PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
verlangt die Herausgabe. Und Ihre Gesundheit«, fügt er mit Haifischlächeln hinzu.
Da kapiere ich es endlich. Es geht um die Vase! Sie sind, warum auch immer, plötzlich sauer, dass ich nicht der richtige »Hardenberg-san« bin, sondern bloß Berry Kranz-san, der sich für Hardenberg-san ausgegeben und diesen blöden Wisch unterschrieben hat. Und nun wollen sie ihre Vase wiederhaben. Das Ding muss sehr wertvoll sein, wenn sie nur deshalb aus Japan angereist kommen.
»Die Vase!«, rufe ich erleichtert.
»Sie ist chinesisch«, sagt Suzuki und verbeugt sich. »Wir dachten, es wäre ein würdiges Geschenk für Hardenberg-san.«
»Ach so. Ja! Meinetwegen. – Wo ist die Vase, Mama?«, rufe ich meiner Mutter zu.
»Die vom Scheich?«
»Nein. – Ja. Doch! Wo ist sie?«
»Ich habe das hässliche Ding auf die hinterste Fensterbank gestellt, aber auch nur weil du sie –«
Ich lasse sie nicht ausreden und renne zurück in den Gastraum, bahne mir meinen Weg an Turnern und Omas vorbei bis zur hinteren Fensterbank. Doch dort stehen nur die beiden letzten Geschenke von Tante Lisbeth: ein künstlicher Kaktus und eine abgrundtief hässliche Koboldfigur aus Porzellan.
»Sie ist weg!«, brülle ich durch das Café.
»Das verstehe ich nicht!«, ruft meine Mutter zurück. »Haben Sie sie woanders hingestellt, Kassandra?«
Kurz darauf suchen wir das gesamte Café nach der Vase ab. Sie bleibt verschwunden.
Schließlich bleibt mir nichts anderes übrig, als zu Suzuki zurückzugehen.
»Sie können uns das Verlangte nicht aushändigen?«, fragt er, bevor ich überhaupt etwas sagen kann.
»Nein, leider, aber wir werden sie sicher bald –«
Suzuki lächelt wieder. Echt, MAX, bei jedem Mal bekomme ich mehr Angst vor diesem Lächeln. Wenn er mich angebrüllt, geflucht oder mich bedroht hätte, wäre mir nicht so mulmig gewesen wie bei diesem unheimlichen Lächeln.
»Unsere Geduld währt nicht ewig, Hardenberg-san«, sagt er dann. »Wir bitten Sie nun zum letzten Mal, zu beschaffen, was Hashimoto-san das Recht hat, zu bekommen.«
»Und wenn ich es nicht schaffe?«, frage ich, obwohl ich es eigentlich gar nicht wissen will.
»Dann komme ich zurück. Aber nicht allein.«
»Mit den beiden?«, frage ich und zeige auf den ängstlichen Dicken und den dünnen Kämpfer.
»Ja, und vielleicht mit noch mehr ehrwürdigen Kämpfern. Zum Beispiel dem Lehrmeister von Fujikawa-san«, sagt er, worauf sich der Dünne wieder verbeugt.
Zum Glück sind sie danach schnell wieder verschwunden, allerdings nicht, ohne dass Suzuki mir ein letztes Haifischlächeln zugeworfen hätte.
»Ist es sehr schlimm, dass die hässliche Scheichvase nicht mehr da ist?«, fragt meine Mutter mich.
Ich schlucke und versuche meine Stimme nicht zittern zu lassen. »Nee, nee. Die Vase ist nicht so wichtig. Es geht den Leuten nur um ihr Gesicht und so.«
»Aha«, sagt meine Mutter. »Du hast doch nichts Dummes angestellt?«, fügt sie dann ängstlich hinzu.
»Nein, nein!«, rufe ich schnell. »MAX besorgt eine neue Vase und dann ist alles gut.«
»Bestimmt?«
»Bestimmt.«
Meine Mutter scheint beruhigt zu sein, im Gegensatz zu mir. Das kannst Du mir glauben!
Es geht um die Vase, MAX! Um diese blöde Vase! Die will dieser Hashimoto wiederhaben. Darum hat er Suzuki geschickt. Echt, MAX, dieser Typ ist total höflich und freundlich, aber ich glaube, er ist der Gefährlichste von allen – außer Hashimoto natürlich. Was soll erst passieren, wenn der hier auftaucht? Daran will ich lieber gar nicht erst denken!
Chinesische Vasen! Die sind doch unheimlich wertvoll, oder? Müssen sie ja wohl, wenn die Japaner so ein Theater darum machen. Hätte ich dieses blöde Ding nur nicht aus der Hand gegeben. Egal, wir müssen sie wiederfinden. Und zwar bald!
Hast Du eine Idee, wie wir das machen sollen?
Berry
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Einmal Ming? Kein Problem!
Hi, Berry,
darf ich mich zunächst einmal Deiner Mutter anschließen mit einem ehrlich gemeinten: Ogottogott! Siehste, das kommt davon, wenn man Geschenke von Fremden annimmt.
Aber egal, ich bin zumindest froh, dass wir jetzt wissen, worum es geht.
Es geht um die Vase! Na, das ist leicht! Ich schau mal bei meiner Großmutter vorbei, die hat jede Menge wertvolle Vasen rumstehen, vielleicht rückt sie eine raus, die Du Deinen neuen Freunden anbieten kannst. Ich versuche was aus der Ming-Dynastie zu ergattern, die sind ziemlich wertvoll.
Also, ich geh jetzt zu meiner Großmutter, Vasen
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