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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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Glückslotterie ( Wie und wo löst man so was ein? Ach, ich gewinne doch sowieso nie was … )
    1 x Optimierung meines Handytarifes inkl. Upgrade und neuem Handy mit unaussprechlichem Namen per Telefon
    1 Spende für das Mormonenbingo im Nachbarort
    1 Jahresabo Kleine Gemüsekiste zum Abspecken für Singles vom Bauern Lemke aus der Voreifel
    1 Testabo Simplify your Midlife Crisis
    3 ungeöffnete Briefe der Sparkasse
    1 Stapel diverser Rechnungen unbekannter Herkunft
    Sämtliche abgelaufenen und nicht abgelaufenen Essensreste vertilgt (in umgekehrter Reihenfolge)
    Ich müsste dringend einkaufen gehen, und die Wohnung sah unterirdisch aus, denn zu allem Übel war Frau Tany für sechs Wochen in ihre Heimat geflogen, um einen großen Familienbesuch abzuhalten, wie sie mir per SMS mitgeteilt hatte.
    Anscheinend hatten Gott und die Welt genug von mir, dachte ich, wenn selbst meine sonst so treue Putzfrau die Flucht ergriff.
    Immerhin konnte ich so die unangenehme Kündigung wegen akuten Geldmangels hinausschieben.
    Aber wenn man den ganzen Tag zu Hause verbrachte und es wirklich wenig Spaßiges zu tun gab, stellte der ein oder andere Impulskauf eine willkommene Ablenkung dar. Und damit waren sämtliche Abos eigentlich gerechtfertigt. Nur bei der Spende für das Mormonenbingo war ich wahrscheinlich zu weit gegangen.
    Es konnte aber auch daran gelegen haben, dass ich mir, gerade als der junge Mormone klingelte, die hundertelfte Wiederholung von Gandhi ansah und – zusätzlich zu meinen aktuellen Stimmungsschwankungen – noch ein wenig emotionaler war als sonst.
    Der junge Mormone staunte nicht schlecht, als ich ihm tränenüberströmt meine rosafarbene Sparente mit Federboa überreichte. Über mein unter großem Schluchzen hervorgebrachtes Zitat: »Was immer du tust, ist unbedeutend, aber es ist wichtig, dass du es tust« schien er leicht irritiert zu sein, was mich wiederum nicht im Geringsten störte.
    In letzter Zeit reagierten ja alle ein bisschen irritiert auf mich, da kam es auf den einen jungen Mormonen auch nicht mehr an.
    Allerdings hatte das viele Nachdenken und auch das Weiterführen der von Mona so angepriesenen Liste mich nicht wirklich weitergebracht.
    Wie fast jeden Tag trotte ich nach dem Aufstehen gegen vierzehn Uhr zum Briefkasten.
    Meiner Meinung nach angemessen angezogen war ich in einer Schlafhose mit rosa und hellblauen Elefantenbabys, die seit dieser Woche mein ungeschlagener Favorit war. Der Gummizug war bis in die Unendlichkeit dehnbar, und die Hose hatte ich sowieso eine Nummer zu groß gekauft. Mittlerweile saß sie perfekt.
    Eine Straßenfegertruppe grinste mich hämisch an. Gibt es etwa was gegen pastellfarbene Elefantenkinder einzuwenden? Kopfschüttelnd wandte ich mich meinem Briefkasten zu.
    Mist! Jetzt habe ich auch noch den Briefkastenschlüssel liegengelassen!
    Ich steckte meine Hand tief in die Briefkastenöffnung und fühlte vorsichtig hinein. Es waren mehrere Briefe drin. Vorsichtig fischte ich nach ihnen und zog sie nach oben zur Schlitzöffnung. Als ich meine Hand jedoch wieder herausziehen wollte, blieb sie hängen.
    War ja klar, Charlotte Sander.
    Jetzt stand ich da, mitten am helllichten Tag, in Elefantenschlafhosen, und steckte fest.
    Hoffentlich kommt jetzt niemand vorbei!
    Ich drehte und schraubte meine Hand um die eigene Achse und schnaufte laut dabei. Nicht nur, dass meine Blutzufuhr in der Hand mit einem Mal abgeklemmt war und es höllisch wehtat, das Ganze sah mit Sicherheit auch recht bedenklich aus. In diesem Moment hörte ich Schritte.
    Oh nein …!
    Frau Heimatlohs schlurfte langsam an mir vorbei und grüßte irritiert. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte sie mit skeptischem Blick.
    »Ach, nein danke, ich … reinige nur den Briefkasten«, erklärte ich ernst. »Wenn man Urlaub hat, sollte man doch auch mal sinnvolle Dinge tun. Man kommt ja sonst nie dazu.«
    Frau Heimatlohs schlurfte kopfschüttelnd und wortlos weiter.
    Mit einem heftigen Ruck schaffte ich es, meine schmerzende Hand, die mittlerweile rot angelaufen war, zu befreien. Und auch die Briefe hatte ich – wenn auch leicht lädiert – herauszerren können.
    Aha! Ein Brief vom Arbeitsamt, dazu zwei Rechnungen und noch ein Brief von meinem Telefonanbieter, der schwer nach Mahnung roch.
    Dann wollen wir doch mal sehen, dachte ich, was die olle Rottenmeier da für mich herausgesucht hat. Sicher war es etwas, das ich unter gar keinen Umständen würde machen wollen, wie Würstchenbudenverkäuferin oder

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