Pinguine lieben nur einmal
Großonkel Franz gerät völlig aus der Whiskey-Kenner-Fassung, als ich mich weigere, von seinem besten Tropfen zu probieren, weil ich finde, dass er riecht wie die ekelhafte Barbecue-Sauce von McDonald’s.
Es ist nach eins, als ich, den Kopf auf Janoschs Schulter, tatsächlich kurz einnicke und er daraufhin sagt: »Dieses Mal ganz ohne Hintergedanken: Willst du schlafen gehen?«
Ich nicke, lasse mich von ihm an der Hand nehmen und wünsche abwesend allen Anwesenden eine gute Nacht. Eigentlich sollte es mir peinlich sein, vor Omis und Opis Augen mit Janosch in sein Zimmer zu gehen, aber dazu mangelt es mir an Energie.
Lene ruft uns hinterher: »Gute Nacht, ihr Süßen!«
Pia kommt auf uns zu und sagt leise zu Janosch: »Ich habe mir überlegt, ob ihr vielleicht oben bei uns im Gästezimmer schlafen wollt? Da sollten eigentlich Oma und Opa hin, aber sie sind froh, wenn sie keine Treppen steigen müssen. Sie sollen in deinem alten Zimmer übernachten.«
»Ist gut.«
»Dann habt ihr eure Ruhe und… auch ein bisschen mehr Privatsphäre.« Sie grinst vielsagend.
»Ja, danke.«
Janosch holt meine Tasche, dann gehe ich hinter ihm die Treppe hoch zu Pias und Markus’ Wohnung in ein Zimmer unterm Dach.
»Nebenan ist das Bad, wenn du dich fertig machen möchtest, ich geh runter ins andere Badezimmer«, sagt Janosch.
Mit geputzten Zähnen, gekämmten Haaren und fast nicht mehr müde, weil ich mir gehörig kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt habe, tapse ich wenig später in Schlaf-T-Shirt und Unterhose zu dem großen Bett, in dem Janosch bereits mit hinterm Kopf gekreuzten Armen liegt und leise summt. Ich krieche unter die Decke (es gibt nur eine Decke!) und lege den Kopf auf seine Brust.
»Es war schön heute«, sage ich leise.
»Findest du? Obwohl du zwischenzeitlich fast vor Eifersucht geplatzt wärst?«
»Bin ich gar nicht!« Wie kann er das wissen?
»Feli, man kann nicht nur sehen, dass etwas überkocht, man kann es auch hören. Und riechen.«
»Du hast also gerochen, dass ich eifersüchtig war? Den Trick musst du mir mal zeigen, Daredevil!«
Janosch lacht und krault mir den Hinterkopf. »Ein anderes Mal vielleicht. Eigentlich habe ich dir nur deshalb nicht gesagt, dass sie kommt, damit du dich nicht aufregst. War blöd von mir.«
»Ist schon gut. Du hast dich ja lediglich mit Karo Sieben unterhalten.« Hups. Verdammt!
Das ist genau der Grund, warum ich geheime Spitznamen vermeiden sollte. Meine Mutter hat einen Bekannten namens Daniel, den mein Bruder und ich zeit unseres Lebens immer Bernd genannt haben, weil er einfach irgendwie mehr wie ein Bernd aussieht. Als wir einmal auf seinem Geburtstag eingeladen waren, habe ich ihm doch tatsächlich mit den Worten »Alles Gute, Bernd!« gratuliert.
»Karo Sieben? Wie die Spielkarte? Wie kommst du denn da drauf?«
»Das ist doch wohl klar, Dummkopf«, murre ich und vergrabe das Gesicht in Janoschs Nacken. »Sie heißt Karo, und ihr wart sieben Jahre lang zusammen.«
Janosch nimmt mein Gesicht in beide Hände und küsst mich. Ganz lang und ganz schön. Er schmeckt nach Pfefferminzzahnpasta und nach Janosch und ein bisschen nach dem Barbecue-Whiskey. Aber am meisten nach Janosch.
»Na ja, früher hatte ich eine Karo Sieben, und jetzt hab ich eine Herzdame«, murmelt er mir ins Ohr.
»Herzdame?«
»Oder willst du lieber Pik sein?«
Ich summe ein Nein und fange wieder mit dem Küssen an. Doch dann verändert sich das Küssen, und auch Janosch wird anders. Nicht wie vor ein paar Tagen, als er anders wurde, weil er sauer war, sondern… Ich weiß es nicht. Er fasst mich anders an. Bestimmter. Zielstrebiger. Aber ohne einen Funken Grobheit. Er bewegt sich anders. Und ich mich auch. Weil wir uns im selben Rhythmus bewegen, irgendwann. Janoschs Augen sind zu, meine sind es auch, und trotzdem glaube ich, dass wir uns heute Nacht beide sehen können.
4. Akt: - Peripetie mit retardierendem Moment
Wer auftritt, in or …Na ja, also wer es jetzt noch nicht kapiert hat, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.
FELI GRÜN
Kaum weiß ich mal was, darf ich es nicht verraten.
CEM
belästigt mich mit Rechtschreibfragen.
JANOSCH
ist plötzlich boshaft und eifersüchtig und gibt es auch noch zu.
SIMON
erzählt traurige Geschichten und führt irgendwas im Schilde.
KARO SIEBEN
Karo? Zu der fällt mir nichts mehr ein.
AUSSERDEM :
Janoschs Mama; Pias Mann Markus; meine Mama– Mensch, die ist so unromantisch; allerlei Onkel und Tanten und Rüschenkleidcousinen, komischerweise
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