Pink Christmas 2 (German Edition)
muss er grinsen. Okay, auf in den Kampf, betritt er den Eingangsbereich des elterlichen Hotels. Stille! Klar, am ersten Feiertag.
Mit dem Aufzug hoch in den fünften Stock. In die Privatwohnung seiner Eltern. Gleich ins Wohnzimmer? Vor drei Tagen erst hat es dort geknallt. Sind seine Eltern ausgerastet. Und nun? Alles Friede, Freude, Eierkuchen? Nur weil Weihnachten ist? Nico denkt überhaupt nicht daran. Okay, was hat Marco gesagt? Er soll lächeln und frohe Weihnachten wünschen. Schwungvoll reißt er die Tür auf. Seine Eltern sitzen am gedeckten Esstisch.
„Frohe Weihnachten“, lächelt er. Selbstbewusster als er innerlich ist.
„Hallo, Nico“, springt seine Mutter auf.
„Ich hole Kaffee.“
„Frohe Weihnachten, Buar“, nickt sein Vater ihm zu.
„Wo hast du nur gesteckt? Gut, dass du wieder daheim bist.“
Leicht überrascht setzt Nico sich an den so vertrauten Tisch.
„Wo ist denn Klaus?“, fängt er das Gespräch mit einer Gegenfrage an. Klaus hat Marcos Alter und könnte sicher zur Entspannung beitragen.
„Der ist sofort bei uns“, erscheint seine Mutter mit einer riesigen Kaffeekanne.
„Schon da. Hallo, Kleiner, Merry Christmas“, folgt sein Bruder.
„Servus, Klaus. Frohe Weihnachten.“
„Du hast uns ja neulich einfach allein gelassen“, setzt der sich zu dem kleinen Bruder.
„Du warst doch eh bei Claudia. Und ihr unten im Hotel. Außerdem hatte ich meine Gründe.“
Nico schaut den Bruder leicht trotzig an. Jetzt nur nicht nachgeben, denkt er dabei.
„Das war so eine Wucht. Es war nicht einfach für deine Mutter und mich, dass du …“
Der Vater stockt.
„Dass ich schwul bin? Ja, und wer hat mich danach gefragt? Aber ich hab nun in der Mühle jemanden kennen gelernt, der mit mir drüber quatscht. Mir hilft. Darum bin ich auch nur heut kurz gekommen. Marco holt mich gleich wieder ab“, blickt Nico auf die Uhr.
„Dein Freund?“, will sein großer Bruder da von ihm wissen.
„Nein. Ein neuer Freund. Aber der hilft mir und hört mir zu.“
„Du magst nicht bleiben?“, verteilt seine Mutter verstört, nervös die Kuchenstücke.
„Nein, und ich möchte im neuen Jahr nach München. Dort arbeiten. Dann habt ihr Zeit, und ich auch.“
„Aber. Nico, Schatz, wir wollen dich nicht verlieren. Ich hab dich doch lieb“, wird seine Mutter noch nervöser.
Nico schluckt.
„Ich euch auch. Aber erst mal brauch ich Abstand. So weitermachen, nein.“
Zu seiner Überraschung nickt nun sein Vater. „Wenn du nur nicht an falsche Freunde gerätst.“
„Wird schon nicht. Hab ja schon Freunde dort.“
„Dieser Marco kommt dich abholen?“
„Ja, warum?“
Klaus ist es, der erneut das Gespräch steuert.
„Nur so. Ich würde ihn gerne kennenlernen.“
„Hm.“
„Nur kurz. Zwanglos.“
„Hast du Angst, dass der mich umbringt, oder was?“, faucht Nico.
Gleichzeitig merkt er selber, er hat überreagiert.
In dem Moment kann er sich sogar gut vorstellen, dass Klaus und Marco sicher gut miteinander können werden. Beide haben so etwas Beruhigendes. Okay, und Marco ist ein scharfer Kerl, denkt er an die Szene unter der Dusche vom Vormittag.
„Ich frag ihn nachher, ob er hier noch etwas trinken mag, okay?“, wird Nico versöhnlicher.
Zu seiner Überraschung scheint das sogar die Eltern zu beruhigen. Nico beißt in die Sahnetorte. Dabei merkt er, es tut gut, wieder daheim zu sein. Hatte Marco doch recht. Sein Weihnachtsengel. Ohne den Kölner würde er sicher grad durch München irren.
„Deine Geschenke liegen noch unter dem Baum“, nickt seine Mutter, um dabei die Tassen neu zu füllen. Alle Vier beginnen zu entspannen.
„Eure hab ich bei mir im Zimmer. Ich hol sie nachher.“
„Wenn du in München bleiben magst, da kann ich dir doch helfen“, überrascht ihn danach erneut sein Vater. „Ich meine, ich kenne doch einige Kollegen dort. Aber bitte, Nico, wann immer du heim magst, hier ist dein Zuhause. Verstanden?“
„Verstanden“, murmelt Nico. Der Nachmittag ist echt ein Wechselbad der Gefühle. Dennoch wäre er froh, mit Marco wieder in der Mühle zu sein.
Plötzlich freut er sich auf die kommenden Tage. Die Zeit dort. Vielleicht ja noch mal mit einem zweiten Heimspiel. Auf alle Fälle aber sollte er seinen großen Koffer nachher packen. Er kann ja nicht nur in der alten 501 rumrennen.
Punkt 16 Uhr steht Marco mit dem Auto vor dem Hintereingang des Hotels. Ganz schlimm kann es nicht gelaufen sein, überlegt der Kölner. Sonst hätte Nico sich sicher
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