunge, was zwar schrecklich kitzelt, aber laut Fernsehwerbung die Bakterien töten soll, die für Mundgeruch verantwortlich sind.
    Warum putze ich mir eigentlich die Zähne, wenn ich genau weiß, dass er nicht kommt? Selbst wenn er käme, was erwarte ich mir von einer bakterienlosen Zunge? Etwa Küsse?
    Er wird nicht kommen. Und er wird mich schon mal gar nicht küssen.
    Warum zum Henker bin ich ganzkörperbabypopoweich? Ich bin doch realitätsfremd…
    Als ich in mein Zimmer zurückgehen will, kommt mir Cem daraus entgegen.
    »Was gibt’s?«, frage ich.
    »Wollte nur wissen, ob du da bist«, antwortet er und lacht über etwas, das wohl nur er versteht. »Ich hab euch was vorbeigebracht.«
    Ich luge in mein Zimmer und frage: »Uns?«
    »Na, dir und Janosch, wenn er denn kommt. Ihr sollt nicht auf dem Trockenen sitzen… wenn er denn kommt.«
    Auf meinem Nachttisch stehen eine Rotweinflasche und zwei Gläser. Schon wieder Rotwein.
    »Danke. Ist süß von dir. Aber ich denke nicht, dass er kommt.«
    »Warum warst du dann über eine Stunde im Bad?«
    »Ich, also… du stellst echt gemeine Fragen! Wenn jetzt Mirko vor der Tür stehen würde, würde ich auch keine Rechtfertigung wollen, wenn du erst mal für eine Stunde im Bad verschwindest!«
    »Touché«, gönnt mir Cem den Sieg und deutet mit dem Zeigefinger auf mich. »Um wie viel Uhr kommt er denn?«
    »Ich… öhm… das weiß ich nicht, wir haben keine genaue Uhrzeit ausgemacht.«
    »Ähm. Na gut. Ich geh jetzt nämlich. Dachte, ich lass euch

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