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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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gelegen hätten. Zudem waren Millionen italienischer Soldaten aus dem Krieg ausgeschieden und kämpften Hunderttausende von ihnen jetzt als Guerillas im Rücken der Besatzungsmacht. Die Deutschen führten den Kampf zwar weiter, doch auf verlorenem Posten. Ihre besten und eigentlich einzigen Verbündeten waren dabei die schwer zugänglichen Berge des Apennin.
    Sie gingen weit auseinander gezogen, in Rufweite. Die Nacht war mäßig hell; Jack Panizza hatte den Männern äußerste Vorsicht eingeschärft, sie hielten sich daran, auch wenn es ihnen überflüssig erschien. Die Duce-Miliz traute sich nachts nicht mehr aus der Kaserne. Selbst am Tag traten ihre Angehörigen nur noch in größeren Gruppen auf. Die deutschen Feldgendarmen würden sich als Nutznießer des Waffenschachers hüten, das Luftgeschäft zu stören.
    Pluto schob sich zielstrebig an der Spitze vorwärts, Cassidy sicherte die linke Seite, Miller die rechte, Panizza ging als Schlusslicht. Ohne Zwischenfall erreichten sie die Abwurfstelle, teilten sich in drei Gruppen auf, sondierten das Gelände, suchten Deckung und legten sich dann auf die Lauer.
    Nur ihre Ungeduld machte ihnen zu schaffen. Jede Minute rechnete ihnen langsam ihre Sekunden vor.
    Sie hatten ihre Waffen entsichert und lagen versteckt in einem weit auseinander gezogenen Halbkreis. Panizza überzeugte sich davon, daß sie auch aus nächster Nähe nicht zu sehen waren. Sie sprachen nicht miteinander, sie rauchten nicht, sie waren sehr diszipliniert. Mitunter hörte man den Lärm der Flugmotoren. Die Maschinen flogen in großer Höhe.
    Kurz vor Mitternacht zwängte sich ein großer Lastwagen mit Anhänger langsam mit abgeblendeten Scheinwerfern über den Feldweg. Wie erwartet hielt er an der Stelle, an der das Gelände weglos wurde und in Gestrüpp überging. Acht Männer stiegen aus; Plutos Beschreibung nach mußte der vorderste von ihnen Molosso sein. Die Bulldogge, ein ungeschlachter, vierschrötiger Typ, überragte alle fast um Haupteslänge.
    Der Fahrer wendete mühsam und in mehreren Anläufen das schwere Gefährt für die Rückfahrt – die er nicht mehr erleben sollte –, die anderen näherten sich stumm im Gänsemarsch dem Plateau. Sie benahmen sich ziemlich sorglos. Molosso zündete sich eine Zigarette an. Drei Sekunden lang beleuchtete der Lichtschein des Streichholzes sein breites grobes Gesicht mit den heruntergezogenen Mundwinkeln.
    Der Fahrer des Lastwagens hielt sich in seinem Führerhaus auf, aber als er den Fluglärm hörte – diesmal flogen die Maschinen weit niedriger als vorher –, stieg er aus, ging um den Lastzug herum und sah nach oben.
    In diesem Moment sprang Mauro den Mann von hinten an, preßte ihm die Hände um den Hals und durchschnitt ihm die Kehle. Es geschah unheimlich schnell, und wenn es ein Geräusch gab, ging es im Fluglärm unter.
    In der Nähe fielen Bomben; vielleicht zwei, drei Kilometer entfernt flammten Einschläge auf. Panizza winkte seinen Männern. Plutos Trupp postierte sich links, Herbie Miller war mit zwei Italienern nach rechts gegangen, und Jack hielt sich etwas zurückgezogen in der Mitte auf, um Flüchtenden den Weg zum Lastzug zu verlegen.
    Punkt null Uhr dreißig drehte die Transportmaschine mit gedrosselten Motoren die erste Platzrunde. Bei der zweiten war sie noch einmal mit der Höhe heruntergegangen; als sie zur dritten ansetzte, trat Molosso aus dem Schatten der Bäume und feuerte die Leuchtkugel ab. Zerplatzend beleuchtete sie die nächtliche Szenerie.
    Plötzlich setzten von allen Seiten Feuerstöße ein und mähten die vorher anvisierten Männer um. Nur einen Moment lang war Molosso wie gelähmt, dann folgte er zwei seiner Leute, die flüchtend auf den Lastzug zurannten und dabei im Laufen von MP-Salven niedergestreckt wurden.
    Gleichzeitig fielen drei Mann über den Koloss her, rissen ihn zu Boden, schlugen ihn zusammen und fesselten ihn mit Hand- und Fußschellen, die sie mitgebracht hatten. In diesem Moment knallten an Fallschirmen vier große Aluminiumbehälter auf die Erde. Die Maschine wendete und flog zurück, während Plutos Leute die Pseudopartisanen, die sich noch bewegten, mit Fangschüssen töteten. Die Gesichter einiger von ihnen waren von den MP-Gar-ben zerfetzt worden. Sie sahen gräßlich aus aber Panizzas ›Blow-up‹-Gefährten, die im Morgengrauen in La Spezia vor dem Erschießungs-Peleton gestanden hatten, waren sicher auch von vielen Kugeln durchsiebt worden.
    Sie schichteten – mit dem Fahrer –

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