Pink Christmas 2 (German Edition)
heraus, krempelte die Ärmel hoch und folgte Jesse. „Okay, was liegt an?“
„Naja, ich bereite gerade das Buffet für nachher vor. Momentan wollen die Kids unter sich sein. Tanzen, reden, Spaß haben … ein wenig knutschen vielleicht“, lachte Jesse. „Da würden wir nur stören.“
„Okay.“ Mike sah sich um. „Knutscht Kilian auch?“, fragte er so beiläufig, wie möglich.
„Ab und an …“, antwortete Jesse ausweichend. „Aber das solltest du ihn selbst fragen. Er ist ein anständiger Kerl. Du musst dir da keine Gedanken machen.“
„Oh ja … ach Mann, das war zu neugierig. Ich weiß, dass er keinen Mist im Kopf hat.“ Mike lächelte verlegen.
Sie rührten Säfte an, schmierten Brote und brieten Bouletten, redeten nebenbei über Gott und die Welt.
„Gut. Also, wenn du willst, kannst du den Nudelsalat rausholen und nochmal umrühren. Ich muss den gleich nochmal abschmecken.“
„Kann ich auch machen.“ Mike nahm die große Glasschüssel aus dem Kühlschrank und hob den Deckel ab. „Wann hast du das alles gemacht?“
„Gestern. Zu Hause. Wenn man allein ist, hat man viel Zeit.“
Mike musterte ihn kurz. „Hast du … keine Familie?“
„Doch, natürlich. Aber die muss ich nicht zwei Tage hintereinander ertragen.“
„Ja, wem sagst du das. Familie kann sehr anstrengend sein.“ Mike nahm etwas Salat auf eine Gabel und probierte. „Hey, der ist gut. Ich würde da gar nicht mehr viel dran machen.“
Sofort stand Jesse neben ihn. „Ja? Lass mal kosten“, sagte er und sperrte den Mund auf.
Kurz war Mike echt verwirrt. Er grinste aber schließlich und schob ihm eine Gabel voll in den Mund. Den Blick fest in Mikes Augen gerichtet, kaute Jesse und nickte langsam. „Ja, hast recht, der ist gut.“ Er lächelte leicht und wandte sich ab.
Dass Mike die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, spürte er erst jetzt, als seine Lungen den dringend benötigten Sauerstoff verlangten. Himmel, was war das denn gewesen? Für einen kleinen Moment war er wie gebannt.
Unauffällig atmete er tief durch und drehte sich zu der Schüssel mit dem Salat um.
Sie arbeiteten schweigend. Irgendwie hatten beide diesen elektrisierenden Augenblick gespürt. Und beide hatte es massiv verwirrt. Mike, weil er einfach nicht darauf gefasst war, dass ihn ein so junges Küken wie Jesse so aus der Bahn werfen könnte und Jesse verstand die Welt nicht mehr.
Klar, er war schwul. Offen schwul sogar, aber er schmachtete hier nicht gerade Kilians Vater an, oder? Der Typ war doch schon Vierzig. Oder zumindest nah dran. Er war eigentlich viel zu alt. „Ich komm gleich wieder“, sagte er und verließ schnellstens die Küche, lief den Flur hinunter zu den Toiletten, wo er unsanft mit Kilian zusammenprallte, der eben diese gerade verließ.
„Wow, langsam, Jesse. Ich wollte Silvester noch erleben. Renn mich nicht über den Haufen“, lachte er und musterte den jungen Mann schließlich genauer. „Jesse, alles okay? Du bist knallrot.“
„Ja. Ja, mir geht’s … gut. Denke ich.“ Er schob sich an Kilian vorbei und schaute in den Spiegel.
Kilian selbst lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen. „Hat dich mein Vater angebaggert, oder was?“
Jesses Kopf schoss herum. „Was? Wie kommst du darauf?“
„Naja, du bist schwul und er ist … ich bin nicht sicher, ob er jetzt schwul oder bi ist, aber laut Oma ist er nicht hetero. Was ich offen gestanden immer noch ziemlich verwirrend finde.“
„Was redest du da? Dein Vater war doch verheiratet.“
„Jaaaah, aber deswegen kann man doch bi sein. Denke ich. Oder nicht?“ Kilian war wirklich verwirrt.
„Doch, na klar. Aber … Kilian, ich versteh nicht.“
„Hm, ich weiß nicht, wie weit ich jetzt ins Detail gehen möchte. Aber egal, was passiert ist, du hast knallrote Wangen. So wie Mel, wenn ich … das führt zu weit“, grinste er frech. „Also, was ich sagen will, ist, wenn er dir gefällt, und das scheint er zu tun, so wie du aussiehst und wie du hier rumstotterst, dann grab ihn an. Er braucht das. Glaub mir. Er war viel zu lange allein und die Weiber, die er anschleppt sind mehr als gruselig. Wenn du ihm hilfst, hilfst du der ganzen Familie.“ Kilian grinste fröhlich und verschwand in den Partyraum zurück.
Jessy blieb im Bad stehen und schaute dem Jungen nach. „Ja super. Nun hast du ja was angerichtet. Ich und anbaggern“, murmelte er frustriert. Er war nicht der Anbaggertyp. Er war der Rote-Wangen-Typ. Der, der verlegen kicherte. Andererseits
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