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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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mit der Schere herum.
    Wieder eine Durchsage.
    »Der kleine Finn möchte auf der Stelle , un-ver-züg-lich , so-fort und ziemlich dringend aus dem Kinderparadies abgeholt werden!«
    Irgendwie klang das wie eine Drohung. Ich sah das Hausverbot winken. Bitte nicht!!!
    Auf dem Weg zur Kasse schafften es noch eine Vase (man weiß ja nie, wann man mal wieder einen riesigen Strauß Rosen geschenkt bekommt – besonders als Single), ein Untersetzer-Set aus Rattan (passt immer und wirkt stilsicher, aber nicht spießig), eine neue Klobürste in dezentem Rosa (Mädchenwohnung!) und diverse Duftkerzen (wirken immer entspannend – egal, ob beim heißen Date oder beim einsamen, traurigen, lasterhaften Chips-Singleabend vorm Fernseher) in Monas und meinen Einkaufswagen.
    Seit der letzten Durchsage schienen nur wenige Minuten vergangen zu sein, aber ich begann, mir langsam Sorgen zu machen. Der Ton der schwedischen Erziehungsfachfrau wirkte ernsthaft nachdrücklich.
    »Geh du zur Kasse. Ich geh schon mal vor und hole Finn, okay?«, schlug ich vor und ließ Mona in der wie immer und zu jeder Tageszeit überlangen Schlange stehen.
    »Aber was soll ich denn jetzt aussortieren?«, fragte Mona verzweifelt.
    »Was du willst«, gab ich zurück.
    Finn war jetzt wichtiger.
    Als ich völlig aus der Puste an der Abgabetheke vom Småland ankam, begrüßte mich eine sehr junge, sehr blonde Frau.
    »Ich möchte Finn abholen, Sie wissen schon, ›der kleine Finn möchte so-fort und dringend abgeholt werden…‹.«
    »Ach ja, der Finn. Sein Vater hat ihn eben abgeholt. Wissen Sie denn nicht Bescheid?«
    »Sein Vater? Welcher Vater?« Mir rann augenblicklich der kalte Schweiß über die Stirn.
    »Na, das müssen Sie schon selber wissen, junge Frau«, entgegnete mir die sicher zehn Jahre jüngere Schwedentante naserümpfend und zog ab.
    Wie kann das denn sein?
    Paul war arbeiten und wusste gar nicht, dass wir bei Ikea waren. In der kurzen Zeit konnte das Personal ihn doch nicht informiert haben … Außerdem hatten sie Pauls Nummer gar nicht.
    Hatte Trine mir vielleicht was verschwiegen?
    Hinter all dem steckte doch nicht etwa der süße Kellner von unserem Stammitaliener, der jetzt Rache dafür übte, dass Trine ihm das gemeinsame Kind vorenthielt, und Finn in Form einer Auslandsentführung eingesackt hatte? Ich glaubte, mich daran zu erinnern, dass er auf mich schon immer einen etwas fanatischen Eindruck gemacht hatte, wenn er Trine – sogar während ihrer Schwangerschaft – angeflirtet hatte.
    Panisch schaute ich mich um. Ich musste Mona finden und dann Finn suchen. Sofort! Mona war generell leicht zu finden. Besonders in Läden, in denen es Stoffe zu kaufen gab. Und Essen.
    »M-arly, m-iem-abenm-ieM-ackfleisch-Mällchenm-etztmauchm-im M-echermürmaufmieM-and, m-ist m-asm-ichtmoll?« Zufrieden kauend begrüßte Mona mich hinter der Kasse.
    Mein panischer Blick mit aufgerissenen Augen verhieß nichts Gutes. Das merkte sogar Mona relativ schnell.
    »Was ist denn los, wieso schwitzt du so?«, fragte sie und schluckte zwei Köttbullar auf einmal runter. »Für die Wechseljahre ist es ja noch ein bisschen früh. Obwohl, ich hatte da mal eine Freundin, die eine Freundin hatte, und bei der setzten die Wechseljahre völlig überraschend von heute auf morgen mit fünfunddreißig ein. Ganz plötzlich, ohne jegliche Vorzeichen. Ist das nicht verrückt?«
    »Mona!«
    Mona schluckte ein weiteres Köttbullar, ohne zu kauen, hinunter.
    »Und wo ist überhaupt Finn?«
    »Er ist abgeholt worden, Mona! Wir müssen ihn suchen! Sofort! «, schrie ich sie an.
    »Abgeholt? Von wem denn? Du meinst entführt? Oh mein Gott!«
    Schlagartig entwich die Farbe aus Monas rosigem Gesicht, und der letzte Rest Köttbullar blieb ihr im Halse stecken.
    »Das darf doch nicht wahr sein! Die bekloppten Schweden können doch nicht einfach irgendwem so ein Kind in die Hand drücken! Und da sagt man auch noch, die skandinavischen Länder seien so kinderfreundlich!«
    »Angeblich ist er von seinem Vater abgeholt worden«, erklärte ich schnaufend, »aber das kann ja gar nicht sein. Paul arbeitet doch!«
    »Wir teilen uns auf. Du suchst hier und ich auf dem Parkplatz – los!«
    Mona schien Hackbällchen und Stoffbahnen vergessen zu haben und war blitzartig zu einer Kindersuchmaschine mutiert. Sie ließ sogar ihre geliebten Stofflappen liegen, und das sollte schon was heißen.
    Ich rannte wild und planlos herum: zur Essenstheke, vorbei an den Kühltheken und weiter zu den

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