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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht – gleich und gleich gesellt sich gern –, und Jack Panizza roch genauso übel wie der Schweinetransporteur.
    Während Pluto sicherte, hatte der Amerikaner den Leichtmetallbehälter mit den Schnellfeuerwaffen ausgegraben und unter den Schweinekörben des Kleintransporters verstaut. Unkontrolliert rollte die brisante Fracht auf das Versteck der Freunde Plutos zu, außerhalb einer Auto-Ausschlachterei in einer kleinen Ortschaft zwischen Calzi und San Giuliano. Es war eine unerschlossene, verlassen wirkende Gegend. Auf einer schmalen Staubstraße voller tiefer Löcher konnte man sich allenfalls im ersten Gang dem verlotterten Autofriedhof nähern.
    »Wir treffen uns da schon seit Monaten, Capitalista«, sagte Pluto. »Die Werkstatt gehört Manfredo. Unser Versteck hat für alle Fälle einen unterirdischen Ausgang, aber wir mußten ihn noch nie benutzen.«
    »Prima«, lobte Panizza. »Deine Freunde sind auch meine Freunde, Socialista«, konterte Panizza, und sie lachten beide.
    Günstig war auch, daß die Bruchbude nur wenige Kilometer vom Plateau am Fuß des Monte Serra entfernt war, wo Molosso und seine Komplizen – wie bereits zweimal zuvor – heute Nacht den Abwurf hochmoderner Partisanenausrüstung aus alliierten Flugzeugen erwarteten, die sie dann gegen Devisen an die Deutschen verschachern wollten.
    Manfredo trat aus dem Haus und winkte ihnen zu.
    Es war das Zeichen, daß alles in Ordnung sei; der OSS-Agent stellte mit Befriedigung fest, daß diese Widerstandsgruppe schon viel dazugelernt hatte.
    »Porca miseria«, fluchte Pluto. Er war etwas zu schnell in ein Schlagloch gefahren; wie durch ein Wunder hatte es die Wagenachse überstanden.
    Der Kleinlaster rollte durch den offenen Eingang; sie verstauten ihn in einem Bretterschuppen.
    »Sei forte e aspetti un gran sorpreso«, sagte er mit einem seltsamen Lächeln, das sein Begleiter nicht deuten konnte. »Sei stark und erwarte eine große Überraschung.« Er dachte nicht weiter darüber nach – die Italiener müssen doch immer etwas theatralisch sein, auch wenn die Toskaner von allen noch die nüchternsten sind.
    »Hi, Jack!« sagte eine bekannte Stimme.
    Der OSS-Agent fuhr herum.
    Es war Herbie Miller, dem er gegenüberstand.
    »Herrlich, daß du noch lebst«, begrüßte und umarmte er den ›Blow-up‹-Gefährten. »Dann brauche ich dich nicht mehr zu suchen«, sagte er, um von seiner Bewegung abzulenken.
    »Deine neuen Freunde haben mich gerettet«, erklärte Miller.
    »Mich auch«, erwiderte der Mann aus Manhattan.
    »Aber bei mir wird es einschneidende Folgen haben«, setzte Herbie mit einem verträumten Lächeln hinzu.
    »Wieso?« fragte der Freund mehr aus Höflichkeit als aus Interesse.
    »Das erklär' ich dir später, Jack«, erwiderte der blonde Mittelgewichtler. »Es gibt ja noch einiges zu tun.« Der Freund zog einen Flachmann aus der Tasche: »Eccolo, nimm einen Schluck – nicht zuviel –, es ist Zielwasser.«
    »Auch für mich, bitte«, sagte Cassidy, der sich hier den ganzen Tag über wegen der Funkverbindung zur OSS-Leitstelle aufgehalten hatte. »Es hat also alles geklappt, Jack?«
    Der Ankömmling nickte. »Bleib bitte hier, Gus!« bat er. »Behalt die Umgebung im Auge! Ich muß unsere Helfer einweisen.«
    Miller und Panizza betraten das windschiefe Haus.
    »Das ist Manfredo«, stellte Herbie den Besitzer der Werkstatt vor. »Und das ist Enzo, der Bauarbeiter, der mich angesprochen, versteckt und gerettet hat …«
    »Herzlichen Dank dafür«, erwiderte Jack und reichte dem mächtigen Ziegelträger die Hand. »Und ich bin Giacomo«, sagte er, denn er wollte künftig weder mit ›Capitalista‹ noch mit ›Americano‹ angesprochen werden.
    Panizza hatte für jeden ein Wort und einen Händedruck. Sie waren kräftige, verlässliche Typen und begrüßten ihn freundlich. Doch mehr als der Neuankömmling interessierten die Italiener seine Mitbringsel. Sie hantierten geschickt mit den automatischen Feuerwaffen; es war, als streichelten sie mit groben Händen behutsam ihre Läufe. Endlich mit brauchbaren Tötungsgeräten versehen, strahlten die Partisanen wie Kinder unter dem Weihnachtsbaum. Der Krieg zwang zu einer schrecklichen Art von Glücklichsein.
    »Un attimo, per favore.« Der Waffenlieferant und Einsatzleiter bat um Aufmerksamkeit. »Pluto und ich haben das Gelände bereits besichtigt. Es ist für unsere Zwecke sehr günstig. Die Molosso-Bande kann mit dem Lieferwagen nur bis auf etwa

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