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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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gestern, hastet in sein Apartment zurück, zieht die Uniform an, wie er annimmt, heute zum letzten Mal im Leben. Er begutachtet sich im Spiegel. Eigentlich ist das maßgeschneiderte olivgrüne Tuch genauso ungebügelt wie sein Gesicht.
    Colonel Wringler wartet schon seit dreizehn Minuten in der Halle. Mit hochrotem Kopf kommt er Steel entgegen, versucht schnaubend Verständnis für die Verspätung vorzutäuschen.
    »Sorry, Sir«, sagt der Erwartete, »aber Sie wissen ja, die Indianer greifen immer im Morgengrauen an …«
    »Macht gar nichts«, quittiert der Wichtigtuer die seltsame Entschuldigung. »Aber das Flugzeug – wissen Sie, eine Kuriermaschine – wartet nicht eine Minute. Es wäre doch peinlich, sie zu versäumen und den Minister zu versetzen.«
    »Weiß Gott«, entgegnet der Gerügte und grinst.
    Der Fahrer jagt durch Manhattan, als wäre der Gerichtsvollzieher hinter ihm her. Sie erreichen die Zubringermaschine sogar noch ein paar Minuten zu früh; sie startet auf die Minute pünktlich. Glatter Flug. Glatte Landung. Dann eine Überraschung am Ziel: Am Fuß der Bodentreppe steht Craig Ginty und winkt schon von weitem.
    Die beiden umarmen einander erfreut und spröde.
    »Die Bundespolizei hat dich nicht vergessen, Bob«, erklärt Craig dann, als sie in den Hubschrauber umsteigen, der sie in das Pentagon bringt. »Präsident Hoover persönlich hat mich als offiziellen FBI-Vertreter zu deinem Ehrentag abgestellt.«
    »Besser dich als einen anderen«, spöttelt Steel, offensichtlich ganz der alte. »Freut mich, dich zu sehen. Du bist ja jetzt ein ganz hohes Tier bei der Bundespolizei.«
    »Ich bin die Treppe hinaufgefallen«, bestätigt Ginty. »Ich leite das Ressort Falschgeldbekämpfung.«
    »Congratulations«, entgegnet der Gast. »Meine alte Abteilung.« Der alte Kumpel wirkt zerfahren, Unruhe plissiert sein Gesicht. Ein Vielfraß, der wie ein Magenkranker wirkt. »Sorgen?« fragt ihn der Ankömmling.
    Craig nickt stumm.
    »Mit der Familie?«
    »Das auch«, antwortet der FBI-Experte mit einem unechten Lachen. »Meine Frau droht ständig, sich scheiden zu lassen, weil sie mich nie zu sehen bekommt.«
    »Also berufliche Schwierigkeiten?«
    »Sagen wir einmal: Probleme«, erwidert Ginty.
    Sein Blick fällt auf Colonel Wringler.
    Bob Steel erfaßt, daß der Freund und Helfer von einst vor einem Dritten nicht weitersprechen wird.
    Der Verteidigungsminister läßt sich nicht anmerken, daß er in Eile ist; er gestaltet die Feierstunde bündig und würdig. Außer Robert S. Steel werden ein General und ein Colonel geehrt. Der Politiker zeichnet mit knappen Worten ihre Verdienste auf. Auf einmal nimmt sich auch James A. Partaker, vielbeschäftigter Spiritus rector der Agency, Zeit, an der Veranstaltung teilzunehmen.
    Wiewohl der CIC-Captain als Abwehroffizier in gewisser Hinsicht der obersten Spionage-Institution der USA untersteht, erscheint Steel die Anwesenheit der grauen CIA-Eminenz nun doch ein bißchen zuviel der Ehre. Er beginnt sich zu fragen – mehr belustigt als besorgt – was dahinter stecken könnte. Sein Verdacht, er sei in New York beobachtet worden, scheint doch kein Hirngespinst gewesen zu sein. Jedenfalls hat er begriffen, daß Washington etwas von ihm will.
    Händedruck. Überreichung der Beförderungsurkunde. Einladung zum Mittagessen. Zwei Ordonnanzen nieten ihm die Muscheln der Stabsoffiziere auf die Schulterstücke seiner Uniformjacke, und der Mann aus Arizona fragt sich, ob ihm das Mittagessen deshalb besser munden würde.
    Es wird in dem kleinen hervorragenden Gäste-Kasino aufgetragen, und es ist vorzüglich und vernünftig: Salate, Steaks, Gemüse, Fruchtsaft – aber der frischgebackene Major ahnt, daß ihm der Hauptgang erst nach dem Dessert serviert werden wird.
    Es beginnt mit Avancen, die ihm dieser brandgefährliche Partaker nach der offiziellen Verabschiedung von den anderen in seinem Office beim Kaffee macht. »Ich will Ihnen mal was sagen, Major Steel. Ich habe versucht, mit Hilfe Craigs in zwei Tagen Ihre gesammelten Werke zu überfliegen, dreißig Dossiers also. Das ist natürlich unmöglich, aber ich kann Ihnen jetzt schon zu Ihrer hervorragenden Arbeit gratulieren.«
    »Danke, Sir …«
    »Es war eine Verantwortungslosigkeit ohnegleichen, daß man Ihre Sonderkommission vorzeitig auflöste.«
    »Ich hab' wiederholt und energisch dagegen protestiert, Sir.«
    »Das weiß ich«, erwidert der CIA-Vice. »Es ist auch bekannt, daß Sie sich unter Umgehung des Dienstweges an

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