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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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verbessert sich Steel. »Ich stand in einem ständigen Informationsaustausch mit der Kriegsverbrecher-Kommission, die eine eigene Fahndungs-Crew für die RSHA-Leute eingerichtet hatte.«
    »Nehmen wir einmal an – es ist nur eine Theorie –, es hätte eine zweite Ausweichstelle wie Redl-Zipf gegeben. Oder einer dieser Schreibtischtäter in der Fälscherzentrale hätte in Sachsenhausen eine zweite Garnitur Dollars oder Pressen oder Klischees auf die Seite gebracht?«
    »Das wäre äußerst schwierig gewesen«, erwidert Steel. »Diese Leute ließen einander nicht aus den Augen. Die alten Kameraden waren auch mißtrauische Kameraden.«
    »Well«, erwidert Partaker, »aber was unwahrscheinlich ist, ist noch lange nicht unmöglich.«
    »Sicher, Sir«, entgegnet der Berichterstatter wenig überzeugt. »Vielleicht kann man diese Prinz-Albrecht-Straße-Mentalität nur begreifen, wenn man sich intensiv mit ihr befaßt hat. Eigentlich ist sie außerhalb jeder Logik. Die Chargen dieser Institution erhielten spätestens im Januar 45 falsche Ausweispapiere, echte Devisen und für alle Fälle Zyankali-Ampullen – alles Vorbereitungen zum Absprung. Trotzdem riskierten sie Kopf und Kragen, wenn sie auch untereinander am Endsieg zweifelten.«
    »Well, Bob, das nehme ich Ihnen ab. Ich hab' übrigens mit diesen Leuten auch meine Erfahrungen gemacht.« Der CIA-Vice tauscht mit Ginty einen Verschwörerblick. Sie brauchen nicht auf ihre Vergangenheit zurückzukommen. Ein Mann wie Steel kennt die Rolle, die Partaker und Ginty im Zweiten Weltkrieg gespielt hatten.
    Der Gast sieht auf seine Armbanduhr. »Wie komme ich eigentlich nach New York zurück?«
    »Heute überhaupt nicht«, entgegnet der CIA-Gewaltige. »Wir brauchen Sie dringend. Das sehen Sie doch ein, Bob!«
    »Ungern«, erwidert Steel. »Ich habe in New York eine Verabredung.«
    »In meinem Vorzimmer steht ein Telefon«, kontert Partaker trocken.
    Sein Zwangsgast weiß, daß es für ihn kein Entrinnen gibt.
    Heute nicht und morgen nicht. Vielleicht gibt es für ihn überhaupt keinen Ausstieg. Sie drillen ihn wie einen Fisch an der Schnur – aber der erfolgreichste und gefährlichste Angler ist er selbst.
    Nebenan ruft Robert S. Steel das ›Plaza‹-Hotel in New York an und verlangt Mrs. Sandler.
    »Just a moment, Sir«, erwidert die Telefonistin. Es klingelt lange in Gipsys Apartment, aber sie meldet sich nicht. »Das verstehe ich nicht«, schaltet sich die Telefonistin wieder ein. »Mrs. Sandler muß in ihrem Apartment sein.«
    Als den Anrufer bereits eifersüchtige Impressionen überfallen, meldet sich Gipsy, leicht außer Atem: »Du hast mich aus der Badewanne geholt, Bob«, sagt sie lachend. »Jetzt mache ich den Teppich tropf naß. Wie fühlst du dich als Major?«
    »Am wohlsten fühle ich mich bei dir«, erwidert er.
    »Sag das noch mal«, entgegnet sie. »So etwas hört eine Frau gern.«
    »Aber was ich dir jetzt sage, hörst du vielleicht nicht so gern, Gipsy: Ich komme heute nicht mehr nach New York zurück. Vielleicht werde ich auch noch morgen hier festgehalten.«
    »Schade«, erwidert sie. »Aber morgen muß ich ohnedies nach Detroit. Unsere Firma macht für ›General Motors‹ eine große Präsentation – du weißt doch, das ist …«
    »Shit ist das«, versetzt der Anrufer grob. »Königskinder kommen nun einmal nicht zusammen.«
    »Erstens waren wir schon zusammen«, erinnert ihn die Lady mit den gescheitelten blauschwarzen Haaren, »und zweitens schaffen wir das schon wieder.«
    »Eines Tages«, erwidert er bedauernd. »Wenn nicht mehr in diesem Jahr, dann vielleicht im nächsten.«
    »Nein, nein«, entgegnet sie. »Wir werden uns sehr bald wiedersehen.«
    »Wann und wo?« drängt er. »Du mußt doch nach Rom.«
    »Nicht bevor diese GM-Sache erledigt ist«, behauptet Gipsy. »Weißt du, wir legen den Entwurf eines Werbefeldzugs für die neuen Automodelle vor. Man hat in Detroit nicht auf uns gewartet. Es geht um einen sehr, sehr hohen Werbeetat und …«
    »Dich habe ich gern«, sagt Steel, »aber deine Firma fängt an, mich zu nerven. Also, wir sehen uns vor deinem Abflug?«
    »Abgemacht«, erwidert Gipsy. »Love, Bob.«
    »Love, Gipsy«, antwortet er und legt auf.
    Steel sieht einen Moment lang ins Leere und kommt nur in Raten von Mary Sandler in die Gegenwart zurück. Er steht am Fenster und starrt auf den Innenhof. Frauen waren für Steel immer das Zweitwichtigste im Leben, wenn er einen Fall zu klären hatte. Das Bedauern um das ausgefallene

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