PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
Sollen wir die Gangster beschatten? Rauskriegen, was sie hier wollen, mit wem sie sich treffen und so?
Gruß,
MAX
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Kung-Fu im Café Kränzchen
Hi, MAX,
Du hast gut reden! Ist ja toll, dass Du die Gefahr liebst. Du warst ja auch nicht bei Hashimoto. Und natürlich hast Du recht, dass ich Kuhlhardt hätte fragen können, warum die Japaner so gefährlich sind, aber vielleicht wollte ich es ja gar nicht so genau wissen, wenn Kuhlhardt mir sowieso nicht hilft. Und ich hätte die Geschenke auch wieder einpacken und nach Japan schicken können, aber erstens kenne ich die Adresse nicht und was hätte es genutzt!
Außerdem habe ich im Augenblick andere Sorgen, denn ich sitze echt in der Klemme, in der Tinte, im Sushi! Ich glaube, ich habe wirklich einen saublöden Fehler gemacht, aber ganz anders, als wir dachten!
Als ich nach meinem Besuch bei Kuhlhardt in unser Café komme, dringt lautes Gelächter aus dem Gastraum, was mich sehr wundert. So viel gibt es im Café Kränzchen meistens nicht zu lachen. Außerdem findet dort gerade die Trauerfeier des Seniorenturnvereins »Lass knacken« statt.
Ich sehe also nach und stelle fest, dass der Turnverein seine Trauer überwunden zu haben scheint. Die Mitglieder erzählen sich jedenfalls gegenseitig lustige Geschichten aus dem Leben ihres Kumpels, den sie gerade verabschiedet haben. Kassandra wuselt zwischen ihnen herum und füllt alle mit Kaffee und Torte ab. Wie Du ja weißt, ist sie nicht nur Kampfsportspezialistin, sondern – sehr zur Freude meiner Eltern – auch ziemlich geschäftstüchtig.
Ich denke gerade daran, dass ich auch gern so eine lustige Beerdigung hätte, da ertönt ein »Ogottogott« von der Theke her.
Kennst Du den Schreck, wenn irgendwo plötzlich eine Alarmglocke schrillt? So geht es meinem Vater und mir, wenn meine Mutter »Ogottogott« ruft. Allerdings mit dem Unterschied, dass eine Alarmglocke meistens nur in einer Intensität schrillt. Das »Ogottogott!« meiner Mutter kennt verschiedene Stufen des Entsetzens. Und dieses »Ogottogott« bedeutete »Alarmstufe Rot«!
Ich stürze also zur Theke – und schreie ebenfalls entsetzt auf. Vor der Theke haben sich drei Japaner aufgebaut: der Dicke und der Dünne aus dem Hotel – und Suzuki!
Bevor ich mich von meinem Schrecken erholt habe, hält mir Suzuki wieder diesen Papierstapel hin, grimmig von dem Dicken und dem Dünnen beobachtet.
»Sie haben dieses Dokument unterschrieben, Hardenberg-san!«
»Hardenberg?«, ruft meine Mutter.
Suzuki sieht sich zu ihr um. »So ist es, gnädige Frau.«
»Ogottogott!«
Ich kann es nicht fassen. Die sind immer noch auf ihrem Hardenberg-Trip!
Vielleicht muss ich es ihm ja anders erklären: »Die Frau, mit der Sie gerade gesprochen haben –«
»Ogottogott?«
»Genau! Das ist meine Mutter. Mama! Wie heißt du?«, rufe ich ihr zu.
»Mama – ich meine Kranz«, stammelt meine Mutter.
»Haben Sie gehört?«, frage ich Suzuki. »Sie heißt Kranz und ich bin ihr Sohn. Also heiße ich –«
»Hardenberg«, schneidet mir dieser nervige Typ das Wort ab. »Vielleicht darf ich das dem verehrten Hardenberg-san erklären?«
»Ja, bitte«, bringe ich heraus.
»Nachdem der verehrte Hardenberg-san das Dokument unterschrieben hat und so gütig war, die bescheidenen Geschenke des hochverehrten Hashimoto-san entgegenzunehmen, sandte der hochverehrte Hashimoto-san zwei Botschafter hierher, um die geschätzte Geschäftsbeziehung mit dem verehrten Hardenberg-san aufzunehmen.«
Er zeigt mit einer kaum merklichen Kopfbewegung auf die hinter ihm stehenden Typen. Bei dem Namen »Hashimoto« zucken die beiden zusammen, verbeugen sich und murmeln etwas Unverständliches, aber sehr Unterwürfiges.
»Ja und?«, frage ich.
»Die beiden Botschafter fanden ein sehr komfortables Haus, in dem ebenfalls ein Hardenberg-san wohnt.«
»Das ist der richtige Herr von Hardenberg!«, rufe ich. »Das ist der, mit dem Sie eigentlich –«
»Nur hat dieser Hardenberg-san das Dokument nicht unterschrieben«, fährt Suzuki ungerührt fort. »Und, wie die Botschafter uns berichteten, erwägt dieser Hardenberg-san auch nicht, Geschäftsbeziehungen zu Hashimoto-san aufzunehmen.«
»Und das heißt?«
»Die Botschafter haben dies Hashimoto-san berichtet. Er hat daraufhin mich ebenfalls hierhergesandt, um mit dem Hardenberg-san Kontakt aufnehmen, der das Dokument unterschrieben hat.«
»Und das bin ich?«, frage ich blöderweise.
Suzuki
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