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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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acht Tote aufeinander; dabei untersuchten sie deren Taschen nach Hinweisen auf ihre Identität und schoben ein, was sie fanden. Es konnte Tage dauern, bis die Erschossenen gefunden wurden; aber selbst wenn es früher geschähe, würden Polizei und Besatzung sie für Opfer einer Auseinandersetzung unter rivalisierenden Partisanengruppen halten, wie sie mitunter vorkamen, wenngleich sie sonst meistens nicht so blutig verliefen.
    Plutos Genossen öffneten die vier Aluminiumbehälter. Als sie die Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengmittel sahen, glichen sie Goldgräbern, die auf eine große Mine gestoßen waren. Sie trugen die Waffen zum Lastzug zurück, auf den sie den röchelnden und gefesselten Molosso geworfen hatten wie einen Sack. Sein Blick war starr, sein Gesicht verschwollen und blutverkrustet; seine braungrün gesprenkelten Augen glichen winzigen Tümpeln; man brauchte sich nicht zu fragen, warum er Molosso, die Bulldogge, hieß.
    »Ihr dreckigen Bastarde«, keuchte er.
    Enzo trat ihm mit dem Fuß ins Gesicht. »Halt's Maul«, zischte er, »oder ich polier' dir die Fresse noch mal!«
    Sie fuhren mit dem erbeuteten Lastwagen nebst Anhänger los, erreichten den Autofriedhof und schleppten den Gefangenen und die Waffen ins Haus. Einer von Plutos Vertrauten schaffte das Gefährt, das sie bei Gelegenheit wieder gebrauchen konnten, in ein Versteck. Gus Cassidy fuhr mit, um unterwegs per Funk an die OSS-Leitstelle zu melden, daß der Überfall geklappt und sie keine Verluste erlitten hätten. Um nicht angepeilt zu werden, konnte er immer nur kurze Texte von verschiedenen Standorten aus durchgeben.
    Inzwischen hatte Panizza damit begonnen, den Gangsterboss zu bearbeiten. In seiner Tasche war eine Skizze mit einer angekreuzten Stelle gefunden worden, die Rätsel aufgab. Vermutlich war es der Platz, wo die abgeworfenen Waffen an die Auftraggeber übergeben werden sollten. Nach einer Besprechung mit seinen Freunden war sich Pluto ziemlich sicher, daß die grobe Zeichnung die Tenuta di Tombolo darstellte, die sicher einen Operationsplatz der Bande darstellte.
    Sie richteten den Strahl des Scheinwerfers auf Molossos ramponiertes Gesicht. Er war ein harter Brocken, sicher auch sich selbst gegenüber, bärenstark und verschlagen, aber als Sizilianer wußte er am besten, daß man bei der Wahl der richtigen Methode jeden zum Sprechen bringen konnte.
    »Ich will es kurz machen«, begann Panizza. »Ich habe keine Zeit, um die Feinheiten der klassischen Hexenfolter der Reihe nach an dir vorzunehmen. Ich sehe auch noch davon ab, dir Stromkabel in dein Gehänge zu pflanzen und mit dir eine Art Sackhüpfen zu veranstalten – aber ich stehe unter Zeitdruck, und ich will einiges von dir wissen, und zwar sofort.«
    »Du kannst mich umbringen, Americano«, erwiderte Molosso im schwer verständlichen sizilianischen Dialekt, »aber du erfährst kein Wort von mir.«
    Er versuchte auszuspucken, doch der Speichel blieb ihm im Gesicht hängen.
    »Zwecklos, den starken Mann zu spielen«, fuhr Panizza fort. »Ich habe Spezialisten, die bringen noch Granitsteine zum Reden, und du bist nur ein Fleischkloß.« Er beleidigte ihn, um ihn in Wut zu versetzen, aber Molosso fiel nicht darauf herein. Der OSS-Agent änderte die Taktik. »Um die Sache abzukürzen, will ich dir sagen, was ich schon weiß: Du hast dich mit deinen Strolchen in die Resistenza-Gruppe ›Forza e Patria‹ eingeschlichen und diese Patrioten der Miliz und Besatzungsmacht ausgeliefert. Wie viele waren es?« Panizza drehte sich zu Pluto um.
    »Mindestens vierzig Männer«, bestätigte sein Helfer. »Wahrscheinlich aber noch mehr.«
    »Du hast es getan, um an die Waffen heranzukommen, mit der die US-Army die Widerstandsgruppe unterstützt hatte«, fuhr der OSS-Mann fort. »Die Beute hast du dann an Agenten des Reichssicherheitshauptamts oder der Canaris-Abwehr verscherbelt. Du hast auch den Funker gezwungen, an den amerikanischen Geheimdienst fingierte Meldungen durchzugeben, um achtzehn Mann eines Kommandounternehmens nach ihrer Landung dem Feind in die Hände zu spielen. Du hast das ebenso gemein wie primitiv gemacht, und drei Mann sind entkommen, weil du keine Außensicherungen eingebaut hattest. Er ist einer von ihnen«, sagte Panizza und deutete auf Herbie Miller, »und ich ein zweiter. Seit meiner Flucht hatte ich keinen anderen Gedanken, als dich und deine Spießgesellen fertigzumachen, um den Tod meiner Gefährten zu rächen. Du bist erledigt, Molosso. Du hast nur

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