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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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Tante Marlene mir einen Besuchstermin zum Grünkernbratlingessen aufzwingen konnte, suchte ich nach einem Grund, das Gespräch schnellstmöglich zu beenden.
    »Du, Marlene … schschscht … Es rauscht in der Leitung … schschscht … Ich fahr gerade durch einen Tunnel!«
    »Ich hab dich aber doch auf dem Festnetz zurückgerufen, Kindchen.«
    Mist, Tante Marlene entgeht auch nichts.
    »Ja genau, das Haus fährt gerade durch …«
    Super Idee, Charlotte.
    »Kindchen, ich glaube, du drehst langsam total durch. Na ja, bist halt wie deine Mutter. Das kann man nicht leugnen.«
    Und ob man das konnte! Ich war überhaupt ganz anders als meine Mutter! Wir hatten überhaupt nichts gemein!
    Tante Marlene akzeptierte mit dieser Erklärung jedoch den Umstand, dass ich trotz Haus in einem Tunnelproblem steckte, und verabschiedete sich. Allerdings nicht, ohne vorher einen ihrer weisen Ratschläge loszuwerden, die ich normalerweise immer gerne mit einem blitzartigen Auflegen unterband. Heute war ich aber nicht schnell genug.
    »Ach, und noch was, Charly, falls dir gar nichts mehr einfällt: Werde doch schwanger!«
    Langsam hatte ich das Gefühl, dass sämtliche Uhren um mich herum weitaus lauter tickten als meine eigene.

9. Kapitel
    Auch wenn ich mich weiterhin beharrlich weigerte, in Monas Filzgeschäft einzusteigen, hatte sie mich als Beraterin beim Stoffeinkauf eingeplant. Unser Ziel war das schwedische Möbelparadies.
    Da Finn seit Mittag bei mir war, sollte er einfach mitkommen. Mona und ich hatten Trine allerdings hoch und heilig versprechen müssen, Finn auf keinen Fall in der »Kinderablagestelle«, wie Trine es nannte, abzugeben, da man ja nie wisse, welche Spinner dort rumhingen, um fremde Kinder zu entführen. Wir hatten lieber nichts gesagt und uns darauf geeinigt, in dieser Sache spontan zu entscheiden.
    Nach der dreißigminütigen Autofahrt mit Finn waren Mona und ich uns jedoch einig.
    »Schatz, schau mal, das ist das Småland! Da gibt es eine Ballrutsche und viele nette Kinder zum Spielen.« Ich versuchte, meine Begeisterung in Form von wildem Herumfuchteln mit den Armen und Herumspringen zum Ausdruck zu bringen.
    Finn schien beim Anblick des Kinderparadieses semibegeistert, ließ es aber auf einen Versuch ankommen und stellte sich sogar vorbildlich in die Schlange an der Rutsche.
    Mona und ich waren zufrieden und machten uns gleich auf Stoffsuche. Dabei schienen die Krimskrams- und die Dekoabteilung ein mittelschweres Hindernis darzustellen.
    »Guck mal, die süßen Teller! Mit Blumenrand!«, säuselte Mona verzückt.
    »Du hast doch schon tausend Teller.«
    Ich versuchte stark zu sein, obwohl ich bereits neue Prosecco-Gläser im Auge hatte. Aber die benutzt man ja auch wirklich sehr, sehr häufig.
    »Wir machen es so: Wir packen alles ein, was uns gefällt, und sortieren dann erst kurz vor der Kasse aus.« Freudig ob ihrer tollen Idee und des, wenn auch kurzlebigen, bevorstehenden Auslebens ihres Kaufrausches, klatschte sie in die Hände.
    Diese Strategie war nicht neu. Jedes Mal, wenn Mona kurz vor der Kasse sämtliche Teile versuchsweise unbemerkt überallhin verstreute, um diese dann in letzter Sekunde gegen mehrere Pakete Servietten einzutauschen, trafen sie verschwörerische Blicke von – so Mona – »Gleichgesinntinnen«.
    Eine schrille Durchsage störte uns in unserem Kaufrausch.
    »Der kleine Finn möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden.«
    »Oh nein, jetzt noch nicht!« Mona stöhnte. »Ich bin gerade in Fahrt, und wir sind noch nicht mal bei den Stoffen angekommen.«
    »Ich denke, ein bisschen wird er noch durchhalten. Wir beeilen uns einfach und holen ihn gleich ab.«
    Zehn Minuten später kam erneut eine Durchsage.
    »Der kleine Finn möchte jetzt im Kinderparadies abgeholt werden.«
    Irgendwie klingt der Ton der Kindergartenfrau ein wenig schriller als noch vor ein paar Minuten, dachte ich. Na ja, kein Wunder bei diesem Job – immer zu wenig Personal und sicher auch schlechte Bezahlung.
    Trotzdem ermahnte ich Mona: »Los jetzt, wir müssen weiter. Ich will nicht, dass er einen Aufstand macht und einen schlechten Eindruck hinterlässt. Schließlich ist das Småland als Rettung für ganz schlechte Tage von Finn und mir gedacht. Am Ende bekommt Finn noch Hausverbot! Das kann ich mir nun wirklich nicht leisten.«
    Dieses Argument konnte Mona natürlich sofort nachvollziehen.
    »Warte, nur noch der Ballen hier. Ich brauche fünf Meter, dann bin ich fertig«, sagte sie gehetzt und fuchtelte wild

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