Pinien sind stumme Zeugen
Plesco und Gus Cassidy, lieferte eine breit gefächerte Widerstandsbewegung einen starken Beitrag zur Befreiung ihres Landes.
Auch Herbie Miller war mit Pluto und einem Teil seiner Leute nördlich seiner Heimat im Einsatz. Sein Verband galt als einer der bestgerüsteten, dank der 50.000 britischen Pfund, die der OSS-Agent einem englischen Verbindungsstab in Rom zur Prüfung vorgelegt hatte. Die Echtheit war bestätigt worden, und Herbie Miller übergab die Summe guten Glaubens Pluto und seinen Kampfgefährten für Waffen und Provianteinkäufe. Erst nach dem Krieg würde er – verärgert wie belustigt – erfahren, daß ihn die Tommys durch ihre Täuschung zu einem unfreiwilligen Falschgeldverteiler gemacht hatten.
Die Hinterhaltgefechte wurden mörderisch geführt, mit entsetzlichen Gräueln auf beiden Seiten. Neben SS-Jagd-Einheiten und Fahndungstrupps der Geheimen Feldgendarmerie setzte der deutsche Oberbefehlshaber auch turkmenische und slowakische Verbände bei der Partisanenbekämpfung ein. Verwundung oder Gefangenschaft bedeutete fast immer den Tod. 30.896 Italiener der Resistenza verloren ihr Leben, fast doppelt so viele, wie auf deutscher Seite bei der Bekämpfung der Widerstandsgruppen gefallen waren.
Der Luftkrieg und die Partisanen-Plage machten das Land zwischen dem Brenner und der Front zu einem Gebiet, das man besser mied. Ohnedies war es für ausländische Zivilisten gesperrt, aber der einen Meter neunzig große blonde Konsul Bessermann verfügte über ein Passepartout und Blankobescheinigungen des Reichssicherheitshauptamtes. Er war aus geschäftlichen wie aus privaten Gründen unterwegs, insgesamt viermal in den Monaten zwischen Oktober und März. Als die anderen bestenfalls mit Holzgas fuhren und die motorisierten Wehrmachtsverbände sich auf Fußlappen dahinschleppten, steuerte der Konsul noch immer seinen ›Horch‹ mit dem CD-Schild, das ihn als Diplomaten auswies.
Er reiste viel in Europa herum, sonst mit weit weniger Risiko als in Norditalien. Bei den beiden letzten Fahrten zog Bessermann einen bescheideneren Wagen vor, um die Transporte unauffällig zu überwachen. Sie wurden immer von den beiden gleichen SS-Leuten in Zivil durchgeführt. Nach Passieren des Brenners und wenn alles gut verlief, rollten sie an die zweieinhalb Stunden über Brixen und Bozen in Richtung Trient. Auf Höhe der Ortschaft Mezzocorona fuhren sie nach einem scharfen Knick noch zwölf Kilometer nach Westen weiter. Hier, in herrlicher Landschaft, besaß der Konsul am Berg ein Ferienhaus und, ein paar Kilometer davon entfernt, ein stillgelegtes Holzsägewerk.
Da die Jabos keine Rücksicht auf seinen Diplomatenstatus nahmen, pflegte er seine Helfer dazu anzuhalten, grundsätzlich nur bei schlechtem Wetter oder in den Nachtstunden zu fahren. Zeit schien bei diesem Ausnahmemenschen so wenig eine Rolle zu spielen wie Geld. Wichtig war nur, daß die hermetisch verpackten und versiegelten Behältnisse unversehrt in dem Sägewerk ankamen und dort mit gut getarntem Zugang in einem ausbetonierten Hohlraum gestapelt wurden. War das geschehen, schickte der Auftraggeber die zivilen SS-Männer wieder nach Deutschland zurück, um sich für den nächsten Transport bereitzuhalten. Er selbst verbrachte einige herrliche Tage und Nächte mit Mario, seinem jungen Statthalter, in der Villa ›Bergblick‹. In der Zeit der heißen Überführungen gelang es dem Konsul auch, sein Privatleben zu ordnen, sich von seiner aufmüpfigen Frau Renate scheiden zu lassen und die Adoption seines Herzjungen Mario einzuleiten, die bald rechtskräftig werden sollte. Man sah den Baron als Charmeur oft in Gesellschaft schöner Frauen – nicht grundlos –, denn er versuchte, seine homophilen Neigungen zu kaschieren. Nach drei Transporten hatte er die fast komplette Einrichtung einer Falschgeld-Fabrik aus dem deutschen Reichsgebiet herausgeschafft und an dem Ort verwahrt, wo er häufig Urlaub gemacht hatte und von den Bergbauern als Wohltäter hochgeschätzt wurde. Er hatte auf seine Kosten die Kirchen der umliegenden Dörfer restaurieren lassen und war immer mit Spenden und zinslosen Darlehen eingesprungen – der Herr Baron war in dieser Gegend auch eine Institution. Niemand wäre darauf gekommen, daß in dem Sägewerk bereits gedruckte Dollarblüten im Nennwert von mindestens 40 Millionen lagen, Falschgeld, das später RSHA-›Empfangsberechtigte‹ erhalten sollten.
Der Verdienst war die Moral der Geschäfte, wie sie der Edelmann betrieb, der
Weitere Kostenlose Bücher