PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
gut. Außerdem haben sie sie fast aufgegessen.«
»Aber auf den Marzipanknödeln sind Nonpareilles, auf den Walkürenbällchen nicht.«
»Und das ist sehr wichtig für Frau Linnemann und ihren Verlobten!«, ruft meine Mutter hinter der Theke.
Nonpareilles sind übrigens kleine Liebesperlen. Und da Frau Linnemann und ihr Verlobter sehr verliebt sind, seit sie sich beim Wassertreten im Altenheim begegnet sind, essen sie nur Gebäck, das mit den »süßen kleinen Liebesperlen« verziert ist, wie Frau Linnemann immer sagt.
Eigentlich weiß ich das ja, aber, wie gesagt, ich war nicht gut drauf.
»Dann streu doch Nonpareilles über den Rest von den Walkürenbällchen oder am besten gleich über Frau Linnemann und ihren Verlobten«, sage ich deshalb wohl ziemlich unfreundlich.
Kassandras Augen blitzen kurz auf und sie drückt mir die Teller in die Hand. »Sag es ihnen selbst, Berry. Schließlich hast du es auch verbockt.«
»Was ist nur mit dir los, mein Junge?«, fragt meine Mutter mich, als ich Frau Linnemann und ihrem Verlobten die Marzipanknödel gebracht habe, selbstverständlich auf Kosten des Hauses.
»Weiß nicht«, antworte ich, obwohl es gelogen ist. Ich weiß genau, was mein Problem ist: die Japaner und ihre Vase!
Was soll ich nur tun?
»Ich muss noch was erledigen«, sage ich kurzerhand zu meiner Mutter und bin weg, bevor sie mich aufhalten kann.
Ich klemme mir die Holzkiste mit der Vase Deiner Großmutter unter den Arm und mache mich auf den Weg ins Hilton.
Vor der Drehtür bleibe ich einen kurzen Augenblick stehen. Hier im Hotel habe ich Dich zum ersten Mal gesehen. Ich habe noch genau vor Augen, wie Du ausgesehen hast. Leider kommen gleichzeitig auch wieder alle anderen Erinnerungen an meine Verhaftung zurück.
Ich zwänge mich mit der Holzkiste unter dem Arm durch die Drehtür und fühle mich gleich wieder, als wäre ich geschrumpft. Echt, MAX, Deine Welt, also die der Superreichen, ist eine andere Welt. Da haben meine Eltern schon recht.
Am liebsten würde ich wieder umkehren, aber nicht nur, dass diese Vase verdammt schwer ist, sie brennt förmlich in meinem Arm. Ich muss sie loswerden. Sofort!
Der Typ an der Rezeption setzt ein geschäftsmäßiges Lächeln auf und betrachtet mich abschätzend. Zum Glück ist es ein anderer als beim ersten Mal. Ich wette, diese Hoteltypen sortieren Leute in Sekundenbruchteilen in Schubladen ein. Ich lande wahrscheinlich irgendwo zwischen Postbote und Schoßhund.
»Sie wünschen?«, fragt er entsprechend kühl.
»Wohnt Herr Suzuki hier?«, frage ich zurück.
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil – äh – ich muss etwas für ihn abgeben«, fällt mir gerade noch ein. Mit der freien Hand zeige ich auf die Kiste.
Der Hoteltyp wirft einen kurzen Blick auf die Kiste, dann auf seinen Computerbildschirm und greift zum Telefonhörer.
»Guten Tag, Suzuki-san. Hier ist Pascal von der Rezeption. Ein junger Mann möchte Sie sprechen. – Sehr wohl. – Wie heißen Sie?«, fragt er mich dann.
»Be- äh – Hardenberg.«
Pascal hält die Hand vor die Hörermuschel. Ich bemerke ein ungläubiges Flackern in seinen Augen. »Hardenberg? Sind Sie sicher?«
»Fragen Sie Herrn Suzuki. Er weiß, wer ich bin.«
»Der junge Mann behauptet, er heiße Hardenberg«, sagt er dann in die Muschel. »Sind Sie sicher, Suzuki-san? – Ja, sehr wohl.«
Pascal legt den Hörer auf und betrachtet mich noch einmal von oben bis unten. Dann verbeugt er sich leicht. »Ich hatte ja keine Ahnung. – Ich dachte – weil Sie doch – dürfen wir Ihnen das Gepäck tragen, Herr von Hardenberg?«
»Nein danke, nicht nötig«, sage ich großzügig. »In welchem Zimmer wohnt denn Herr Suzuki? Ich finde alleine hin.«
Pascals Haltung strafft sich. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er die Hacken zusammengeschlagen hätte. »Wir begleiten Sie selbstverständlich, Herr von Hardenberg.«
Ich muss gestehen, dass mir meine Hardenberg-Identität Spaß zu machen begann.
Ein kurzer Wink von Pascal und wie aus dem Nichts steht ein Typ neben mir, der nicht viel älter ist als ich.
»Begleiten Sie Herrn von Hardenberg zur Suite 409«, befiehlt Pascal dem jungen Typ.
Ehe ich mich dagegen wehren kann, reißt der mir die Kiste aus dem Arm, verbeugt sich und sagt: »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
Ich komme mir ziemlich blöd vor, hinter dem Typ herzulaufen und mir dabei noch die Holzkiste tragen zu lassen. Da sich aber niemand darum kümmert, scheint es wohl normal zu sein.
Nach einem Marsch,
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